Vom Nachhausekommen, Weggehen und Trauern

Malerei, Installation und Video im KINDL

»Manchmal verlässt man sich, und das ist genauso schön als wenn man sich wiederfindet« – Friedrich Kunath. Geboren in Karl-Marx-Stadt, aufgewachsen in Ost- und Westberlin, lebt jetzt in Los Angeles und München. Der Titel seiner Ausstellung »Coming Home Was As Beautiful As Going Away« trägt eine Mischung aus Elementen der deutschen Romantik und popkultureller Zeit in sich und bewegt sich zwischen dem In-Die-Ferne-Schweifen und Ankommen.

It‘s a start.      © Friedrich Kunath

»LA Trainer«, eine Installation mit einem Turnschuhpaar, welches von Adidas für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles entworfen wurde. Die Turnschuhe stehen am Boden und Schnürsenkel vervielfältigen sich als Vogelschwarm im Raum.
In seinen Malereien finden sich oft die Titel direkt auf der Leinwand als Teil des Werkes. Auch verknüpft er DDR-Fernsehen mit Hollywoodklischees auf wunderbare Weise. In »IT‘S A START« und »Vuillard« (LAX) wird dies besonders sichtbar. Das eine zeigt eine Straße, die fast in den Wellen endet, das andere einen Wandteppich, der ein Gemälde von Vuillard aufnimmt und verfremdet. Das wohl persönlichste Werk der Ausstellung ist die Installation »All Your Fears Trapped Inside«. Dort schafft er einen hermetisch abgetrennten Raum, ein Einblick in ein privates Zimmer, eine Wunderkammer mit persönlichen Dingen, die auf sein Leben blicken lassen.
In seinen Arbeiten steht Leichtigkeit einer Melancholie gegenüber, Humor mischt sich mit Traurigkeit. Heimatlosigkeit mit Identitätslosigkeit, meist mit einem Zwinkern durch die Absurdität des Seins – »was ich als Leben empfinde, wir sind hier nur kurze Zeit,das ist lachhaft und ein kompletter Cartoon und das ist so traurig aber auch so lustig, dass das beides Hand in Hand Richtung Sonnenuntergang geht.«
Die Videoinstallation »OMOS« ist eine bildgewaltige Reise zwischen Shakespeares Sommernachtstraum und »Black Performance«. In einem Wald in Schottland nehmen eine Opernsängerin, eine Poledancerin, eine Tänzerin und ein queerer Kaberettist Bezug auf den Ausspruch: »O monstrous, O strange«. Ein dunkler Raum – eine Installation aus Baumstämmen und einem Pool. Die Weiterleitung zu einem Film, »As If No Misfortune Had Occurred in the Night«.

Foto: Lenka Rayn H

Das palästinische Klagelied »Al Ouf Mash‘al« aus der Zeit des ersten Weltkriegs verbindet sich mit dem Liederzyklus Gustav Mahlers »Kindertotenliedern«. Larissa Sansour und Søren Lind verarbeiten Nahost-Konflik, kollektive Traumata und Rituale der Trauer. Die Sopranistin Nour Darwish singt dies und lässt denkend zurück.

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Ausstellungsdauer: Larissa Sansour und Søren Lind: – 2. Juli / Friedrich Kunath – 30. Juli
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Am Sudhaus 3