Kriegsende und Kriegsgefahr

Ein Essay von Thomas Hinrichsen

Am 8. Mai 1945, vor achtzig Jahren, war der Zweite Weltkrieg vorbei. Die »Deutsche Wehrmacht« musste bedingungslos vor den Alliierten Streitkräften kapitulieren. Der Hitlerfaschismus war besiegt, Deutschland lag in Trümmern. Die Waffen schwiegen.

ein von der britischen Armee gesprengter U-Bootbunker in Kiel. Die Ruine wich inzwischen dem Hafenausbau.      Foto: Jens Roennau/Mahnmal Kilian e.V.

In Europa führte das zu einem dauerhaften Frieden, der allerdings durch den russischen Angriff auf die Ukraine in diesem Land nicht mehr existiert. Das Erinnern an die Befreiung vom Faschismus 1945 wird durch die Weltlage überschattet. Doch es bleibt guter Grund zum Gedenken. Gedenken bedeutet auch, innehalten zum Nachdenken. Zumindest im Westen konnte sich die Demokratie entfalten.
Gleichzeitig entstand die Blockkonfrontation, die in der Gründung der NATO und des Warschauer Paktes mündete. Im »Kalten Krieg« wurde aufgerüstet. Doch es wurde auch regelmäßig miteinander geredet.
So kam das Konzept der »Gegenseitig ausgewogenen Gruppenreduzierung« und der »Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« zustande.
Wir erleben derzeit das Gegenteil. Es wird hochgerüstet. Die Rüstungsindustrie erlebt einen sprunghaften Anstieg der Aktienkurse und ist ein Zukunftsarbeitsmarkt. Deutsche Waffen werden mehr denn je in alle Welt exportiert.
Innehalten heißt dann auch, neben dem Potential zum Krieg deutlich zu machen, dass es weiterhin um Verteidigung geht und nicht um Angriff. »Kriegstüchtig sein« klingt nach dem offensiven Gegenteil. Früher hieß es »Verteidigungsfähig