In der Natur mit Wolf und Waldkauz

Mit Wildnispädagogik Gemeinsamkeit und Achtsamkeit stärken

Corinna Thießen und Andreas Schönefeld lernten sich bei einer halbjährigen Weiterbildung zu Wildnispädagogen kennen. Corinna ist Ergotherapeutin, Andreas ist Erzieher.

Die Gründer.    Foto: privat

Sie suchten und fanden Orte, an denen sie Camps, Workshops und Seminare anbieten können. Seither sind sie mehr denn je im Freien unterwegs. Für ihr Projekt gründeten sie eine gemeinnützige GmbH mit dem Titel »Wildnisschule Wolf und Waldkauz«, die sich zunehmender Beliebtheit bei vielen Teilnehmenden erfreut. In der Natur mit Wolf und Waldkauz weiterlesen

Stadttauben – Ratten der Lüfte?

Betreute Taubenschläge gegen Überpopulation

Problemvogel.    Foto: bs

»Ratten der Lüfte«, wer so denkt macht es sich zu einfach.
Stadttauben sind eigentlich Haustauben, entflogene oder ausgesetzte Zuchttauben oder gestrandete Brieftauben beziehungsweise deren Nachwuchs. In der Stadt finden sie Plätze um zu brüten, im ländlichen Bereich leider immer weniger. Da ihnen angezüchtet wurde, viele Eier zu legen, tun sie dies das ganze Jahr über. Artgerechte Nahrung finden sie in der Stadt meist nicht, was für Dauerdurchfall sorgt, der wiederum Mauerwerk schädigen kann und die Umgegend nicht gerade verschönert. Was also tun? Immer mehr Städte setzen auf betreute Taubenschläge. Dort bekommen die Tiere artgerechtes Futter, und die Eier werden gegen Gips­eier ausgetauscht, was eine Verringerung der Population zur Folge hat. Weniger Taubendreck und weniger Belästigung ist also durchaus tierfreundlich zu bewerkstelligen. Auch in Neukölln hat man sich bereits erste Gedanken zu diesem Vorgehen gemacht. Im Ausschuss für Grünflächen, Umwelt-, Naturschutz und Klimaanpassung (GUNK) informierten im letzten November Frau Lemcke und Frau Satgunaranjan vom Stadttaubenprojekt Berlin über ein Konzept zum Stadttaubenmanagement. Eine schnelle Umsetzung im Sinne von Mensch und Tier wäre wünschenswert.

Eine Rudowerin

»Startbahn« legt los

Veränderungen in der Genezarethkirche

Im Januar 2021 begann die Vorbereitung für das Projekt »Startbahn« der Genezarethkirche im Schillerkiez. Die Veränderung war nötig, da es nur noch sehr wenige Kirchenmitglieder im »Sprengel« gab. Diese wurden jetzt mit der Martin-Luther-Gemeinde zusammengeschlossen.
Für die Gemeindemitglieder war es eine große Umstellung, die auch sehr viel Unmut hervorrief. Früher war ein kurzer Fußweg zum Sonntagsgottesdienst zur Kirche möglich, nun ist ein Weg über Hermannstraße, Karl-Marx-Straße und Sonnenallee zur Fuldastraße nötig. Um diesen Weg zu erleichtern, wurde jetzt ein Shuttle eingerichtet. Der Bus fährt sonntags um 9.30 Uhr ab.
Für die Eröffnung des Projekts »Startbahn« war ein Umbau des inneren Kirchenraumes erforderlich. Die neue Pfarrerin beschreibt den Namen »Startbahn« als Motto: »Es landen dort Ideen und heben Projekte ab.«
Ein wichtiges Programm der Genezarethkirche war das »Interkulturelle Zentrum« (IZG). Durch die Veränderung der Gemeinde und die lange Coronazeit fanden viele Veranstaltungen des IZG nicht mehr statt. Das soll sich jetzt ändern. Am 12. März 2023 findet ein Festgottesdienst zur Wiedereröffnung des IZG um 17 Uhr mit einem Empfang statt.

