Prost aufs Gemeinwohl!

Weizen, Wodka und Werte bei »Abyme«

Es war eine Schnaps­idee. Nachdem der Kauf eines eigenen Clubs nicht klappte, suchten die beiden Nachteulen Jonas Westphal und Carsten Baade nach etwas anderem, das die Nacht mit alternativem Geist befeuern könnte. Die Wahl fiel auf hochwertiges Hochprozentiges.

Seit 2015 produzieren sie nun ihren »Abyme Vodka«, und weil sich auf einem Bein schlecht schwanken lässt, seit 2019 auch einen Gin, den »Rhizom Gin«, beides bio und vegan natürlich.
Beide Schnäpse stoßen in Fachhandel, Gastronomie und Endverbraucherkehlen wegen ihrer makellosen Qualität auf viel Gegenliebe. Der sanft-aromatische »Abyme Vodka« wird in Schleswig-Holstein aus 100 Prozent Bio-Weizen hergestellt, dreifach destilliert und fünffach gefiltert. Der »Rhizom Gin« kommt aus der Lüneburger Heide, basiert auch auf Weizendestillat und ist durch Wacholder, Zitruszesten und Ingwer bei ordentlichen 42 Prozent Alkohol fruchtig und trocken zugleich.
Was hat es aber mit den komischen Namen auf sich? Das Konzept des »Mise en Abyme« beschreibt die unendliche Wiederholung: Zwei gegenüberliegende Spiegel, die ein Objekt endlos reflektieren, ein Film im Film, ein Roman im Roman – Sachen, die uns an die Grenzen der Wahrnehmung bringen. Ähnlich wie das alkohol- und musikbefeuerte Nachtleben. »Rhizom« wiederum kommt aus der Botanik und bezeichnet eine reich verzweigte, unterirdische Struktur spezieller Pflanzen. Rhizome wie etwa Ingwer wachsen unter der Erde wild in alle Richtungen. Im übertragenden philosophischen Sinne meint Rhizom alle Verflechtungen zwischen Menschen, Kultur und Wissen und damit letztlich Hierarchiefreiheit, Diversität und Gleichberechtigung.
Dieser soziale und kulturelle Überbau ist nicht nur ein Marketing­spleen; den Schnapsmachern sind gesellschaftliche Belange tatsächlich wichtig. So achten sie auf Nachhaltigkeit durch regionale Produktion und Verzicht auf unnötige Materialien und stellen Solidarität durch Gemeinwohl­orientierung statt ständiger Profitmaximierung in den Fokus ihres Wirtschaftens.
Als Mitglieds­unternehmen in der »Gemeinwohlökonomie« (GWÖ; ecogood.org) und die erste in der GWÖ bilanzierende deutsche Spirituosenfirma arbeiten die Abymes kooperativ und selbstorganisiert und haben ihre Firma in den gemeinschaftlichen Besitz aller – inzwischen fünf – Mitarbeiter überführt. Sie wollen unabhängig von den Konzernen der Spirituosenindustrie und von Investoren sein, um Fairness bei den Arbeitsbedingungen in der Produktion, den Lieferketten und im Umgang mit Kunden gewährleisten zu können. Zudem unterstützen sie mit Aktionen und Spenden Initiativen, Veranstaltungen und kooperative Projekte im Aufbau und initiieren gerade ein »Transformationsstipendium« für Gründungswillige und Utopisten, die an mehr Nachhaltigkeit und einer fairen, demokratischen Zukunft arbeiten möchten. 50 Cent pro verkauftem Liter fließen bereits in die Finanzierung dieses Stipendiums.
Wer hätte gedacht, dass sich mit Schnapstrinken so viel ökosozial Gutes tun lässt – und das auch noch mit Geschmack.

hlb
Abyme, www.abyme.de, facebook: AbymeVodka