Stört Religion den Schulfrieden?

BVV diskutiert Schulprojekt

Sehr kontrovers wurde in der Bezirksverordnetenversammlung vom 26. Januar das Projekt »Anlauf und Registerstelle konfrontative Religionsbekundung« diskutiert, das die Linke in einer großen Anfrage thematisierte. Das Projekt ist eine Idee des Vereins »Devi« (Demokratie und Vielfalt), nach dessen Auffassung religiöse Konflikte an vielen Schulen überhand nehmen, die Pädagogen würden damit allein gelassen. So komme es immer wieder vor, dass muslimische Schüler von übereifrigen Glaubensgenossen kritisiert oder gar gemobbt werden, weil sie im Ramadan nicht fasten oder weil sie sich nicht an »islamische« Kleidungsvorschriften halten. Es gebe Eltern, die ihren Töchtern die Teilnahme am Sportunterricht verbieten oder keine Sexualaufklärung wollen.
»Devi« hatte Ende Dezember eine entsprechende Befragung von zehn Neuköllner Schulen vorgestellt. Der Verein möchte eine Anlaufstelle ins Leben rufen, die solche Konflikte dokumentiert und Schulen Hilfen anbietet.
Das Projekt sei unwissenschaftlich, weil zu wenige Schulen befragt wurden. Zudem stigmatisiere es muslimische Jugendliche, kritisierte Ahmed Abed (die Linke) und forderte, die Unterstützung umgehend einzustellen. »Schule muss ein sicherer Ort sein«, sagte dagegen Karsten Schulze (CDU). Es gehe bei der Studie um alle Religionen, die Fokussierung auf Muslime sei fehl am Platz. Wolfgang Hecht (SPD) ergänzte, dass es allen Kindern möglich sein müsse, ihre Weltanschauung auszuleben. Das gehe aber nicht, wenn eine Religion die Übermacht habe.
Die Probleme liegen in der sozialen Segregation, die zu abgeschotteten Gemeinschaften mit sehr konservativen Wertvorstellungen führen, sagte Martin Hikel. Das habe die Studie auch nicht verschwiegen. Da die bisherigen Antworten die Probleme nicht gelöst hätten, plädiert er für eine Fortsetzung des Projekts und eine vertiefende Erforschung des Problems.

mr