emp

Organisation ist alles

Christiane hält die Fäden ihrer Familie zusammen

Ruhe gibt es bei einer schönen Zigarette zum Kaffee und in gemütlicher Runde mit Freundinnen, Freunden und der Familie, beispielsweise nach einem gemeinsamen Essen. Fernsehabende, Kino- oder Konzertbesuche gehören ebenfalls zur entspannenden Geselligkeit. Gerne zeichnet Christiane auch Skizzen. Sie ist Mutter von vier Kindern, drei Söhnen und einer Tochter.

In ihrem Kiez.    Foto: th

Alles macht Christiane flink. Die nächste Aufgabe wartet schon. Wie ist das zu schaffen? »Organisation ist alles. Das habe ich schon von meiner Mutter gelernt. Die hatte fünf Kinder und natürlich auch Enkelkinder. Mir ist und bleibt es wichtig, bei so einer großen Familie wie meiner stets die Fäden zusammen zu halten. Jaa.« Christiane betont ihre Erzählungen öfter mit »Jaa«. Das drückt ihre Freude über und ihren Stolz auf ihr Leben und ihre Familie aus. Organisation ist alles weiterlesen

Neukölln würdigt die Kunst

Neuköllner Kunstpreis vergeben

Mehr als 180 Künstler haben sich in diesem Jahr um den begehrten »Neuköllner Kunstpreis« beworben. Sieben von ihnen wurden von einer fünfköpfigen Fachjury für den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Kunstpreis nominiert. Zudem wird ein Sonderpreis des landeseigenen Wohnungsunternehmens »Stadt und Land« in Form eines Ankaufs vergeben. Am 3. Februar wurden die Nominierten mit ihren Arbeiten im Heimathafen Neukölln vorgestellt und die drei ausgewählten Preisträgerinnen verkündet.

Erster Preis.  Foto: mr

Mit diesem nun bereits zum siebten Mal vergebenen Preis würdigt der Fachbereich Kultur in Kooperation mit dem »Kulturnetzwerk Neukölln e.V.« und der »Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH« die Arbeit von Kunstschaffenden, die ihren Wohnsitz oder Atelierstandort in Neukölln haben. Neukölln engagiere sich für Kunst im öffentlichen Raum, wolle Kunst in allen Facetten fördern und Künstlern die Möglichkeit geben, sich zu zeigen, sagte Kulturstadträtin Karin Korte in ihrer Begrüßungsansprache. Neukölln würdigt die Kunst weiterlesen

Es darf gesprüht werden

Neue Graffitiwand an der Oderstraße eröffnet

Flächen, auf denen sich Graffiti-Künstler im öffentlichen Raum legal austoben können, gibt es in Berlin nicht allzu viele. Seit dem 4. Februar ist eine weitere dazugekommen. Sie ist 37 Meter lang, rund zwei Meter hoch und steht an der Oderstraße in Höhe des Anita-Berber-Parks. Sie ersetzt eine andere Wand, die sich in unmittelbarer Nähe befand und im letzten Frühjahr abgerissen wurde, weil sie baufällig war und umzustürzen drohte.

Hier ist Sprayen legal.Foto: mr

Die neue Wand besteht aus einem Mattenzaun, der mit Sichtschutzstreifen aus Kunststoff durchzogen ist. Die können bei Bedarf relativ einfach und kostengünstig ausgetauscht werden. Ein festes Fundament mit darin verankerten Pfosten sorgt für Stabilität und dafür, dass die Wand nicht wieder umfällt. Gekostet hat das ganze rund 20.000 Euro. Es darf gesprüht werden weiterlesen

Rückstand verkürzt

Bei Tasmania geht es in der Tabelle langsam vorwärts

Die Aufholjagd, die der »SV Tasmania« im zweiten Halbjahr der NOFV-Oberliga Nord starten musste, um die Abstiegsränge zu verlassen, ließ sich zunächst zäh an. Nach dem 1:1 beim »RSV Eintracht« reichte es eine Woche später gegen Aufsteiger »Dynamo Schwerin« (1:1) wieder nur zu einem Punkt. Erst nach den folgenden Siegen gegen »Blau-Weiß 90« (3:1) und bei »Optik Rathenow« (1:0) ging es von der Stelle.

