Kein Hotspot, sondern ein Flächenbrand

Neuköllner Behörden informieren über die Drogenproblematik

Drogenkonsum in der Öffentlichkeit, Spritzen auf Spielplätzen oder in Parkanlagen oder auch menschliche Hinterlassenschaften sind eine Zumutung für die Anwohner. Die Beschwerden über derartige Zustände häufen sich. In Neukölln könne inzwischen nicht mehr die Rede von »Hotspots« sein, wo sich derartige Vorkommnisse häufen, es sei zu einem »Flächenbrand« geworden. Grund dafür sei der Wegfall von Brachen wie die alte Frauenklinik oder das »Blub«, die bebaut werden und damit als Rückzugsorte für Drogenkonsumenten nicht mehr zur Verfügung stehen. Zudem seien immer mehr Süchtige von Wohnungslosigkeit betroffen. Dadurch werde die Szene im öffentlichen Raum immer sichtbarer. Das sagte Lilli Böwe von der Neuköllner Suchthilfekoordination bei einer Informationsveranstaltung für Anwohner am 25. Mai in der Magdalenenkirche.

Lösung dringend gesucht.     Foto: mr +

Bei dieser Veranstaltung sollte Anwohnern die Gelegenheit geboten werden, mit Vertretern der mit dem Problem befassten Behörden ins Gespräch zu kommen, sich über deren Möglichkeiten und Aktivitäten zu informieren und eigene Sorgen vorzutragen.
»Die aktuelle Situation ist würdelos, sowohl für die Drogenkonsumenten, als auch für die Anwohner«, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Der Bezirk biete eine ganze Palette an Hilfsangeboten für Süchtige, sei auch hochengagiert dabei, deren Hinterlassenschaften umgehend wegzuräumen. Er stoße mit seinen Möglichkeiten aber an Grenzen wegen fehlender personeller und finanzieller Ressourcen, aber auch wegen fehlender Räumlichkeiten. Ohnehin könne dieses Problem nur gesamtstädtisch gelöst werden.
Neben dem Bezirksbürgermeister standen die Stadträte für Soziales und Gesundheit, Hannes Rehfeld, und für Ordnung, Gerrit Kringel, sowie Vertreter der Suchthilfekoordination, des Grünflächenamtes, verschiedener sozialer Träger und der Polizei Rede und Antwort.
Ein großes Problem ist aus Sicht der Anwohner die zunehmende Gewalt. Aggressives Dealen und körperliche Übergriffe auf Anwohner erzeugen ein Gefühl der Bedrohung, viele Frauen trauen sich nicht mehr aus dem Haus. »Mehr Polizei auf die Straße, mehr Druck auf die Dealer« lautet die Forderung.
Auch die Kommunikation mit den Behörden wurde kritisiert. Viele Anwohner fühlen sich mit ihren Ängsten und Problemen alleingelassen und nicht ernst genommen. Es werde auch bei dieser Veranstaltung der Fokus viel zu sehr auf die Information über die Hilfsangebote für die Süchtigen gelegt. Wie den Anwohnern konkret geholfen werden könne, käme dabei viel zu kurz, konstatierte eine Besucherin reichlich ernüchtert.

mr