Gläserne Barrieren

Ausstellung im Saalbau thematisiert die Klassengesellschaft

»Jeder ist seines Glückes Schmied« heißt es so schön, aber stimmt das wirklich? Wir leben nach wie vor in einer Klassengesellschaft, in der die Herkunft bestimmt, wie unsere Lebensrealität aussieht. Für manche resultiert dies in Privilegien, für andere in Diskriminierung.

Unverständliches Interview.     Foto: mr

Entsprechend ist auch der Bildungsweg oft vorgezeichnet. Menschen, die einen Klassenwechsel vollzogen haben, bewegen sich oftmals zwischen Anpassung und Enttarnung. Sprache, Bewegung, Gestikulation und Selbstvertrauen können die Klasse verraten, denn viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sind nach wie vor von Klassismus geprägt. Weiterhin ist es schwierig, eine Klasse zu wechseln und über Erfahrungen vom Klassenwechsel und Ausschluss zu sprechen.
In der Ausstellung »Gläserene Barrieren« in der »Galerie im Saalbau« geht es um die Frage, inwieweit eine Auseinandersetzung mit Klasse und Klassismus in der bildenden Kunst stattfindet.
Es werden Arbeiten gezeigt, die sich mit Klasse und Klassismus und den Gefühlen von Zerrissenheit, Scham und Verlust beschäftigen, die mit dem Wechsel in eine vermeintlich »bessere« Klasse einhergehen können, sowie Praxen der Aneignung und Selbstermächtigung.
So verarbeitet zum Beispiel Julischka Stengele ihre Irritation über schwer verständliche Interviewfragen in einem Comic. Im Kurzfilm »Hände« werden Menschen zu ihrer sozialen Herkunft, ihrem Verhältnis zu Arbeit und Klasse befragt. Gezeigt werden nur ihre Hände – ­sch­­mal oder breit, rau oder zart – Hände, in die sich die Arbeit eingeschrieben hat. Die Arbeit »Working Class Daughters« beschäftigt sich mit den subtilen Codes von Sprache, Habitus oder Geschmack.
Die Besucher selbst werden animiert zu hinterfragen, welche Vorteile sie selber genießen und ob ihnen ihre Klassenzugehörigkeit bewusst ist.

mr
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. September zu sehen.
Galerie im Saalbau, Karl-Marx-Str. 141