Fair wie wir

Neukölln darf sich »Fairtrade Stadtbezirk« nennen

Nachdem Bezirksbürgermeister Martin Hikel am 5. Dezember die Ehrenamtlichen ausgezeichnet hatte, konnte er sich auch selber über eine Ehrung freuen. Neukölln darf künftig als 777. Kommune in Deutschland und als neunter Berliner Stadtbezirk den Titel »Fairtrade Stadtbezirk« tragen. Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz überreichte ihm die Ernennungsurkunde des gemeinnützigen Vereins »Fairtrade Deutschland«.

Steuerungsgruppe freudig fairsammelt.    Foto: mr

Kommunen, die diesen Titel tragen, unterstützen gezielt den Fairen Handel und setzen sich gegen ausbeuterische Arbeits- und Produktionsbedingungen ein.
»Für die Auszeichnung »Fairtrade Town« sind weltweit die gestellten fünf Anforderungen recht hoch, aber erfüllbar«, sagte Holz in seiner Laudatio. So einen Titel bekomme man nicht geschenkt, doch Neukölln habe die Kriterien bestens geschafft, nach dem Motto: »Visionen ohne Aktionen bleiben eben Illusionen!«
Angefangen hat alles im Juli 2017, als die Bezirksverordnetenversammlung auf Antrag der Grünen beschloss, das Bezirksamt aufzufordern, an der »Kampagne Fairtrade Towns« teilzunehmen. Um das Programm voranzutreiben, wurde im April 2018 die Steuerungsgruppe »Faires und nachhaltiges Neukölln« gegründet, die vorwiegend aus ehrenamtlichen Mitgliedern verschiedener politischer und gesellschaftlicher Initiativen, dem Einzelhandel, der Gastronomie und der Kreativwirtschaft sowie Vertretern aus Politik und Bezirksverwaltung besteht.
Seitdem wird auf Sitzungen und Veranstaltungen im Rathaus fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt, auch die Rathauskantine wurde in den Prozess miteinbezogen. Schulen werden dabei unterstützt, fair gehandelte Fußbälle und anderes Sportgerät zu erwerben.
Zudem haben fast 80 Einzelhandelsgeschäfte, rund 25 Gastronomiebetriebe und zahlreiche Vereine, Schulen und Gemeinden sich verpflichtet, fair gehandelte Produkte anzubieten. Die Vielfalt der Produkte, die das Fairtradesiegel tragen, ist inzwischen enorm und reicht von Kaffee, Kakao, Bananen oder Baumwolle über Saft, Tee, Reis, Honig, Zucker und Wein bis hin zu Schnittblumen und Gold. Bei all diesen Produkten macht Fairtrade einen Unterschied für die Menschen, die uns täglich damit versorgen.
»Kaufen ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine ethische Haltung. Als reichste Industrienation stehen wir in der Pflicht, unseren konkreten Beitrag gegen die Armut zu leisten«, sagte Holz und rief dazu auf: »Sorgen wir dafür, dass diejenigen, die uns täglich den Tisch decken, auch selbst satt werden – das gilt aber auch für unsere Landwirte, Fleischer, Bäcker, Fischer und Winzer.« Jeder kann etwas tun, denn durch sein Kaufverhalten hat jeder die Macht, das Angebot zu beeinflussen.

mr