Endlich doch noch

Neues Haus für Bücher.     Foto: rr

Eröffnung der Stadteilbibliothek in Rudow

Die Stadtteilbibliothek in Rudow, davor stets etwas vernachlässigt, was ihre Räumlichkeiten und die technische Ausstattung anbelangten, logierte zuletzt in der Clay-Schule am Bildhauerweg 9. Die Schule entsteht gerade neu, und der Kosten wegen wollte der Senat dort nicht auch noch eine öffentliche Bib­liothek mitfinanzieren. Daraufhin verständigten sich die Neuköllner Bezirksverordneten auf einen Neubau direkt im Herzen von Rudow. Dafür musste die ohnehin baufällige Seniorenfreizeitstätte weichen, die inzwischen einen Neubau hinter der Alten Dorfschule bekam.
Nun endlich, nach sechs zähen Jahren Bauzeit, konnte am 17. September die neue »Gertrud-Haß-Bibliothek« an der Straße Alt-Rudow 45 feierlich eingeweiht werden. Bezirksbürgermeister Hikel, Bildungsstadträtin Karin Korte, die ehemalige Neuköllner Bürgermeisterin Franziska Giffey und wenige, ausschließlich geladene Gäste nahmen an diesem Festakt teil. Den musikalischen Rahmen bildeten die munteren Bläser von »House of Bones« der Neuköllner »Paul-Hindemith-Musikschule«. In allen Beiträgen war deutlich die Erleichterung zu vernehmen, dass nun endlich auch der schon als kleiner Neuköllner BER belächelte Neubau doch noch, und dazu noch rechtzeitig vor der Berliner Mammutwahl, vollendet werden konnte.
Er verschlang 3,2 Millionen Euro, deutlich mehr als zuvor veranschlagt, und, auch er hatte so seine Pannen. Baufachkräfte waren zwar stets federführend, doch vorrangig blieb es ein Ausbildungsprojekt für die Schüler des Spandauer Oberstufenzentrums für Bautechnik, was merklich auch einen Einfluss auf eine schnellere Fertigstellung hatte. Ein übriges taten die Corona-Restriktionen sowie ein Baustopp infolge einer Auftragsrückgabe vor dem Innenausbau.
Die Neuköllner Publizistin Claudia von Gélieu zeigte sich merklich zufrieden, dass mit Gertrud Haß (1881-1950), der Namensgeberin der Rudower Bibliothek, erneut eine starke und politisch äußerst engagierte Frau geehrt und so die Erinnerung gewahrt wird. Gertrud Haß war eine einflussreiche Neuköllner Stadtverordnete der SPD, die sich sehr früh deutlich für Verbesserungen der Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Arbeiter sowie immer auch maßgeblich für Frauenrechte eingesetzt hat. Während der Nazi-Zeit verlor sie ihre Arbeit und ihr politisches Mandat.
Die Gertrud-Hass-Bibliothek ist ein schmucker Massivbau mit auffällig roter Ornament-Ziegelfassade des Architekten Wieland Vajen. Der Giebel steht bewusst zur Straße und ordnet sich damit nicht nur harmonisch in die Giebelständigkeit vieler öffentlicher Gebäude, sondern so auch noch zur Alten Dorfschule mit ein. Der große, verglaste Eingang ist einladend und erlaubt gleichzeitig auch von außen den Blick durch das ganze Untergeschoss bis in den Gartenbereich.
Zufrieden sind nicht nur die Bibliothekare mit den neuen lichtdurchfluteten, barrierefreien Räumlichkeiten, der nun auch modernsten technischen Infrastruktur sowie den neuen Gegebenheiten, die nun endlich auch ein variables Veranstaltungsprogramm erlauben. Ausgelegt ist die neue Bibliothek für jährlich 70.000 Besucher und rund 150.000 Entleihungen. Noch etwas unvollendet blieben der Vorplatz sowie der Lesegarten hinterm Haus. Dennoch hat umgehend nach ihrer Einweihung die Bibliothek den lange ersehnten Betrieb wieder aufnehmen können.

rr
Gertrud-Haß-Bibliothek, Alt-Rudow 45,