Gestohlene Stolpersteine neu verlegt

Sammelaktion sorgte für schnellen Ersatz

Knapp einen Monat dauerte es, und die 16 aus dem Pflaster herausgerissenen und gestohlenen Stolpersteine sind wieder neu verlegt. Ein fulminantes Zeichen an diejenigen, die brutal so die Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus stören und auszulöschen versuchen. Da die Gedenksteine kurz vor dem 9. November entwendet wurden und deshalb eine politische Motivation nahe liegt, hat inzwischen der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen.

rosen für Stanislaw Kubicki.                                                                                                                              Foto: rr

Dass ihre Lücke im größten Flächendenkmal Europas so schnell geschlossen werden konnte, ist einmal den 100 Privatpersonen und Firmen aus dem In- und Ausland zu verdanken, aber auch der Initiative des Museums Neukölln, das gemeinsam mit dem Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks ihre kurzfristige Neuverlegung ermög­lichte. Natürlich gilt der Dank auch dem Künstler und Initiator Gunter Demnig, der rasch für Ersatz sorgte. Um einen erneuten Diebstahl zu erschweren, haben die jetzt verlegten Gedenksteine eine zusätzliche Verankerung bekommen. Beim Bezirksamt sind bisher 14.000 Euro an Spendengeldern eingegangen. Nach Abzug der Kosten für die Neuverlegung bleiben davon noch 8.500 Euro übrig. Dieses Geld will der Bezirk in einen noch zu schaffenden »schulpädagogischen Erinnerungsfonds« geben. Wünschenswert wäre, dass sich Kinder und Jugendliche fortan im Unterricht oder in Projektwochen mit den Opfern und Folgen des Nationalsozialismus befassen. Entstünde daraus dann der Wunsch, einen Menschen mit einem Stolperstein zu ehren, könnte dafür Geld aus diesem Fonds bereitgestellt werden. Dieser Fonds wird aber auch Personen oder Angehörigen offenstehen, die selbst nicht die nötigen Mittel für einen Gedenkstein haben.
»Wir wollen beim Andenken an die Opfer die junge Generation einbinden« sagte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). »So wird über die nächsten Jahre das Gedenken aktiv weitergetragen werden. Dies ist auch ein Signal an die Diebe, dass die Bevölkerung sich ihren feigen Zerstörungen nicht beugt, sondern weiter für einen würdevollen Umgang mit der deutschen Geschichte wirkt.«
Was die Diebe nicht bedachten: Mit den zusammengekommenen Geldern werden nun weit mehr Gedenksteine gesetzt, als sie zuvor entwendet haben.
Schüler, Lehrer oder andere interessierte Personen, die einen Stolperstein verlegen möchten, können sich beim Museum Neukölln unter 627 27 77 20 oder 627 27 7723 melden.
rr