Ab ins Tor!     Foto:Hagen Nickelé

Der Erfolg über die Mariendorfer, die ab kommender Saison freiwillig eine Liga zurückgehen und dann mit Tasmania eine Kooperation vollziehen wollen (vgl. KuK 02/2023), verlief dazu »sauber« – Blau-Weiß ging sogar in Führung, dann ließen die Kräfte angesichts der dritten Partie in acht Tagen aber zusehends nach. Dazu findet sich die im Winter nochmal stark aufgefrischte Neuköllner Mannschaft immer mehr zusammen – so konnte der Rückstand zum rettenden Ufer immerhin auf vier Punkte halbiert werden. Rückstand verkürzt weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kinetischer Hase

Die Aprilausgabe erscheint kurz vor Ostern. Damit zum Basteln ausreichend Zeit bleibt, hier vorab meine Osterbastelei: ein kinetisches Objekt.
Dieser Hase, auf seine Vorderzähne gesetzt, balanciert stabil und magisch beispielsweise auf einem Zeigefinger, oder dauerhaft auf dem Deckel einer Flasche oder einem anderen Träger.
Meine Vorlage für einen großen und kleinen Hasen kann unter rolf@.kuk-nk.de angefordert werden.
Wir brauchen ein Blatt DIN A4, festen Karton oder Pappe, eine Schere, einen Bleistift sowie Farben. Mein Objektträger: Eine große Schraubkappe und ein alter Kugelschreiber, ferner ein Bohrer, Heißkleber und natürlich Lust zum Pfriemeln.
Meine Schablone drucken und unbedingt alles auf Karton oder Pappe übertragen, bemalen und ausschneiden.
Mein großer kinetischer Hase balanciert, wippt und dreht sich dauerhaft auf der Spitze eines Kugelschreibers, der mittig in ein passend gebohrtes Loch eines Schraubverschlusses einer Plastikflasche geklebt ist. (Der Kleine balanciert auf einem Deckel eines Glasflakons.)

rr
Für Hilfe: rolf@kuk-nk.de

Josephines Tagebuch

Gefährliches Berlin

Das Berlin zeitweilig ein »gefährliches« Pflaster sein kann, ist uns allen bekannt. Über rote Ampeln laufen, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein oder manchmal auch nur einkaufen oder feiern zu gehen und dann ist das Portemonnaie weg… Das ist kein Problem, weil man damit rechnet und das schon einplant.
Allerdings ist dies alles absurder, wenn man aus dem Urlaub kommt und 3.500 Kilometer von Portugal nach Berlin fährt mit einem 28 Jahre alten Renault Clio – die ganze Reise den schönsten Sonnenschein, Bergpanorama und die schönsten Blicke auf Meere und Seen hat, abgesehen von Nebel und ein paar Wolken in den Bergen, denn das gehört dazu und macht ja auch den romantischen Touch so einer Reise aus. Josephines Tagebuch weiterlesen

Ästhetik des Boxens

»Sieg und Niederlage«.      Foto Jürgen Bürgin

Fotografische Momentaufnahmen aus Neukölln

Der Neuköllner Fotograf Jürgen Bürgin eröffnet mit seinem neuen Fotoband »Punch« einen tiefen Einblick in die Welt des Boxens, die faszinierend und facettenreich geschildert wird. Zutreffend ist der zweite Titel des Fotobandes und der Bilder, die auch ausgestellt werden, »A Visual Story«. In jedem Motiv oder in den Sequenzen werden Geschichten in Momentaufnahmen erzählt. Boxen gilt vielfach als harter Kampfsport. Das trifft auch zu, doch wird es der Vielfalt des Geschehens im und am Ring nicht vollkommen gerecht. Ästhetik des Boxens weiterlesen

