Abführender Wunderbaum

Giftpflanze des Jahres 2018

Seit knapp zwei Wochen sind die Zeitungen voll von den geplanten Anschlägen in Köln, und da wird behauptet, dass die Rizinussamenkörner aus dem Darknet oder aus Baumärkten stammen. In Neukölln finden sie sich im Körnerpark und können dort ganz einfach von acht Wunderbäumen abgesammelt werden.

Rizinus.                                                                                                                                                       Foto: Eva Willig

Seit Jahren fordere ich, dass in öffentlichen Grünanlagen keine Giftpflanzen angepflanzt werden sollen und wenn doch, dass sie dort gekennzeichnet werden. Am Besten wäre es – auch um dem Ziel »essbare Stadt« näher zu kommen, die Giftpflanzen aus den Anlagen herauszuholen und durch essbare Beerensträucher zu ersetzen. Stattdessen werden beispielsweise Wacholdersträucher entfernt, wie vor kurzem in der Lessinghöhe geschehen.
Rizinus (Ricinus communis), auch Wunderbaum genannt, ist die Giftpflanze des Jahres 2018. Seit einigen Sommern wird er im Körnerpark gepflanzt. Er zählt zu den tropischen und subtropischen Pflanzen und gehört zu den Wolfsmilchgewächsen. Er wird deshalb Wunderbaum genannt, weil er sehr schnell wächst und hier bis zu fünf Meter, in den Tropen sogar weit über zehn Meter, hoch werden kann. Er war schon vor 4000 Jahren in Ägypten als Heilpflanze bekannt. Ägypter und Griechen wandten das Öl aber nur äußerlich an. Heute wird das Öl aus seinen Samen als Abführmittel genutzt.
Die Pflanze ist sowohl für Menschen als auch Tiere giftig, sogar tödlich. Das Ricin in den Samennüssen ist eines der gifthaltigsten Eiweiße, die in der Natur existieren. Perfide ist, dass die extrem toxischen Samen gut schmecken. Ein bis drei Samen reichen aus, um ein Kind zu töten. Ein Gegengift zu Ricin ist nicht bekannt. Außer den Samen sind auch die Blätter giftig. Bei Hautkontakt können Rötungen und Juckreiz auftreten.
Die Stiele der Pflanze werden in Indien zur Herstellung von Seilen und als Cellulose-Ersatz zur Herstellung von Papier eingesetzt. Außerdem werden die Samen in Indien und Afrika zu dekorativen Schmuckketten verarbeitet. Das ist nicht ungefährlich, denn das Gift ist noch in den Samen, und da sie durchstochen werden, um sie aneinanderzureihen, kann das Gift an den Öffnungen austreten.
Das Rizinusöl wird zudem in Kosmetika verwendet und unter anderem zum Schmieren von Verbrennungsmotoren genutzt.

Eva Willig