Beschützen in Kriegszeiten

Menschen im Krieg.       Druck: Anna Khodkova und Kristina Yarosh

Freundschaften mit ukrainischen Künstlerinnen

Anna ist in Kiew und behütet die Druckpresse und das Atelier. Kristina ist mit ihrer Freundin in Lviv und halbwegs sicher.
Die Verbindung von hier nach Kiew ist dicht. Wir trafen uns 2013, sprachen über unsere künstlerische Arbeit, über getrocknete Quallen, Zeichnungen und Knochen von toten Tieren – und nach fünf Minuten ist eine Seelenverwandschaft entstan­den – das mag merkwürdig klingen. Doch wir blieben in Kontakt, und es folgten Ausstellungen in Berlin und Kiew und eine andauernde Freundschaft.
Anna und Kristina arbeiten seit mehreren Jahren zusammen in einem Atelier in Kiew. Es entstehen dort Ätzungen, der Name ihres Studios ist »etchingroom1« – etching, heißt zu deutsch Ätzradierung. Auf eine Metallplatte wird eine Zeichnung mithilfe einer Nadel gezeichnet, anschließend wird die Platte in ein Bad mit Ätzflüssigkeit gelegt und dann gedruckt. Die Metallplatten sind recht klein. Jede hat ihr eigenes Teil. Doch was die beiden zusammen erschaffen, sind ein Meter mal zwei Meter große Drucke, indem sie die Druckplatten immer wieder erneut durch die Druckpresse ziehen.

Gemeinsam auf bessere Zeiten.    Foto Elisabeth Hammann

Sie arbeiten eigentlich nicht politisch, subtil aber dann doch. Nach der Annexion der Krim – es wurden viele sow­jetische Mosaike abgehängt oder zerstört – erarbeiteten die beiden eine Reihe von Mosaiken, es geht ihnen dabei vor allem um den kunsthistorischen Erhalt.
Kristina lässt zumeist den architektonischen Teil der Arbeiten entstehen und Anna die Menschen. Es ist eine wunderbare Symbiose. Niemand kennt sie ohne ihre Druckpresse und ohne ihr Atelier.Wenn sie in Berlin sind, werden sie unruhig, wenn sie nicht arbeiten können.
Anna hat in Kiew und auf der Krim Kunst studiert, sie musste die Krim verlassen und studierte weiter in Kiew. Beider Heimat ist dort – in Kiew. Obwohl sie gute Kontakte nach Deutschland, Frankreich und den Niederlanden haben, wollen beide ihre Heimat nicht verlassen.
Wir sprechen über die Schönheit der Stadt, wir sprechen über Museen, die gerade zerstört werden, über unsere Mütter – die eine versorgt gerade Menschen mit Milch, die andere fühlt sich in eine propagandistische Zeit der Sowjetunion zurückgeworfen. Es ist alles nicht nachzuvollziehen in Berlin gerade, dazu kommt das Wissen: Nichts ist gut momentan.

jr