Schusseln ist menschlich

Die einen verschusseln ihr Mobiltelefon zwischen Käsekisten, andere legen die Schlüssel in den Kühlschrank, suchen ständig ihre Brille oder verwechseln Worte. Zugegebenermaßen können das Begleiterscheinungen des Alterns sein, sind es jedoch nicht zwangsläufig.
OK, dazu muss niemand alt werden, das können jüngere Menschen auch. Fakt ist, eben auch nicht richtig bei der Sache zu sein, das eine zu tun und an etwas anderes zu denken. Mangelnde Konzentration, Altersvergesslichkeit oder einfach Stress pur erzeugen ähnliche Erscheinungen. Also, vielleicht einfach mal kurz Luft holen, etwas Schönes anschauen und kurz innehalten.
Anstatt sich überein­ander aufzuregen, für konfus, senil oder einfach blöde zu halten und das leidige »Jeder gegen jeden« zu bedienen, könnten wir uns gemeinsam einfach helfen und über diese Slapsticks lachen. Bei Charlie Chaplin, Loriot, Herricht & Preil klappt‘s doch auch!

Beate Storni

Silvestergewalt aus Parteiensicht

Ehrennadel und Integrationsdebatte in der BVV

Zum Auftakt der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 25. Januar wurde Mnyaka Mboro die Neuköllner Ehrennadel für sein Engagement zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit verliehen.

Ehrung für Mnyaka Mboro.        Foto: Stefanus Paarmann

Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins »Berlin Postkolonial« beschäftigt er sich mit der Geschichte und den Gräueltaten des deutschen Kolonialismus. Besonders engagiert sich Mboro für die Umbenennung von Straßen – so auch der Wissmannstraße, die seit 2021 nach der afrikanischen Politikerin Lucy Lameck benannt ist. Mboro gehörte zu den Preisträgern aus dem Jahr 2021, konnte damals die Auszeichnung aber nicht entgegen nehmen, weil er sich im Ausland aufhielt.
Anschließend hatten sich die Bezirksverordneten mit gleich vier unterschiedlichen Entschließungsanträgen zu beschäftigen, die die Ereignisse der Neuköllner Silvesternacht zum Thema hatten.
Alle Anträge verurteilten die Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte, spiegelten ansonsten aber die Ansichten der einzelnen Parteien zum Thema Migration wieder. Silvestergewalt aus Parteiensicht weiterlesen

Karstadt zum Zweiten und zum Dritten

Wer trägt die Verantwortung am Warenhausdesaster – rechtlich und wirtschaftlich, sozial und politisch?

Wieder ist »Galeria Karstadt Kaufhof« in der Insolvenz – trotz Gewinnen im »Signa«-Konzern. Verdi attestiert Managementversagen und fordert endlich ein tragfähiges Standortkonzept. Im Abgeordnetenhaus formiert sich der Widerstand gegen die duldsame Senatslinie, denn eine bereits für »Signa« günstig abgeschlossene Vereinbarung bindet alle oder keinen.

Soll bleiben wie es ist.      Foto: Marlis Fuhrmann

Laut Neuer Zürcher Zeitung ist der »Signa«-Chef nicht mehr Alleineigentümer der Holding. Er beherrscht aber weiterhin informell das Geschäft mit der gewinnbringenden Immobiliensparte und dem Detail- und Warenhandel. Die Warenhauskette gehört ihm fast vollständig und von ihm ist abhängig, wie viel Geld aus Holding – und Privatvermögen – in die Sanierung fließt. Karstadt zum Zweiten und zum Dritten weiterlesen

Neukölln-Komplex ungelöst

Die Opfer drängen weiter auf zügige Aufklärung

Vor Kurzem wurde Thilo. P., einer der Hauptverdächtigen im Fall des Brandanschlags auf das Auto von Ferat Kocak (Die Linke), vor Gericht freigesprochen. Nicht nur für Ferat und andere Opfer der Brandanschläge, Morddrohungen und Schmierereien an Häuserwänden ist das ein Schlag ins Gesicht. Aus der Sicht der Opfer ist das unverständlich. Es gibt Aufzeichnungen von Chats und Sprachnachrichten, aus denen ganz klar hervorgeht, dass der Politiker der Linken ausspioniert wurde und seine Wohnadresse den Tätern bekannt war.

