Einblicke in Müll und Werkstätten

Neue Ausstellungen in der »Galerie im Saalbau«

Der Titel »Ersatz Teile Körper« ist auf den ersten Blick ein wenig irreführend, denn bei der neuen Ausstellung in der »Galerie im Saalbau« geht es nicht um Ersatzteile für den menschlichen Körper.

Schrauber bei der Arbeit.      Foto:mr

Es geht hier eher um die Transformation von Dingen. Dabei geben die beiden Künstlerinnen Ingeborg Lockemann und Birgit Schlieps Einblicke in Welten, die sonst eher verborgen bleiben.
Ingeborg Lockemann untersucht legale und illegale Mülldeponien in Brandenburg. Berliner Abfälle landen seit jeher in Brandenburg, seit der Wende ist das Land jedoch auch Ziel internationaler Müllentsorgungen. Auf einer Karte des Landes Brandenburg hat die Künstlerin alle Deponien markiert und zeigt dabei, dass es einen Unterschied in der Form zwischen legalen und illegalen Deponien gibt. Bei den legalen sind die Abfälle zuvor weitgehend verbrannt, in ihrer Form transformiert. Die Deponien wirken daher gut organisiert, die Formen sind eher rundlich. Im Gegensatz dazu wuchern die illegalen Deponien unkontrolliert in die Landschaft hinein. Hier kann man auch noch die einzelnen Teile finden, die zu Abfall wurden. Beide Formen prägen auf ihre Art die Landschaft, werden von Pflanzen überwuchert im besten Fall sogar zu Naturparks. Ein großer Moosteppich mit Hügeln und Tälern soll eine Ahnung davon vermitteln, wie so eine Landschaft aussehen könnte.
Birgit Schlieps beschäftigt sich in ihren Fotoarbeiten vorwiegend mit Autowerkstätten. Sie zeigt, wie die Schrauber mit ihrem Material umgehen, die »Wunder zwischen Reparatur und Rekonstruktion«, wie sie es ausdrückt, und wie sich das Leben rund um die Werkstätten abspielt. Interviews, die sie mit den Akteuren geführt hat, sind in der Ausstellung nachzulesen.
Viele dieser Werkstätten finden sich in den Zwischenräumen der Stadt auf Brachen, in alten Baracken. Der Bauboom vertreibt sie immer mehr an die Peripherie.
Die Ausstellung ist auch ein Appell an die Gesellschaft, diese Werkstätten zu erhalten und sie nicht dem Wohnungsbau zu opfern, denn um von der Wegwerfmentalität zu einem nachhaltigeren Leben zu kommen, braucht es auch die Fähigkeiten, Dinge wieder reparieren zu können.

mr
Die Ausstellung läuft noch bis zum 4. Dezember in der Galerie im Saalbau, Karl-Mar-Str. 141