Ohne Eselsohren, aber mit Ecken und Kanten

Neues aus Herbert Friedrich Witzels kleinem Verlagsuniversum

Über »Buchgestalter, -hersteller und -verleger« (Eigenbezeichnung) Herbert Friedrich Witzels mitunter unberechenbares, buntes Verlagsprogramm, das der bibelfeste und streitbare Warthestraßenbewohner aus seinem heimischen Rixdorfer Verlag wissbegierigen und humorfesten Lesern in die Welt schickt, hatten wir schon im Mai 2021 berichtet. Doch Witzel teilt unermüdlich seine neuen wie gereiften Entdeckungen und »Einladungen ins Reich des Geistes«.

witzels neue Erhellungen.     Foto: hlb

So und in persona, samt Songs und schon legendärer »Ur«-Suppe, auf seiner vierteljährlichen »Bunten Bücherbühne« (in der Kreuzberger Marthakirche, wenige Meter oberhalb der Thielenbrücke des Landwehrkanals). Für Fans des »Worttransport« wird dort stets ein signiertes und durchnummeriertes »Vierteljahrbuch« vorgestellt, das Auszüge aus dem »worttransport«-Programm, Fremdtexte und – wie bei Witzel oft eingesetzte – handschriftliche Kommentare und Ausführungen versammelt und mit unorthodoxer, meist augenzwinkernder Gestaltung zu einem individuellen Machwerk wird.
»Nicht nur Provokationen, sondern stabile Qualität für die Zukunft« umschreibt Witzel das Verlagskonzept seiner Buchinhalte. Dass ein Endlektorat fehlt, bemaulen nur Rechtschreibnerds (wie der Autor dieser Zeilen), dafür lohnt sich hier oft sogar die Lektüre der unkonventionellen Impressen, die sich ebenso keiner Schelmereien und Bonmots enthalten. Im aktuellen Vierteljahrbuch trifft der biblische König und neuerdings Kanzlerkandidat David auf ein 2009er Plädoyer, Berlin zu rekommunalisieren und entkleinstaatlichen, aber auch auf ein Fundstück wie die 1935 verfasste Erkenntnis eines US-Generalmajors, welch »organisiertes Gewaltverbrechen« der Krieg ist. Auch zu seinem Einsatz für den Erhalt des »sparstrumpfmasken«- und PC-zeitgeistbedingt vernachlässigten Ehrengrabs des Religionsphilosophen und »Bürger Neuköllns«, Bruno Bauer, tut Witzel hier weiterhin schriftlich seinen Mund auf. Alles in handgebundenen »Büchern ohne Eselsohren« (da mit abgeschnittenen Ecken).
Die jüngste Veröffentlichung des knorrigen, 1949 in Braunschweig geborenen, später bekehrten, seither flexibel umtriebigen Kleinunternehmers Witzel ist, nach Nachauflagen von historischen, aufgeklärten Texten oder Biografien wie der über Nikola Tesla, nun eine leicht verständliche Anleitung zum Einstieg in das kostenlose, quelloffene Computer-Betriebssystem LINUX, in den 90ern entwickelt von Linus Torvald. Der Gatte der Autorin hat bei Witzel auch schon ein Handbuch zum Bildbearbeitungsprogramm IrfanView des Programmierers Irfan Skiljan gemacht.
Bücher-Pionier und »Chef« Witzel liegt also sogar etwas daran, dass selbst »ABC-Schützen« Sicherheit am »Volksrechner« entwickeln.
Wen erhellende Lektüre »homemade in Rixdorf, Germany« interessiert, der schaue mal auf www.wortransport.de.

hlb
Email: witzels-worttransport@web.de