Feiger Anschlag.     Foto: Ferat Koçak|

Die ermittelnde Polizeibehörde ließ die Täter in ihrer Ausspäharbeit gewähren und nahm den möglichen Tod der Opfer leichtfertig in Kauf, um ihre eigenen Interessen und V-Männer zu schützen. So stellt es sich für die Opfer dar. Neukölln-Komplex ungelöst weiterlesen

Eine Wette, bei der alle gewinnen

Kaffee und Geld für die Ärmsten in Neukölln und Reinickendorf

438 Päckchen Kaffee stapelten sich im »Rixdorf Salon« des Rathauses Neukölln, Ergebnis einer Wette, die Michael Lind, Betreiber eines Nahkauf-Supermarktes am Kiehlufer, jetzt zum vierten Mal initiiert hat.
Vor vier Jahren ging es noch darum, ob Wettpartner Bezirksbürgermeister Martin Hikel 50 Neuköllner dazu bringen konnte, ein Paket Kaffee zur »Kubus-Kältehilfe« in der Teupitzer Straße zu bringen. Als Belohnung winkten 1.000 Euro als Unterstützung für die Kältehilfe. Es kamen damals mehr als 200 Spender.

Genaues Zählen ist angesagt.  Hikel mit Martin Lind (mitte)  und Uwe Brockhausen (links  )   Foto: mr

Inzwischen hat Lind den Einsatz erhöht. Für jeweils 100 Packungen Kaffee versprach er 200 Euro als Spende. Da er auch in Reinickendorf einen Markt betreibt, hat er in diesem Jahr den dortigen Bezirksbürgermeister Uwe Brockhausen mit ins Boot geholt. 496 Päckchen waren dessen Ausbeute.
Das nahm Lind zum Anlass, seinen Wetteinsatz noch einmal kräftig aufzustocken, so dass sich am Ende beide Bürgermeister über 2.500 Euro freuen konnten.
In Reinickendorf gehen Geld und Kaffee an die »Berliner Stadtmission«, die dann für die Verteilung sorgt. In Neukölln profitieren unterschiedliche Einrichtungen, die obdachlosen Menschen in der kalten Jahreszeit helfen, wie die »Kubus-Station« oder »Evas Obdach« in der Fuldastraße, wo Frauen übernachten können. Auch die Tee- und Wärmestube in der Weisestraße wird bedacht, ebenso einige Kirchengemeinden, die für Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten sorgen.

mr

Neoliberales Bürgergeld

Hartz IV wurde nicht überwunden

Das Bürgergeld hat den Menschen, die Hartz IV beziehen, 53 Euro mehr pro Monat gebracht. Ein Tropfen auf den heißen Stein, der aus der Armut nicht heraus führt. Es bleibt bei der strikten Regelung zu Sanktionen, eine »Schonfrist« von sechs Monaten gibt es nicht. Die Praxis der Sanktionen hat bislang vielfach dazu geführt, dass für die Förderung zu wenig getan wird, so sehen es Experten.

