Musik aus Metall

Ausstellung zu Karl Menzen im Schloss Britz

Lange Zeit hatte der Bildhauer Karl Menzen seine Werkstatt in der Neuköllner Fuldastraße, wo er seine stählernen Großskulpturen schuf. Der Anstieg der Mieten vertrieb ihn 2015 nach Großziethen, aber der Neuköllner Kulturszene blieb er weiterhin verbunden, unter anderem als Vorstandsmitglied im »Kunstverein Neukölln«. Im November 2020 hat ihn sein plötzlicher Tod aus der Vorbereitung zu einer neuen Ausstellung gerissen.

Spitzentanz.      Foto: mr

Martin Steffens, der neue Leiter der »Kulturstiftung Schloss Britz«, macht nun den »Versuch einer Retrospektive«. Die Austellung in den Räumen des Schlosses und im Park des Gutshofes, die noch bis zum 1. August läuft, schöpft vor allem aus dem Nachlass des Künstlers. Neben Skulpturen aus verschiedenen Schaffensperioden nehmen bisher selten der Öffentlichkeit zugänglich gemachte getuschte Zeichnungen und Entwürfe für Skulpturen einen breiten Raum ein.
Menzens bevorzugtes Material war der Edelstahl. Er spielte mit den Möglichkeiten, die dieses Material bietet. Durch Einschneiden, Falten, Biegen und Umklappen formte er aus schlichten Stahlplatten oder Rohren, wie sie die Wasserbetriebe in den Untergrund legen, komplexe Gebilde voller Schwung und Dynamik. »Metallflüsterer« nennt ihn Martin Steffens.
Seine Skulpturen bilden keine Gegenstände ab, sind auch nicht abstrakt. Die meisten basieren auf geometrischen Grundformen. Vielfach sitzen sie an ihrer dünnsten Stelle auf einem Sockel, balancieren sozusagen auf Zehenspitzen. Durch Biegung und Verdrehung wirken die Plastiken trotz der Schwere des Materials leicht, elegant, geradezu tänzerisch. »Skulptur ist gefrorene Musik«, sagte Menzen über seine Arbeit.
Einige seiner Werke sind auch im Berliner öffentlichen Raum zu bewundern, wie die kreisartige Figur auf dem Dach eines Hauses am Kurfüstendamm, die sich im Laufe eines Jahres einmal um die eigene Achse dreht. Das 1:10-Modell in der Ausstellung ist da deutlich schneller.

mr