Unhungrig mit gutem Gefühl

»Hungerkünstlerin« Nicole Hofen kocht jetzt verspielt Gesundes in der Weichselstraße«

Einst »Salon Renate«, dann Jausen-Bistro »Hungerkünstler« und Käse-Wurst-Weinladen – jetzt lässt Georg »Peppi« Weishäupl seine Räume gastronomisch neu bespielen: Als »Hungerkünstlerin«, einem Projekt rund ums Essen und die Kunst. Auch »Mamma Berlin Kitchen Labatory Pop Up Restaurant« (sic) wird arg neuzeitlich das Konzept benannt, das originelle, aber nicht abgehobene, wöchentlich wechselnde Menüs aus einzeln bestellbaren Gerichten anbietet.

Laboratorium für Feinschmecker.   Foto: hlb

Im Fokus stehen vegetarische Gerichte, selbst Fermentiertes und eine Auswahl an Patisserie. Rein Regionales und Saisonales, eigenes Sauerteigbrot und Naturwein ist für moderne Restaurants und bewusste »Foodies« von heute ja fast schon selbstverständlich, aber was hier in unverkrampft lockerer Atmosphäre auf die erfreulich großen rechteckigen Teller zum gemeinsamen Teilen kommt, sticht in der hiesigen Gastroszene heraus.
Die umtriebige Köchin, Kochbuchautorin und Foodbloggerin Nicole Hofen ist die Gastgeberin, und das macht die »Hungerkünstlerin« zur schon jetzt überregional gefragten Attraktion – Reservierung ist daher empfohlen. Die aus dem Ruhrpott (Essen!) stammende Hofen kocht seit Kindesbeinen, am liebsten vegetarisch, war Küchenchefin vom Gutshof Kraatz in der Uckermark und betrieb einen Supper Club namens »Mamma Berlin«, was auch ihr Spitzname ist. Nach kulinarischer Weltreise nun wieder in Berlin Fuß fassend, kocht sie verspielte Menüs aus regionalen Produkten mit selbst Kre­iertem wie Veilchenessig, Rosenöl, Erdbeersalz oder Fliedersirup.
Einen pikanten Einstieg bieten ein Solei mit schwarzem Senf, sehr saure Pickles, also eingelegte Gemüse, oder ein Teller mit Sellerie-Pflaumen-Miso-Salat. Die Gemüse und Früchte, die Hofen mit Kräutern, Nüssen und Getreiden zu ansehnlichen Kreationen komponiert, kommen von ihr bekannten Bauern unweit von Berlin. Delikat gedresster Cerbiatta-Eichblattsalat – als ganzes, knackiges Stück serviert –, Wassermelone, verschiedene Beten oder Hafer (als Bratling) mit Apfel, Kürbiskernen, Buchweizen oder Brennnessel bekommen hier einen extrem frischen und stimmigen Auftritt. Wer auf tierische Aromen nicht verzichten mag, wählt die Gerichte mit »Cheese Pairing«, bereichert um jeweils passende »Peppi«-Käsespezialitäten, für je 9 Euro. Gesunde Teller, die einen gesättigt und mit einem guten Gefühl in den Abend schicken. Brioche mit Eis oder ein Käseteller schließen bei Bedarf schließlich den Magen.
Ein paar Weine (Veltliner, Silvaner, Zweigelt etwa), »Meckatzer«-Bier vom Fass oder Berliner »Schneeeule«-Weiße, aber auch Apfel-Rote-Bete-Saft oder Birnen-Cider aus der Uckermark sind ideale Speisebegleiter. Ab September wird es samstags auch nicht essbare Kunst – Lesungen, Ausstellungen und Happenings – geben. Also auf zu Mammas Labor!

hlb
Hungerkünstlerin im Salon Renate, Weichselstr. 65,
Do – Sa 18 – 22 Uhr, www.hungerkuenstler.de, Facebook: Weichselstrasse 65, Instagram: hungerkuenstler_in_lab