Schirdewan im Dialog mit Neuköllnern. Foto: th

Martin Schirdewan, Bundesvorsitzender der LINKEN, kam am 6. Januar nach Neukölln und sprach am »Kindl Boulevard« mit Passanten. Er war sichtlich beeindruckt von den offenen Gesprächen und der Zustimmung, auf die er stieß. »Das Bürgergeld ist keine Überwindung von Hartz IV. Die Armut per Gesetz existiert weiter. Für eine wirkliche gesellschaftliche Teilnahme reicht das nicht. Wir fordern weiterhin die Abschaffung der sinnlosen Sanktionen. Der »Paritätische« hat die richtige Forderung erhoben, den Regelsatz auf 678 Euro anzuheben, damit es armutsfest wird«, stellte er fest. Neoliberales Bürgergeld weiterlesen

»Lützerath bleibt«

Hunderte protestieren gegen Klimaignoranz

Für alle, die am 14. Januar nicht nach Lützerath fahren konnten, um dort gegen die Räumung des Dorfes und den Kohleabbau zu demonstrieren, organisierte die LINKE Neukölln am Hermannplatz eine Kundgebung unter dem Motto »1,5 Grad-Ziel heißt: Lützerath erhalten! Solidarität mit den Protesten gegen RWE!« zu der rund 300 Teilnehmer kamen.

Foto: mr

»Es ist nicht zu spät! Es ist auch in Lützerath nicht zu spät, die Räumung zu stoppen!«, sagten Vertreter unterschiedlicher Organisationen.
In den Redebeiträgen machten sie deutlich, dass nicht nur die geplante Verfeuerung der Kohle unter Lützerath das Klima und die Umwelt bedrohe und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels unmöglich mache. Auch in Berlin werde um den Erhalt naturnaher Räume gekämpft. So soll das Wäldchen auf dem Emmausfriedhof Eigentumswohnungen weichen, wogegen sich eine Bürger­initiative wehrt.
Die Initiative »100 % Tempelhofer Feld« wies auf die Bedeutung des Tempelhofer Feldes als meistbesuchten innerstädtischen Park hin, der nach wie vor bedroht sei. Auch der klimaschädliche Abriss und Neubau von »Karstadt« müsse gestoppt werden, forderten sie und riefen zur Teilnahme am Volksentscheid »Berlin 2030 Klimaneutral« am 26. März auf.

mr

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Samstag, 3.2.1923
Auch die Großmütter besetzen. Die französisch=belgischen Truppen im besetzten Gebiet scheinen jetzt, um einen imposanteren Eindruck zu machen, auch ihre Mamas, ihre Großmamas, ihre Tanten, kurz ihren ganzen weiblichen Anhang nachkommen lassen zu wollen. In Duisburg ist ein unverheirateter Offizier gleich mit vier Weibern auf einmal erschienen: der Großmutter, der Mutter, einer unverheirateten und einer verheirateten Schwester. Vervollständigt wurde die Karawane durch zwei Kinder der verheirateten Dame. Auch in Dorsten vollzogen belgische Offiziere ihren feierlichen Einzug mit der ganzen Familie und den dazugehörigen Küchenfeen. Einer der Herren verlangte, daß ihm außer den üblichen Haushaltsgegenständen auch noch eine Kinderbadewanne, ein Kinderbett und Wäsche für dieses Bett zur Verfügung gestellt würden. Die Sache bekommt also entschieden einen Zug ins Idyllische, denn mit Großmüttern und Wickelkindern wird sich reden lassen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Mehr als eine Bibliothek

Seniorenvertretung und Helene-Nathan-Bibliothek laden ein

»Das Ausleihen von Büchern« – so definieren immer noch viele Menschen das Angebot einer Bibliothek. Wir möchten zeigen, dass es in der »Helene-Nathan-Bibliothek« weitaus mehr Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung von Kindern, Jugendlichen, Berufstätigen und Senioren gibt. Neben der Wissensvermittlung über Bücher (auch in Großschrift und Braille) inklusive ihrer digitalen Ergänzungsmedien werden Lesungen, Vorträge, Konzerte, Sprach-Cafés, Spielnachmittage, Digitalsprechstunden oder Fortbildungen veranstaltet. So hat sich die Bibliothek im Laufe der Jahrzehnte immer wieder den Entwicklungen angepasst und sich weiterentwickelt.
Wir laden Sie daher herzlich zu einem Kennenlernen der aktuellen Möglichkeiten der »Helene-Nathan-Bibliothek« ein. In einem Rundgang zeigen wir Ihnen alle Abteilungen und das breite Medienangebot der Bibliothek – speziell auch für Senioren. Darüber hinaus erhalten Sie weitere Infos zu unseren aktuellen Veranstaltungen und den digitalen Angeboten der Berliner Bibliotheken.

