Grenzüberschreitungen

Kaum eine Musikrichtung ist so vielfältig wie die Jazzmusik. Eigene Spielarten, von Dixieland bis zur freien Improvisation, aber auch Einflüsse aus Klassik, Soul, Latin, Pop und Rock bestimmen das weite Feld des Jazz.

»Vorwärts/Rückwärts«.                                                                                                                                    Foto: Verena Eidel

Das Konzert des Trios »Vorwärts/Rückwärts« am 5. Februar nähert sich der klassischen Kammermusik an. Auch die Besetzung – Cello, Kontrabass und Posaune – zeugt davon. Doch im Gegensatz zur Klassik, bei der die Musik auf Noten vorgegeben ist, improvisieren die drei Instrumentalisten – Maike Hilbig am Kontrabass, Johannes Fink am Cello und Gerhard Gschlößl an der Posaune – und sind somit Komponisten und Ausführende zugleich. Dynamik und Klang, das Zuhören und spontane Reagieren auf die Mitmusiker sind die Parameter dieses ungewöhnlichen Ensembles.Einflüsse von Pop, Bossa Nova und Swing bestimmen die Musik des Duos »Jazzpectation«, das am 12. Februar zu hören sein wird. Miriam Wieczorek an der Flöte erweitert ihre Sounds durch Effekte wie Beat Box und Octavider, Gitarrist von Frieling sorgt für rhythmischen Drive und brillanten Klang.
Eine völlig andere Musik steht am 19. Februar auf dem Spielplan. Dabei geht es um neueste Entwicklungen im Jazz. Das klangliche Spektrum wurde erweitert und Einflüsse aus Rock, Metal, Underground und Techno kamen zur Geltung. Besonders skandinavischen Musikern gelang das sehr gut.
Auch in Berlin gibt es Vertreter dieser Richtung. Das jüngste Beispiel ist die Gruppe »Trialogues«. Gekonnt und geschmackssicher erweitern und verfremden der Trompeter Paul Schwingenschlögl und der Gitarrist Jan Weber mit verschiedensten elektronischen Effekten den natürlichen Klang ihrer Instrumente. Dieses wuchtige Klanggebräu, mitunter durch gefühlvolle Kantilenen unterbrochen, trifft auf den puren Kontrabasssound von Udo Betz. Seine sonoren Ostinati stellen das verbindende Element dar zwischen groß angelegten Klangflächen und schrillen Klangexplosionen.
Das Konzert am 26. Februar spiegelt exemplarisch die Entwicklung des Jazz in der DDR wider. Der Pianist Hannes Zerbe und der Klarinettist Jürgen Kupke waren ein Teil dieser Szene. Schon früh nabelte sich die DDR-Jazzszene von den amerikanischen Vorbildern ab und schuf ganz eigene Klangbilder, in denen freie Improvisation, aber auch der Rückgriff auf Brecht/Eisler-Lieder eine wichtige Rolle spielten. Auch 27 Jahre nach dem Mauerfall wirkt die Musik des Duos Kupke/Zerbe frisch und unverbraucht.

oj
Salonmusik im Zitronencafé im Körnerpark, Schierker Str. 8,
Konzertbeginn: 18 Uhr, Eintritt frei.