Obdachlosigkeit – wie können wir helfen?

Ein Gastbeitrag von Sonja Lawin

Regelmäßig in der kalten Jahreszeit erinnern sich die Medien der Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und in der Kälte schlafen müssen.
Wer in Neukölln lebt weiß, dass das kein winterliches Phänomen ist, sondern Alltag. Ob im Sommer in sengender Hitze oder eben jetzt bei nieseligem nasskaltem Wetter sehen wir Menschen auf der Straße sitzen, essen und schlafen.

Dächer über Köpfe.   Foto: Sonja Lawin

Oft schaudern wir beim Vorbeigehen, weil wir die klammen, nass geregneten Matratzen förmlich selbst am Körper spüren können. Dann überlegen wir, ob wir in unseren Mänteln Kleingeld haben und ob wir es herauskramen sollten. Schnell stellt sich die Frage ein, ob es zu viel ist oder zu wenig, ob wir damit überhaupt helfen oder die Lage sogar noch verschlimmern – und schon sind wir eine Ecke weiter. Manchmal fühlen wir uns dann noch eine Weile schlecht, denn wir hätten vielleicht doch helfen können.
Neukölln wäre nicht Neukölln, wenn es nicht Menschen gäbe, die genau aus diesen Fragen für sich Antworten und Aktionsgemeinschaften schaffen.
Es gibt hier im Kiez viele kleine und große Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, die auf ihre Weise Anteil am Schicksal anderer Neuköllner und Neuköllnerinnen nehmen. Da ist zum Beispiel die »Kiezversammlung 44«, die als selbstorganisiertes Bündnis Mieterinnen und Mieter zu rechtlichen Fragen kostenlos berät und die Gabenzäune am Trusepark und um den Reuterkiez unermüdlich mit frischem Tee, selbstgeschmierten Stullen oder Obst bestückt.
Anneliese gehört dazu. Sie sitzt an der Hobrechtbrücke Ecke Paul Lincke Ufer neben einem Vertiko, kommt mit Menschen ins Gespräch, hält Essen und warme Getränke bereit und freut sich über jeden Besucher und jede Besucherin, ob er oder sie etwas mitnimmt oder hinbringt.
Machen Sie doch demnächst einen kleinen Spaziergang am Weigand­ufer und überzeugen Sie sich selbst.

Selbstorganisierte Kiezversammlung zur Mietkrise in Nordneukölln