Britzer Mühle neben der Kappe

Sanierungsarbeiten unter Beobachtung

Seit dem 8. Juli steht das Mühlengebäude neben seiner 27 Tonnen schweren Kappe. Diese trägt sonst die Flügel und eine Wind­rose, die bei Betrieb automatisch die Flügel immer gut im Wind hält. Jetzt aber wird die wohl älteste noch betriebsbereite Mühle Berlins umfassend saniert, was natürlich von den Mitgliedern des Britzer Mühlenvereins gewissenhaft beobachtet und dokumentiert wird.

Es klappert die Mühle am rauschenden Zaun.     Foto: rr

Dieser 150 Jahre alte, äußerst seltene zwölfkan­tige Holländer-Mühlentyp mit Galerie und zwei Mahlgängen steht auf einer Streuobstwiese am Rande des Britzer Gartens. Sie ist die letzte von ehemals sechs Britzer Windmühlen. Von den einst 150 Windmühlen Berlins sind noch acht vorhanden. Die Britzer Mühle ist von besonderer Bedeutung, da sie die einzige aus dem historischen Bestand ist, in der weiterhin nur mit Windkraft gemahlen wird.
Ab 1936 drehte sich ihr Flügelkreuz 50 Jahre nicht, ein Dieselmotor übernahm den Antrieb. 1943 wurde die Mühle durch Bomben beschädigt. Anfang der 50er Jahre wurde der Dieselantrieb ausgebaut und erste Sanierungsarbeiten begannen. Seit 1955 steht die Britzer Mühle unter Denkmalschutz und 1985 wurde die landeseigene Mühle zur Bundesgartenschau durch Richard von Weizsäcker wiedereröffnet.
Saniert werden der gemauerte Sockel, die zahlreichen Fenster, die Holzschindeln und der Blitzschutz. Alle elek­trischen Anlagen werden ergänzt oder erneuert. Auch die Flügel mit einer Spannweite von 25 Metern und die dazugehörige Vordrehung, mit der sie sich am Wind selber ausrichten, werden instandgesetzt. Die Kosten beziffert die Betreiberin, die »Grün Berlin GmbH«, mit etwa 700.000 Euro und finanziert das mit Mitteln aus dem »Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt«. Bis September soll alles fertig sein, damit noch in diesem Jahr der Betrieb wieder anlaufen kann.
Seit 1987 werden hier »freiwillige Müller und Müllerinnen« nach holländischem Vorbild ausgebildet. Das ist keine Berufsausbildung, stellt aber sicher, dass die Mühle stets durch fachkundiges Personal betreut wird. Diese Hobbymüller sind Mitglieder im »Britzer Müllerei e.V.« und darüber auch versichert.
Bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten ist die Mühle nur von außen zu besichtigen. Der Brotverkauf aus Vollkornmehl der Britzer Mühle ist freitags und sonnabends von 11 bis 16 Uhr weiter möglich. Wer den Sanierungsfortschritt selbst nicht mitverfolgen kann, findet auf der Website der Britzer Mühle – www.britzer-muellerei.de – neben vielen Informationen auch ein Tagebuch, das über den Fortgang der Sanierung sehr anschaulich informiert.

rr