Herausforderungen für Kultur und Bildung

Kiez und Kneipe spricht mit Bezirksstadträtin Karin Korte (SPD)

KuK: Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten?
Korte: Eine sehr große Herausforderung stellt die Bereitstellung von Schulplätzen für alle Schülerinnen und Schüler dar. Vor allem in Britz, Buckow und Rudow kommen Grundschulen an ihre Grenzen. Deshalb wird es bald Entlastung geben durch neue modulare Ergänzungsbauten in der Schliemann-Schule, in der Christoph-Ruden-Schule, in der Oskar-Heinroth-Schule, in der Schilling-Schule und durch den Neubau der Schule am Koppelweg.
KuK: Was ist das Besondere in Ihrem Amt?
Korte: Besonders ist, dass ich einen Bereich verantworte, in dem Bildung in allen Varianten – schulisch und außerschulisch – ermöglicht wird mit einem hohen Maß an Flexibilität und Kreativität.
KuK: Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Korte: Für mich findet Bildung nicht nur in Schule statt. Neben der frühkindlichen Bildung und der Schulbildung findet in dem Bereich, für den ich verantwortlich bin, lebenslanges Lernen statt. Unsere Volkshochschule, unsere Bibliotheken, unsere Musikschule und auch die Fachbereiche Museum und Kultur machen großartige Bildungs­angebote für die Menschen in unserem Bezirk. Ich lege großen Wert darauf, dass es hier eine gute Zusammenarbeit und Synergieeffekte zwischen den einzelnen Bereichen von Weiterbildung und Kultur und den Schulen gibt.
KuK: Welche Auswirkungen haben die Streichungen von Mitteln für die Schulbauoffensive für Neukölln?
Korte: Ursprünglich sollte es auch in Neukölln eine Verschiebung von Baumaßnahmen geben, die zu einer ernsten Gefährdung von Schulplätzen in der Gemeinschaftsschule Campus Rütli geführt hätte. Der Entwurf des Investitionsprogramms 2022-26 sah die Verschiebung des zweiten Bauabschnitts des Bestandsgebäudes am Campus Rütli von ursprünglich 2025 auf 2027 vor. Nach meiner Intervention ist dies dann zurückgenommen worden. Dafür mussten wir aber etwas anderes anbieten. Die weiteren Sanierungen an der Schilling-Schule werden deshalb zeitlich gestreckt. (Das betrifft die Sanierung des großen Schwimmbeckens, die ab 2024 beginnt und der Fassade, die ab 2026 beginnt.) Schulplätze sind in Neukölln gegenwärtig nicht gefährdet, obgleich auch hier besonders im Oberschulbereich Knappheit herrscht.
KuK: Wie schafft Neukölln die Integration von Flüchtlingskindern in den Schulalltag?
Korte: Gegenwärtig gibt es an 21 unserer Grundschulen 35 Willkommensklassen sowie an 15 Oberschulen 22 Willkommensklassen. Von den rund 700 Willkommensschüler:innen stammen 550 aus der Ukraine, Tendenz steigend. Es gibt viel Beispiele, wie Integration gelingen kann. Bereits einen Monat nach Kriegsbeginn gestalteten ehemalige Willkommens-Schüler:innnen aus Syrien und Afghanistan des Albert-Schweitzer-Gymnasiums ein Friedensfest und übernahmen damit quasi die Patenschaft über die ukrainischen Schüler:innen. In den Grundschulen ist es generell so, dass die geflüchteten Schüler:innen sofort in die Regelkassen gehen und nur zum Deutschunterricht separat unterrichtet werden. Wandertage und andere Ausflüge oder Aktionen finden mit der Bezugsklasse statt. Auch in den Oberschulen ist der Übergang in die Regelklasse fließend. Je mehr Deutsch die SuS bereits können, desto mehr Fächer besuchen sie zusammen mit den Regelklasseschüler:innen. In den Fächern Sport, Musik und Kunst sind sie meist schon direkt integriert.
KuK: Wie unterstützen Sie kleine kulturelle Einrichtungen und Künstler, die an der Armutsgrenze arbeiten?
Korte: Mir ist bewusst, dass die meisten Kunstschaffenden unter eher prekären Verhältnissen arbeiten. Es gibt einige Fördertöpfe des Fachbereichs Kultur, die zum Empowerment beitragen und Ausstellungsprojekte sowohl von erwachsenen Künstler:innen als auch Kindern und Jugendlichen ermöglichen. Der Aspekt der Förderung Neuköllner Kunstschaffenden sowie von Tandemprojekten in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen ist uns in Neukölln wichtig.