pm
16. Februar – 15:00 – 16:30
Karl-Marx-Str. 66, in den Neukölln Arcaden
Eingang Post; Fahrstuhl bis Parkdeck 4
Tel.: 030–90 239 4313
E-Mail: info@stadtbibliothek-neukoelln.de
Freier Eintritt | Rollstuhlgerecht

Bienenflugplatz Hermannstraße 99-102

Großes Summen oder große Summen?

Bis cirka September 2021 war hier der Steinmetzbetrieb Willy Schmidt zugange, dessen Firmenschrift unterm gewellten Dach noch schwach zu erkennen ist. Links davon springen die »Prinzessinnengärten« ins Auge.

Zwischennutzung.    Foto: Herbert Witzel

Der Steinmetzbetrieb ernährte durch seine Arbeitsplätze immerhin drei Familien und wurde plattgemacht, um Platz für ein Bienenhaus zu schaffen, so Recherchen des Unternehmers.
Als BER-abgehärteter Berliner habe ich volles Verständnis für die Langsamkeit des alternativen Projektes: Lieber achtsam und dafür ordentlich! Bienenflugplatz Hermannstraße 99-102 weiterlesen

Weinhandel bringt Kiezwandel

Mario Landsmann beschwipst den Schillerkiez

Mit Mario Landsmann ins Gespräch zu kommen, ist eine einfache Sache, dieses ungestört in seinem Laden zu führen, eine andere. Oft klingelt eins seiner Telefone, Kunden kommen, Nachbarn wünschen »einen schönen Tag« oder »haste schon gehört«, so geht es den ganzen Tag. Mario freut sich über die vielen Kontakte, die ihm nebenbei seine Kasse füllen und die die Folge seiner teilnehmenden, herzlichen Art von Dienst am Kunden sind.

Nachschub.   Foto: bs

Als er 1979 nach Beendigung des Albert-Schweitzer-Gymnasiums begann, in der Metro zu arbeiten, wurde er nach der Ausbildung erst Substitut und 1984 Abteilungsleiter für die »food«-Abteilung der Metro und unterstützte Lehrlinge mit seinem Fachwissen. In Urlaubszeiten leitete er bis zu vier Abteilungen gleichzeitig. Seine Loyalität und sein Talent zu vermitteln brachte ihm die Achtung der Geschäftsleitung ein. Zum Sommer 1990 kündigte er und übernahm den kleinen Laden »Feinkost Rathmann« in der Hertzbergstraße. Weinhandel bringt Kiezwandel weiterlesen

Das »Syndikat« lebt wieder!

Aus »Laika« wird »Syndikat«

»Erst einmal ankommen«, sagt Christian vom Kneipenkollektiv des »Syndikat« strahlend bei der Eröffnung am 20. Januar in den ehemaligen Räumen des »Laika« in der Emser Straße 131 im Körnerkiez.

Neue solidarische Heimat.Foto: Syndikat

Die Lebensumstände der Betreiber der alternativen Kneipe »Laika« hatten sich verändert, und sie suchten würdige Nachfolger. Durch den Kiez­flurfunk erfuhr Christian davon. So konnte das Syndi-Team zum Jahresbeginn die Räume übernehmen. Zusätzlich bereichern seitdem zwei Leute aus dem Ex-Laika-Team das Team des »Syndikat«. Das »Syndikat« lebt wieder! weiterlesen

