Petras Tagebuch

Termintreue

Mehrere Anläufe, beim Bezirksamt einen Termin zu erhalten, scheiterten. Im Internet habe ich nie einen freien Termin gefunden. Lange Zeit verbrachte ich am Telefon, aber auch das war erfolglos. Dabei wollte ich doch nur meiner Pflicht nachkommen, meinen alten grauen Führerschein gegen die Plastikkarte auszutauschen. Der Tag, an dem mein Führerschein keine Gültigkeit mehr haben sollte, rückte immer näher.
Eine Bekannte, die das Dilemma verfolgte, gab mir eines Tages den Tipp, eine Email an folgende Adresse zu schreiben: buergeramt@bezirks­amt-neukoelln.de.
Meine Hoffnung hielt sich in Grenzen, aber ich wollte nichts unversucht lassen. Ich setzte mich hin, formulierte meinen Wunsch und sendete die Email weg. Bereits am nächsten Tag hatte ich eine Anwort, versehen mit einem Termin und mit den Unterlagen, die ich mitbringen sollte. Amüsiert war ich über die Uhrzeit: Der Termin war um 9 Uhr 48.
Am vorgeschlagenen Tag kam ich zehn Minuten zu früh, weil ich durch die Coronakontrollen musste. Das klappte hervorragend. Ich nahm im Warteraum Platz und wollte gerade in meinem Buch anfangen zu lesen, als meine Wartenummer auf der Informationsanzeige erschien.
Ich schaute auf meine Uhr. Es war nicht 9 Uhr 47, es war auch nicht 9 Uhr 49, es war exakt 9 Uhr 48.
Mein Anliegen wurde zügig bearbeitet, ich habe meine Gebühr bezahlt und erhielt die Information, in sechs Wochen den neuen Führerschein abzuholen.
Beflügelt von dieser perfekten Organisation startete ich einen neuen Versuch, um einen Pass zu beantragen. Es klappte wieder mit der gleichen Genauigkeit wie zuvor.
Bei dieser Gelegenheit erhielt ich dann noch ohne weitere Wartezeit den neuen Führerschein ausgehändigt.