Hochzeiter als Ärgernis?

Des einen Freud, des anderen Müll

Müllprobleme haben nicht nur Neuköllns Straßen, leider auch das öffentliche Grün. Vielerorts reinigt dort schon die BSR. Das brachte Verbesserungen, nur gegen die Vielzahl der Parkmüllsünder kommt auch sie kaum an.
Heiraten gerät mehr und mehr zum Groß­ereignis. Soziologen sprechen bereits von einer »Eventisierung«. Ausgaben bis zu 30.000 Euro für diesen Tag sind keine Seltenheit und 75 bis 100 Hochzeitsgäste werden üblicher.

Hochzeitsmüll.     Foto: rr

Das Standesamt Neukölln residiert im ehemaligen Britzer Krankenhaus in der Blaschkoallee. Auch wegen seiner historischen Backsteinfassade und der ehemaligen dekorativen Kapelle ist es eine angesagte fotogene Location. Einzig echter Wermutstropfen: Der neue Pop-Up Radweg schluckte nicht nur unmittelbar davor 200 Parkplätze, sondern drängt Bürger­amtsbesucher und Hochzeitspaare samt ihrer Gäste ins nahe Weltkulturerbe. Dass Heiratende mit dem (Lasten)Fahrrad zur Zeremonie kommen, bleibt die Ausnahme. Deshalb blockieren die Hochzeitsgefährte gern mal die Haltestellen und auch den Radweg.
Heutige Hochzeitsplaner schätzen die breite Treppe unmittelbar auf der anderen Straßenseite, weil die ins Grün vom Britzer Akazienwäldchen führt. Dieser kleine Park hat noch Berlins größte Ansammlung an Robinien, die fälschlich oft in Deutschland als Akazien bezeichnet werden.
Um die Bedeutung des Tages extra hervorzuheben, erleben hier schon die frisch getrauten Paare die ersten Hochzeitsrituale. Gespart wird nicht an üppigen Blumengestecken, farbenprächtigen Luftballons und vielem mehr. Konfettikanonen ersetzen die hergebrachten Blumenkinder und lassen, mehrfach pro Woche, Plastikblütenblätter, -flitter, oder -herzen niederregnen. Nicht selten belasten zusätzlich kleine Schmuckpavillons und Stehtische den ohnehin belasteten Rasen, bis die Gesellschaft hastig zur nächsten »Feierlocation« weitereilt.
Zurück bleiben jede Menge kleinteiliges, glitzerndes und unverrottbares Plastik, das der Wind weiterträgt, die ins Gebüsch entsorgten leeren Konfettikanonen, Einmalbecher, Flaschen und Dekokram. Die neue »Nur-Ich-Generation« nimmt hier weder Rücksicht auf die Umwelt, noch auf nachkommende Hochzeitspaare. Jahrelang verbleiben, weil schwer erreichbar, Plastikluftballonhüllen in den Bäumen. Dass Heiratende hinterher hier reinigen lassen, geschieht eher selten. Erfreulicherweise übernehmen das engagierte Anwohner gelegentlich freiwillig.

rr