Zweites Schäfchenzählen

Selektives futtern.         Foto: mr

Die wolligen Rasenmäher vom Tempelhofer Feld

Als Niels Rickert, Mitbegründer der Allmende-Gärten, 2018 das erste »Schäfchen zählen« auf dem Tempelhofer Feld initiiert hatte, war das auch der Start der erneuten Beweidung für diese Fläche. Bis 1992 war das Feld ohnehin ganzjährig beweidet.
Achtzig Skudden-Schafe leben seit 2019 das ganze Jahr auf dem Feld und futtern die Wiesen kurz. Im Sommer sind sie in unterschiedlichen Bereichen anzutreffen, den Winter verbringen sie in eigens dafür hergerichteten Zelten in der »Alten Gärtnerei« am Südrand des Feldes.
Dies ist ein wissenschaftlich angelegtes Projekt über fünf Jahre, das zeigen soll, wie sich die Beweidung auf Flora und Fauna auswirkt. Da Schafe beileibe nicht alles futtern, sondern selektiv mampfen, bleibt genug Grünes für Vögel und Insekten stehen. Das kommt auch den bodenbrütenden Feldlerchen zugute, deren Anzahl sich seit Beginn der Beweidung deutlich erhöhte.
Damit die Berliner wieder einmal auf Wollfühlung gehen konnten, veranstaltete die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klima (SenUVK) mit Unterstützung von »Grün Berlin GmbH«, den Allmende-Gärten, der Vereine »THF100%«, »Haus 104« und »Freilandlabor Britz« sowie des Fahrrad-Kinos am 16. Oktober einen Schäfchentag. Besonders die vielen Kinder hatten Spaß bei Kremserfahrten und Mal-Quiz. An Ständen gab es viele Informationen zu Wollerzeugnissen – mit Fühlprobe – und der Historie der Beweidung des Feldes.
Eine besondere Attraktion war der Klauen-Schnitt der Schäfchen. Die meisten »Woll-Schweine«, wie ein Kind sie nannte, ließen sich die Pediküre willig gefallen.

Fußpflege am Schaf.Foto: mr

Knut Kucznik vom Schafzuchtverein Berlin-Brandenburg, Frank Wasem, der Stadtschäfer des Landes Berlin, der die Feld-Schäfchen betreut, Eva-Maria Reichstein, die Nachkommin eines Schäfers vom Feld und die einzige junge Berlinerin, die sich zur Schäferin ausbilden lässt, gewährten interessante Einblicke in den Schäfchen-Alltag. Themen zwischen Wanderschäferei, Koppelhaltung, Hütehunde, Zufütterung, Wollschur und viele mehr kamen zur Sprache. Im Übrigen bestehen die Schäfer darauf, dass Schafe nicht dumm sind, sie können sehr wohl ihre Artgenossen erkennen und auseinanderhalten und die menschliche Mimik lesen.
Wer sich informieren möchte, kann Frank Wasem gerne in den folgenden Monaten aufsuchen. Er ist auf dem Tempelhofer Feld zu finden und hat jeden Tag Schäfchen.

bs