Umstrittene Straßennamen

Friedrich Kayßler

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. In Neukölln hat er dabei 18 Straßen und Plätze identifiziert, deren Namensgeber antisemitische Verstrickungen haben.
Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.

Foto: historisch

Der Friedrich-Kayßler-Weg in der Gropiusstadt beginnt an der Wutzkyallee und geht in den Sollmannweg über. Er ist benannt nach dem Schauspieler und Schriftsteller Friedrich Kayßler, der während der Nazizeit Karriere machte und auch in NS-Propagandafilmen mitspielte, darunter im antisemitischen Film »Bismarck«.Der vielseitige Künstler, der sich vor allem als Schauspieler, aber auch als Schriftsteller, Lyriker und Komponist einen Namen machte, wurde am 7. April 1874 im niederschlesischen Neurode als Sohn eines Stabsarztes geboren. In Breslau besuchte er das »Maria-Magdalenen-Gymnasium«, wo er im Sommer 1889 Christian Morgenstern kennenlernte, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Seine Karriere als Schauspieler begann er in Berlin bei dem Theaterleiter und Regisseur Otto Brahm, durch den er mit Max Reinhardt in Kontakt kam.
1905 wurde Kayßler Mitglied des »Deutschen Theaters« und gehörte bald zu den herausragenden Charaktermimen seiner Zeit. Von 1918 bis 1923 war er Intendant der Berliner Volksbühne am damaligen Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz). Mit seiner Frau Helene Fehdmer, die dem Theater ebenfalls angehörte, gastierte er im In- und Ausland und übernahm zahlreiche Filmrollen.
1933 trat er in das Ensemble des von Gustaf Gründgens geleiteten Preußischen Staatstheaters ein, dem er bis zu seinem Tode angehörte. 1934 wurde ihm der Titel Preußischer Staatsschauspieler verliehen, 1935 ernannte ihn Joseph Goebbels zum Mitglied des Reichskultursenats, 1944 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Friedrich Kayßler war einer von nur vier Theaterschauspielern, die auf der »Gottbegnadeten-Liste« als »unersetzliche Künstler« aufgeführt wurden.
Bei Kriegsende wurde er in Kleinmachnow vor seinem Haus von sowjetischen Soldaten erschossen, als er sich schützend vor eine Frau stellte.
Da die Quellenlage bezüglich antisemitischer Verstrickungen dünn ist, empfiehlt Sassmannshausen weitere Recherche, gegebenenfalls Kontextualisierung.

mr