Tango, Theater und Berliner Schnauze

»PianLOLA« feiert Premiere im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt

Der Name »PianLOLA« hat nichts mit einem Pianola zu tun, denn »die fesche Lola« steht auf richtige Männer am Klavier und nicht auf Musik­automaten. Mit dieser Klarstellung begann ein höchst unterhaltsamer Nachmittag im Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt mit dem Duo »PianLOLA« und ihrem Programm »Das Casting«, das hier Premiere feierte.

Der Pianist mit seiner Muse.      Foto: mr

In der Rahmenhandlung geht es darum, dass Lola ihrem Partner Alois versprochen hat, mit ihm auf Tournee zu gegen. Als sie dann kalte Füße bekommt, weil sie ihr Dasein als Portiersche nicht aufgeben will, organisiert sie flugs ein Casting, um Ersatz zu finden.
»PianLOlA«, das sind Sängerin Lola Bolze, eine echte Berliner Pflanze, aufgewachsen in Tempelhof, und Pianist Jorge Idelsohn, Argentinier mit spanisch-ukrainisch-jüdischen Wurzeln. Gemeinsam stehen sie seit zehn Jahren auf der Bühne und bieten dem Publikum eine Mischung aus Berliner Kabarett mit Chansons der zwanziger bis sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts und argentinischer Tangomusik, gewürzt mit viel Humor und typischer Berliner Schnauze. Dabei wechseln die beiden in Windeseile die Kostüme und brillieren in verschiedenen Rollen von der Quasselstrippe über die Diva bis zum Dandy. Das Mienenspiel von »Alois«, der die Qual der Wahl hat: Unbezahlbar. Und als Lola am Schluss das Lied von »Hannelore, das schönste Kind vom Halleschen Tore«, anstimmt, singt das Publikum begeistert mit.
Idelsohn studierte in Buenos Aires Musik und Komposition und arbeitete bereits in jungen Jahren als Pianist. Lena Bolze arbeitete früher als Projektmanagerin, bis sie sich überlegte, sich selber zu vermarkten, und zwar als Sängerin. Ab 2008 nahm sie Gesangsunterricht an der Neuköllner Musikschule Paul Hindemith. Kennengelernt haben sich die beiden im Frühling 2011 durch eine Anzeige, die Lola an verschiedene schwarze Bretter in der Stadt gepinnt hatte. Darauf stand: »Suche Pianist mit schauspielerischen Ambitionen!« Nach einem halben Jahr des Übens und Ausprobierens stand das erste Programm, in dem die Berliner Portiersche Lola, dem südamerikanischen Pianisten Alois, der in einer Schaffenskrise steckt, in breitestem Berliner Jargon ihr ganzes Leben – inklusive aller Männergeschichten – erzählt und ihm mit Witz, Charme und Kittelschürze den Kopf verdreht.
Am 7. Oktober 2011 erblickte das Stück mit dem Titel »Von Berliner bis Argentinier« zum ersten Mal das Licht der Öffentlichkeit im »Kabarett Mückenstich«, einem kleinen Kellertheater in der Kreuzberger Dieffenbachstraße.
Seitdem hat sich die Geschichte weiter entwickelt, die Figuren sind komplexer geworden, neue Rollen sind hinzugekommen. Vier verschiedene Stücke gibt es inzwischen, mit denen sie deutschlandweit auf Tour gehen.

mr
Über die Anfänge des Duos hat Jorge Idelsohn ein Buch geschrieben mit dem Titel »Autentica Berlinesa«. Paperback (10 €) oder E-Book (8 €). Zu bestellen über:
E-Mail: kontakt@pianlola.de
Telefon: 030 688 57 77
www.pianlola.de