Weg mit Müll und Dreck am Hermannplatz

Jetzt ist die Nagerplage amtlich

Plätze sind attraktiv. Leute kommen zusammen, Geschäfte, Konsum und Märkte finden statt.
Als Verkehrsknoten wird der Hermannplatz besonders stark frequentiert. Der Hauptzugang der U-Bahn auf der Mittelinsel liegt direkt neben einem Imbiss mit »Schankvorgarten«.
Die definierte Fläche des Wochenmarktes spart den südlichen Teil aus. Jeweils am Ende der fünf Markttage erfolgt eine Reinigung im Auftrag des Betreibers.
Trotzdem macht der Platz einen ungepflegten Eindruck. Ein Bretterverschlag der BVG markiert die seit Jahren andauernde verunglückte Bahnhofsanierung. Der Übergang zum Kaufhaus ist vollgepinkelt. Auf Hochbeeten und dem versifften Sockel des Rixdorfer Tanzpaares finden sich Essensreste. Marktbetreiber und Anlieger haben wiederholt auf Ratten aufmerksam gemacht. Versuche des Bezirksamtes gegenzusteuern waren bisher nicht erfolgreich.
Nun wurde im Amtsblatt offiziell ein starker Rattenbefall festgestellt. Demnach besteht eine Übertragungsmöglichkeit von Infektionskrankheiten durch Kot, Parasiten oder Bisse der Tiere. Mit schwarzem Humor erinnert die »taz« im Kommentar an den Wildtiermarkt in Wuhan.
Das Hermannplatz-Problem ist kein Neuköllner Alleinstellungsmerkmal. Mangelnden Respekt vor dem öffentlichen Raum gibt es überall in Berlin, aber auch Obdachlosigkeit und die alle Prozesse beschleunigende Hitze. Und für den öffentlichen Raum ist der jeweilige Bezirk zuständig; der steht hier unter Erfolgsdruck.
Künftig muss der gesamte Platz einschließlich der Hochbeete und Bürgersteige vor Geschäften noch besser gereinigt werden – auch von Hand mit dem Besen. Dazu gehört über die BSR-Reinigungsklasse 1a (bis zu zehn Mal wöchentlich) hinaus auch das Abspritzen der Flächen und die Graffitientfernung. Tierfütterung wäre nicht zuzulassen. Auch sollten nicht verkaufte Backwaren für Obdachlose aus hygienischen Gründen nicht mehr einfach im Sack bereitgestellt sondern an Ausgabestellen weitergegeben werden.
Die eigentlichen professionellen Maßnahmen sind vom Kammerjäger mit hochwirksamen Mitteln durchzuführen. Ob nach der Behandlung der Rattengänge in den Hochbeeten hier noch Bewuchs möglich ist muss man sehen. Als bauliche Maßnahme wird ein Verschließen der Beete überlegt.
Zur Ursachenbekämpfung gegen den Befall wäre die Abfallmenge durch Umstellung auf Mehrweggeschirr auf Markt und Imbissen am Platz zu reduzieren. Essensreste sollen so fachgerecht entsorgt werden. Dies kann mittels persönlicher Ansprache durch Marktbetreiber und Null-Müll-Neukölln-Beauftragte geschehen.
Außerdem läuft gerade eine Umfrage der Berliner Verwaltung. Man kann sich detailliert beschweren, aber auch gute Vorschläge machen wie die Einführung einer Einwegsteuer nach Tübinger Modell für ganz Berlin.

Marlis Fuhrmann
www.berlin.de/moderne-verwaltung/buergerservice/vor-Ort/ordnungsaemter/befragung-sauberkeit-1563987.php