Petras Tagebuch

Ausgemopst

Mein Verhältnis zu Hunden ist nicht das beste. Ehrlich gesagt mache ich einen Bogen um die Tiergattung, in der Hoffnung auf eine distanziert respektvolle Koexistenz.
An diesem sonnigen Tag in Brandenburg war alles anders. Erstmalig in meinem Leben führte ich einen Hund an der Leine. Es handelte sich um einen Mops, den ich als Hund nicht ernstnehmen konnte. Wir wollten zu einem Café, das sich in etwa zwei Kilometern Entfernung befand. Dort wurde eine Musikveranstaltung geboten.
Kaum hatte ich die Leine des Hundes mit Namen Luna in der Hand, blieb er stehen und bewegte sich nicht mehr vom Fleck. Das ließ ich mir nicht gefallen und zog an der Leine, die ich recht kurz hielt. Damit hatte ich den Widerstand des Mopses geweckt. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und enormer Kraft preschte er nach vorne und zerrte an mir. »Nicht loslassen und Haltung bewahren«, dachte ich mir, musste aber schon schneller werden.
Es entwickelte sich ein Zweikampf zwischen dem Mops und mir. Ich zerrte und er zog. Er ließ sich immer Neues einfallen: Mal wälzte er sich auf dem Rücken, mal schnüffelte er, manchmal pinkelte er.
In dem Café angekommen war der Hund völlig erschöpft. Wir ergatterten Plätze und lauschten dem Konzert.
In seiner Erschöpfung hechelte Luna in beachtenswerter Lautstärke, immer knapp neben dem Takt. Zu allem Überfluss saß vor dem Hund ein Paar, das aufmerksam der Musik lauschte. Luna hechelte genau in deren Ohren. Das Paar rückte immer dichter an die Musik, der sie wegen des Hechelns nicht mehr folgen konnte.
Ich habe mich von dem Mops nicht kleinkriegen lassen, aber es hat sich ausgemopst.