Training auf der Autobahn

Neuköllner proben in der Vorbereitung schon mal den »Ernstfall«

Abu Njie ist einer, der nichts dem Zufall überlässt – und so organisierte der Trainer des »SV Tasmania« in der Vorbereitung zur neuen Saison ein Testspiel bei »Kickers Emden«. Neben den durchweg lokal geprägten Gegnern in der Trainingsphase also ein Kontrahent, der deutlich aus dem Rahmen fiel. Doch eben mit Bedacht gewählt: Denn einmal sollte es eben eine weitere Anreise zu einem Spiel geben.

Tasmanias Teambus.    Foto: ©SV Tasmania

Von daher hätte es theoretisch wohl auch gegen die Offenbacher oder Stuttgarter Kickers gehen mögen – aber zum Trainer eben jener Kickers aus der ostfriesischen Seehafenstadt pflegt Njie aus eigenen Spielerzeiten einen persönlichen Kontakt. Der Plan dahinter: Um sein Team an die nach dem Aufstieg in die Regionalliga Nordost noch weiteren Auswärtsfahrten zu gewöhnen, wollte der Trainer seine Schützlinge wenigstens einmal den Ernstfall testen lassen. Das bedeutete Ende Juni, mit dem Mannschaftsbus in gebotener Frühe von Neukölln in Richtung Emden zu starten, nachmittags dort zu spielen – und abends wieder zurück in die Hauptstadt zu kutschieren. Also hin und zurück gut 1.000 Kilometer Autobahn, und dazwischen 90 Minuten Fußball spielen.
Ein Härtetest also auch für das erwähnte Teamgefährt – das zwar durchaus komfortabel, jedoch nicht fabrikneu ist. Aber: Tasmanias Vorsitzender Almir Numic setzte alle Hebel in Bewegung beziehungsweise nutzte seine Kontakte, um Mannschaft und Fans einen Bus im Vereinslook zu bieten. Das Fuhrunternehmen, das ohnehin bereits im Sponsorenzirkel der Neuköllner engagiert ist, erklärte sich dabei bereit, einen seiner Busse entsprechend bekleben – im Fachjargon auch »einfolieren« – zu lassen. Den wird Tas­mania nun nutzen, um zu den anstehenden Ligaspielen nach Chemnitz, Jena oder Auerbach zu fahren – ansonsten ist er im normalen Einsatz seines eigentlichen Inhabers. So brauchte man keinen eigenen Bus zu kaufen und die Kosten für die Umgestaltung wurden durch Sponsoren und Spender getragen. Und nach dem Emdener Härtetest dürfte die längste Reise in der Regionalliga – die ins vogtländische Auerbach (rund 650 km hin und zurück) – das reinste Kinderspiel für Tasmanias Aktive werden.

Hagen Nickelé