Petras Tagebuch

Laufhaus

Neulich begegnete mir eine offensichtlich neue Mitarbeiterin von »Pin Post«. Sie fragte mich, ob das Haus ein Laufhaus sei.
Ich musste kurz überlegen. Als ich einmal in Österreich Ferien machte, sah ich auf unserer Autostrecke Hinweisschilder, die zu einem »Laufhaus« führten, eben solche Schilder, die auch die Richtung für Sehenswertes anzeigen. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass ein Laufhaus ein Puff sei. So dachte ich mir »wieder ein neues österreichisches Wort gelernt« und freute mich über das neu erworbene Wissen. Daran also dachte ich, als mich die Postfrau befragte und ich antwortete: »In diesem Haus wohnen junge Familien und Einzelpersonen, aber ein Laufhaus ist dies ganz bestimmt nicht«.
Die Postmitarbeiterin geriet ins Straucheln. »Ich meine doch die Briefkästen. Gibt es einen Ort für Briefkästen oder wird die Post an den Wohnungstüren eingeworfen?« Die Post, so musste ich ihr mitteilen, wird in diesem Haus an den Wohnungstüren eingeworfen.
Wieder dachte ich, dass ich dazugelernt habe. Es gibt eine Postsprache, die unter einem Laufhaus etwas anderes versteht als ich es in Österreich gelernt habe.
Nun berichtete ich von dem kleinen Ereignis und wurde wieder eines Besseren belehrt. Es gibt tatsächlich ein Laufhaus in Berlin. In dem Berliner Laufhaus, das sich auf dem Bahngelände zwischen den S-Bahnhöfen Messe Nord und Halensee befindet, gehen die Freier durch das Haus und besichtigen die Damen, die sich in ihren Zimmern befinden. So können sie sich in aller Ruhe die gewünschte Dame für ihren Aufenthalt in dem Haus auswählen.
Neugierig geworden, wollte ich mir das ansehen, aber weibliche Gäste sind hier unerwünscht.