Ein Podiumsgespräch mit Bezirksbürgermeister Martin Hikel in der Katholischen Schule St. Marien
Seit Dezember 2020 hat die Katholische Schule St. Marien die offizielle Anerkennung als »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. Das bedeutet, dass sich die deutliche Mehrheit der Schülerinnen und Schüler und des Kollegiums ausdrücklich dafür aussprechen, sich gegen Rassismus, Sexismus sowie Diskriminierung jeglicher Art einzusetzen.

Mindestens einmal im Jahr findet ein Projekttag zu dem Thema statt. In diesem Rahmen fand am 23. Juni ein Podiumsgespräch statt, an dem neben Schülern und Schülerinnen der Oberstufe auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel teilnahm. Ein Themenfeld, über das die Jugendlichen mit Hikel sprechen wollten, war Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sowie die Integration von Geflüchteten. Wie kann Menschen geholfen werden, die bei der Wohnungssuche oder der Suche nach einem Arbeitsplatz benachteiligt werden, wie entwickelt sich Rassismus an Schulen, was tut der Bezirk zur Aufklärung extremistischer Anschläge und wie kann Geflüchteten geholfen werden, in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen?
Hikel verwies in seinen Antworten auf Beschwerdestellen, an die sich die Menschen wenden können. Er rief dazu auf darauf hinzuarbeiten, den Alltagsrassismus aus den Köpfen zu bekommen. Das fange bei der Sprache an. Begrifflichkeiten, die die Eltern und Großeltern noch verwendet haben, seien heute in manchen Fällen einfach nicht mehr in Ordnung. Beim Umgang mit Geflüchteten warnte er davor, die Argumente der AfD zu übernehmen, um deren Wähler zurückzugewinnen. Statt dessen müsse die Politik die Kommunen bei der Integration unterstützen, gute Infrastruktur für alle schaffen, um damit den Ängsten der Alteingesessenen vor der Konkurrenz der Neuankömmlinge zu begegnen. Mit Menschen allerdings, die der Ansicht seien, es gebe Deutsche erster und zweiter Klasse, erübrige sich jede Diskussion.
Im zweiten Teil, als auch die übrigen Schüler Fragen stellen konnten, wurde der Nahostkonflikt und der Umgang mit Israel zum Thema. Dieses Problem sei viel zu komplex, als dass man ihm mit einfachen Parolen wie »keine Waffen für Israel« begegnen könne, sagte Hikel. Wichtiger sei, darüber nachzudenken, wie zwischen den Menschen in Neukölln eine Verständigung möglich sei. Dazu brauche es einen sensiblen und sachlichen Umgang miteinander, gegenseitiges Zuhören und die Bereitschaft, die Perspektive des anderen auszuhalten.
Die war bei den Schülern im Auditorium auf jeden Fall vorhanden. Die Diskussionen verliefen sehr sachlich und respektvoll, dabei auf hohem intellektuellem Niveau.
mr