Petras Tagebuch

Speise statt Wagen

Vor kurzer Zeit beschloss ich, den Ort Radebeul zu besuchen. Als überzeugte Bahnfahrerin entschloss ich mich auf Anraten eines Bekannten, den Zug nach Budapest zu wählen. Ich solle mir nicht das Restaurant entgehen lassen.
Ich buchte den Zug nach Budapest und reservierte mir einen Platz. Am Tag meiner Abfahrt vom Bahnhof Südkreuz studierte ich den Wagenstandanzeiger, damit ich gleich meinen Wagen fände und problemlos meinen Platz. Es war der Wagen mit der Nummer 258, der sich zwischen den Wagennummern 257 und 259 befand.
Beim Einsteigen in den Zug erwischte ich das Ende von Wagen 257. Es schien ein Leichtes den Wagen 258 zu finden. Ich hatte mich getäuscht, denn der Anschlusswagen hatte die Nummer 259.
Nicht nur mir erging es so. Alle Reisenden, die den Wagen 258 gebucht hatten, stauten sich in Wagen 257 und 259.
Ich entschied mich, den Speisewagen aufzusuchen. Nachdem ich über Gepäckstücke klettern musste und mich an dicken Bäuchen vorbeizwängte, erreichte ich mein Ziel und fand ohne Probleme einen Sitzplatz.
Nach einer ganzen Weile gelang es mir, bei einem etwas snobistischen Herrn Ober (Kellner wäre für diesen Mann eine Beleidigung gewesen) eine Bestellung aufzugeben. Er vermitteltete mir das Gefühl, dass ich mich anständig benehmen muss. Meine Anstrengung wurde belohnt, als ich nach geraumer Zeit das bestellte Spiegelei bekam. Ich muss anmerken, dass es hervorragend schmeckte. Die Empfehlung, das Zugrestaurant aufzusuchen, kann ich nur weitergeben. Der Preis war in Ordnung und das Fehlen des Wagens 258 endete im Genuss.