»Schule der Demokratie« wird 100

Die Volkshochschule Neukölln im »Mobilen Museum«

Tafel der Geschichte.   Foto: mr

Mit der Weimarer Republik war das erste demokratische Staatswesen auf deutschem Boden entstanden, dass dem Volk bislang unbekannte Mitspracherechte bescherte. Das war die Stunde der Volkshochschulen (VHS). Denn um diese Rechte wahrnehmen zu können, sollten auch Menschen, die keine höhere Schule besucht hatten, einen Zugang zur (Weiter-)Bildung haben. Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, Fähigkeit zu kritischem Denken und eigenständige Urteilsbildung sollten es den Menschen ermöglichen, sich am politischen Leben zu beteiligen. Die Volkshochschule sollte die Bevölkerung darin unterstützen.
Im Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung heißt es: »Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden.« Dieser Verfassungsrang löste vor 100 Jahren eine regelrechte Gründungswelle von Volkshochschulen aus. Auch in Neukölln wurde am 9. Oktober 1919 in der Boddinstraße 34 eine solche Institution eröffnet, an jenem Ort also, wo sich auch heute noch die Geschäftsstelle der VHS befindet.Zur Geschichte der Volkshochschule Neukölln hat das »Mobile Museum« eine umfassende Ausstellung auf die Beine gestellt. Unter dem Titel »Eine Schule der Demokratie« wird auf über einem Dutzend Tafeln die hundertjährige Geschichte der Neuköllner Volkshochschule nachgezeichnet, deren Betrieb im Herbst 1919 mit 25 Vorlesungen mit Übungen und 24 Sprachkursen begann. Darüber hinaus gab es, wie das »Neuköllner Tageblatt« am 23. November 1919 berichtete, Lehrgänge über Rede- und Vortragskunst, über kommunale Wissenschaft und über die Entwicklungsgeschichte des Weltalls. 3.254 Meldungen, die 2.348 männliche und 906 weibliche Teilnehmer umfassten, waren bis dahin eingegangen.
Über die folgenden 100 Jahre haben sich die Aufgabenfelder der Volkshochschule ständig erweitert. Mit dem Wandel in der Bevölkerungsstruktur und den Anforderungen durch technologische Innovationen veränderte sich auch das Programm kontinuierlich.

mr
Die Ausstellung wird bis zum 23. Januar in der Helene-Nathan-Bibliothek, Karl-Marx-Straße 66, in den Neukölln Arcaden gezeigt