Fan-Ansturm bei Tasmania

»Influencer« des Gegners sorgen für Andrang bei zwei Testspielen

So viele Zuschauer hatte der Werner-Seelenbinder-Sportpark anlässlich eines Spiels des »SV Tas­mania« wohl seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt – und das bei einem Testspiel am Mittwoch­abend gegen ein Team aus der Kreisliga C!

Tanz um den Ball.    Foto: Hagen Nickelé

Doch 95 Prozent der Besucher – Schätzungen zufolge lag ihre Gesamtzahl zwischen 3.000 und 4.500 – waren eben genau wegen »Delay Sports Berlin« gekommen. Der Verein ist seit diesem Sommer neu im Hauptstadtfußball vertreten und besitzt dank Internetstar Elias Nerlich (eSports) oder Ex-Profi Sidney Friede über die sozialen Netzwerke extremes Mobilisierungspotenzial. Sie hatten ihre »Follower« über Instagram & Co zum Besuch des Spiels inklusive anschließender »Selfie«-Stunde eingeladen. Dazu wurde extra ein Verein und ein Spielort ausgesucht, wo der erste offizielle, öffentliche Auftritt in dieser Größenordnung durchführbar sei – die vorangegangenen Tests hatte »Delay Sports« deswegen gar nicht erst beworben. Letztlich fiel die Wahl auf Tasmania und das Stadion Neukölln an der Oderstraße. Um den umfangreichen Ordnungsdienst zu finanzieren, erhob Tasmania dabei einen Eintritt (5 / erm. 3 €).
Damit wollte man von Neuköllner Seite Szenen vermeiden, die sich zuvor beim Testspiel bei »Hertha BSC II« abgespielt hatten. Die Reserve des Bundesligisten hat vor der Saison mit Nader El-Jindaoui einen »Influencer« verpflichtet, dessen Aufruf sicher zweitausend Fans bei freiem Eintritt im Amateurstadion allein seinetwegen gefolgt waren. Nach seiner Auswechslung konnten die vornehmlich jugendlichen Fans den Schlusspfiff nicht mehr abwarten, um ein Foto mit ihrem Liebling zu ergattern – und stürmten schließlich nach einigen einzelnen Versuchen zu Hunderten den Platz. Der Schiedsrichter beendete die Partie schließlich vorzeitig, in diesem Fall gab es auch kleinere Tumulte und die eine oder andere Sachbeschädigung zu vermelden.
Zum Saisonstart in der Oberliga am 6. August gegen den »RSV Eintracht« (Anstoß: 14 Uhr) wird es dann aber wieder wohl leider deutlich überschaubarer im Stadion Neukölln zugehen – dazu gastiert dort in diesem Monat mit »Optik Rathenow« noch ein Team (27.08., 14 Uhr), das vergangene Saison gemeinsam mit Tasmania aus der Regionalliga abgestiegen ist.

Hagen Nickelé