Tasmania siegt zweistellig – könnte die Punkte aber noch verlieren
Fußballfans sind gemeinhin abergläubisch und denken, dass ihr Team – vor allem in negativer Hinsicht – Maßstäbe setzt. So ist es auch beim »SV Tasmania«, und ja: man hat allen Grund dazu dank der (Vor-)Geschichte des Vereins. Bekanntlich sind vom Vorgängerverein »SC Tasmania 1900« nicht die zahlreichen Berliner Meisterschaften und Pokalsiege in Erinnerung, sondern die legendäre Saison in der Bundesliga 1965/66, in der man bis heute den Status als schlechteste Mannschaft zementiert hat.

Oder zu Beginn dieses Jahrtausends die vielen verpassten Aufstiege als Tabellenzweiter aus der Berlin-Liga – Höhepunkt: Platz drei, als ein einziges Mal zwei Teams aufsteigen durften.
So fühlte sich manch eingefleischter Fan der Neuköllner auch vor dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten am 26. Oktober unwohl – denn wenn »Viktoria Berlin« (neun Spiele, ein Punkt) den ersten Sieg einfahren sollte, dann natürlich bei »Tas«. Und nach einem haarsträubenden Abwehrfehler gingen die Gäste auch bereits nach fünf Minuten in Führung – dann kam es aber anders. Denn zur Pause führten die überlegenen, aber nicht fehlerfreien Neuköllner mit 4:2. Nach dem 5:2 brachen dann endgültig die Dämme und man feierte am Ende einen 10:3-Kantersieg.
Dies wäre normalerweise der Abschluss des Spielberichts, doch der Amateurfußball bringt oft Unwägbarkeiten mit sich. So steckt Viktoria, die sich von Deutschen Meistertiteln vor über hundert Jahren auch nichts mehr kaufen kann, in finanziellen Nöten, und die Spieler drohten nach dem Spiel in Neukölln mit einem Streik wegen ausstehender Zahlungen. Natürlich wurde in Tasmanias Kreisen gleich darauf vorhergesagt, dass Viktoria wohl zurückziehen wird und ihre sämtlichen Ergebnisse – also auch das 10:3 von Tasmania – aus der Wertung genommen werden.
Wo sonst der simple Blick nach vorne hilft, sehen die Fans im November wiederum lauter Gegner aus Mecklenburg-Vorpommern – und das ist schlecht, weil die Statistiken gegen Teams aus diesem Bundesland es auch sind. Ob in Wismar (bislang zwei Spiele, zwei Niederlagen) oder gegen Neustrelitz (sieben von neun Duellen verloren) – und so rechnet man unter den Fans auch für die erste Begegnung überhaupt beim Neuling »SV Siedenbollentin« fest mit einer Pleite. Einfach wegen des »Meck-Pomm-Fluchs« – wie man aber zum Spielort kommt, wird dennoch längst recherchiert.
Zum Glück geht es am Monatsende zuhause noch gegen ein Team aus Berlin (28.11. – 19.30 Uhr) – aber Stopp! In den letzten drei Heimspielen gegen »Eintracht Mahlsdorf« gab es keinen Sieg für Tasmania.
Hagen Nickelé.