Petras Tagebuch

Hohe Herausforderungen

Es gibt Gesetzmäßigkeiten, die unumstößlich sind. Drei Glühbirnen, verteilt auf drei Zimmer erloschen innerhalb von zwei Tagen für immer. Es betraf die Räume Küche, Bad und Wohnzimmer. Während dieser dunklen Jahreszeit empfand ich das als eine schon etwas größere Katastrophe.
Ich machte mich in meiner Wohnung, die sich im Dämmerzustand befand, daran, die Birnen auszuschrauben, um Belegexemplare für den Neukauf zu haben. Ersatzbirnen fand ich nicht in meinem Vorrat.
Beherzt räumte ich den Küchentisch ab und bestieg ihn, vergaß allerdings, dass er Rollen hat, die sich unweigerlich in Bewegung setzten. Ich konnte das Gleichgewicht halten, jedoch hatte ich den Eindruck, dass ich sehr aufmerksam sein musste. Bei dieser Gelegenheit schraubte ich auch gleich noch den Lampenschirm ab, um ihn zu reinigen. Der Abstieg vom Küchentisch war unfallfrei.
Nun kam das Bad dran. Ich nahm einen Stuhl, um die Deckenbeleuchtung zu entfernen. Leider reichte der Stuhl nicht aus, ich war zu kurz, um die Birne zu erreichen. Beflügelt vom Küchentischerlebnis, holte ich einen Hocker und stellte ihn auf den Stuhl. Vorsichtig hangelte ich mich vom Badewannenrand auf den Hocker und Glück gehabt, es schien eine stabile Konstruktion zu sein. Ich holte mein Belegexemplar und kletterte vorsichtig wieder hinunter.
Am nächsten Tag besorgte ich neue Birnen, die eine Lebensdauer von 15 Jahren versprachen. Das war beruhigend, denn so ein guter Kletterer bin ich nicht. Und diesmal war ich vorsichtig: Ich holte meine Leiter, und das Einschrauben der Birnen war ein Kinderspiel.
Denn zweimal hintereinander das Schicksal herausfordern wollte ich nicht so gerne, es wäre bestimmt nicht gutgegangen.