Raus aus der Finsternis

Starke TV-Filme lehren: Nichts darf vergessen bleiben

Zu allererst: Es handelt sich nicht nur um starke Regiefilme nach gründlichem Drehbuch, sondern außerdem um megastarke Leistungen der Schauspieler und Schauspielerinnen. Vor allem die Kinder haben in »Die Nazíjäger« der Kamera ihr Bestes gegeben. Sie hatten dabei mit Sicherheit starke auch psychologische Betreuung, die bei Filmproduktionen stets gewährt wird. Sollten sie dem Schauspiel treu bleiben, werden wir starke Charakterdarsteller und -darstellerinnen zuschauend und packend erleben können.
Die Männer als Schauspieler überwinden ihre Abscheu vor den Faschisten, schlüpfen in Rollen, die ihnen im realen Leben von Herzen gar nicht passen und haben ein schwere Bürde auf sich genommen. Mit ihren Kahlschnittfrisuren und Hackenschlägen im militärischen Stil schaffen sie es, uns den Eindruck dieser überzeugten Verbrecherriege zu vermitteln.
Die Zeichen, die in beiden Filmen gesetzt werden, heißen »Nie wieder«. Es geht um den ZDF-Film »Die Wannseekonferenz« und um den ARD-Dreiteiler »Nazijäger – Reise in die Finsternis«.
»Die Wannseekonferenz« stellt protokollgerecht alles dar, was 1942 Männer als »Endlösung der Judenfrage« beschlossen haben, in all ihrem Herrschaftszynismus. Wahnsinnig waren diese realen Verbrecher nicht, sie wussten, was sie taten, und das aus Überzeugung. Das ist im ZDF zu sehen. In der Folge dieser mörderischen Runde wurden noch kurz vor Kriegsende aus Auschwitz 20 jüdische Kinder in das KZ Neuengamme gebracht, mit dem Versprechen, zu ihrer Mutter zu kommen.
Der ARD-Dreiteiler ist diesen Kindern gewidmet, damit ihr Schicksal nicht vergessen wird. »Die Naziäger« der britischen Besatzungsmacht ermitteln und verhaften die Täter, welche sich 1946 im »Curiohausprozess« zu verantworten hatten. Die wussten zunächst von nichts, hatten auf Befehl gehandelt und erst Geständnisse abgelegt über ihre Täterschaft, als ihnen gesagt wurde, »sie haben nichts mehr zu verlieren, sie werden ohnehin gehängt«.
Der ARD-Dreiteiler fügt reale Berichte von überlebenden Frauen ein. Glückliche Kinder laufen auf die Frauen zu und umarmen sie, glückliche Gesichter.
Inge Auerbacher sprach rührend und energisch im Deutschen Bundestag. Der dort ebenfalls redende Präsident der israelischen Knesset, Mickey Levy, brach am Ende seiner Rede in Tränen aus und umarmte Inge Auerbacher. Die gemeinsame Botschaft der erwähnten Filme und unserer redenden Gäste im Bundestag lautet: Leben und nichts als das Leben, und niemand darf es rauben.

th
https://www.zdf.de/filme/die-wannseekonferenz/die-wannseekonferenz-104.html
https://www.zdf.de/filme/die-wannseekonferenz/die-wannseekonferenz-104.html
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw04-gedenkstunde-rede-auerbacher-879226