Petras Tagebuch

Auf der Suche nach der Steckrübe

Mehrheitlich wurde beschlossen, am Produktionswochenende einen Steckrübeneintopf zu kochen. Hierbei ist es meine Aufgabe, die Zutaten zu besorgen.
Im Laufe der Woche hatte ich meine Einkaufsliste nahezu abgearbeitet. Es fehlten nur noch die Steckrüben. Und die entwickelten sich zu einem Problem.
Am Freitag machte ich mich auf die Suche. Die erste Anlaufstation war der Markt am Maybach­ufer. Dort hatte ich kein Glück. Selbst die deutschen Gemüsehändler schüttelten mit dem Kopf, auch nachdem wir geklärt hatten, dass die Steckrübe eigentlich einen anderen Namen trägt. So wird sie an manchen Orten Kohlrübe genannt, in Norddeutschland heißt sie Wruke oder in Österreich Dotsche.
Zuversichtlich über den erweiterten Wortschatz begab ich mich freitags zum Hermannplatz, auf dem ich einen exzellenten polnischen Gemüsehändler kenne. Aber egal wie breit mein Wortschatz auch war, auch er hatte keine Steckrüben. Im weiteren suchte ich sie bei »Edeka«, »Rewe« und in der »Bio Company«. Eine Enttäuschung reihte sich an die andere. Es gab keine Steckrüben.
Ich machte mir so meine Gedanken: Gab es vielleicht Kräfte, die darauf hoffen, dass die Steckrübe in Vergessenheit gerät? War sie doch als Nachkriegsgrundnahrungsmittel vielen Menschen zum Albtraum geworden. Andererseits dachte ich mir, dass dieses Trauma DOCH eigentlich aufgearbeitet sein sollte.
Am nächsten Tag war eine Freundin von mir auf dem Schillermarkt. Sie hatte Glück und erwarb eine Steckrübe. Nicht nur sie, auch ein guter Freund kaufte eine Steckrübe und letztlich wurde ich auf der »Dicken Linda« fündig.
Nun sitzen wir auf Mengen an Steckrüben und hoffen, dass sich daraus kein Trauma entwickelt.