Pils, Plausch und Politik im »Bajszel«

Wo Bier auf Bildung und Begegnung trifft

Beisl oder Beiserl werden vor allem im südlichen deutschsprachigen Raum einfache Gasthäuser genannt. Der Begriff stammt wohl vom tschechischen »pajzl« (Kneipe) sowie dem jiddischen »bajiss« (Haus) ab, das wiederum aufs hebräische »bajit« = Haus zurückgeht. Das »Bajszel«, das Mitte Juni letzten Jahres am nach der prägenden Jugend­richterin Kirsten Heisig benannten Platz an der Feuerwache an der Emser Straße, wo sich einst die Kneipe »Zum Steckenpferd« befand, eröffnet wurde, ist eine solch echte Kneipe, und zwar eine gute und besondere.

DAS Lokal am Platz.        Foto: hlb

Außer vielen günstigen Getränken (zum Beispiel vier gute Fassbiere ab noch 3,50 Euro/0,5 Liter, Wein auch ab 3,50 pro 0,2), Kaffee und Kuchen (Nachmittagsbetrieb ist in Planung, gerade auch für die Schüler im Kiez), gibt es kleine Happen wie Schmalzstulle oder das Hausgericht, camenbertigen »Hermelin«. Pils, Plausch und Politik im »Bajszel« weiterlesen

Gefährtinnen finden

Offene Frauengruppe

Ist es überhaupt noch zeitgemäß, mit einer offenen Frauengruppe zu starten? In einer Zeit, in der Gleichstellung eine hohe Priorität hat?
Ich denke schon. Denn in unserer Gesellschaft sind vermeintlich männliche Attribute wie Erfolg, Durchsetzung, Status oder Macht noch immer wichtige Werte. Sogenannte weibliche Eigenschaften oder Werte wie Fürsorge, Vertrauen, Geborgenheit oder Intuition werden auch heute noch häufig wenig ernst genommen und belächelt.
Durch die scheinbare Gleichberechtigung haben viele von uns versucht, diese der Weiblichkeit zugeschriebenen Eigenschaften zu unterdrücken – mit dem Erfolg, dass sie vielen Menschen nicht mehr zugänglich sind. Und darum geht es in dieser Frauengruppe: Wir machen uns die ganze Palette an Eigenschaften und Werten wieder zugänglich. So können wir unser Potential mehr und mehr entfalten und die vielen bunten Facetten unseres Lebens leben.
Darum wird es im Kurs zunächst gehen:
–Gemeinsam finden wir die Themen, die uns wichtig sind.
–entdecken wir das Vertrauen in unsere Intuition (wieder).
–nehmen unsere Gefühle wahr und lassen sie zu.
– stärken die Verbindung zu unserer weiblichen Kraft ermutigen uns, unseren eigenen Weg zu gestalten.
Die offene Frauengruppe freut sich über Verstärkung und findet an jedem zweiten und vierten Montag im Monat statt.

Barbara Westphal
Raum für Entfaltung, Pintschallee 24, Der Ausgleich: 11,- € (+) pro Abend
Tel.: 0175 594 59 02
Mail: barbara@westphal-coaching.de
Web: www.westphal-coaching.de

Little Homes als Safe Places

Kleine Bleiben für wohnungslose Menschen

»Hey Ecki, wie geht’s dir?« Ich schaue zur Seite und sehe Florian grinsend an eine Mauer gelehnt. Wir kennen uns schon Jahre. Florian ist Straßensozialarbeiter und hatte damals frisch nach dem Studium als absoluter Grünschnabel bei uns im Kiez angefangen zu arbeiten.

Drei Quadratmeter Heim.      Foto: mg

Anfangs kam er ziemlich überheblich daher, meinte alles zu wissen und war sehr fix mit vorgefertigten Lösungen. Ihm ist nicht aufgefallen, wie bevormundend er dabei war. Ein paar Mal hat es ordentlich gerumpelt.
Eines Tages fand er mich bewusstlos und krampfend an meinem Stammplatz und alarmierte die Feuerwehr. Einen Tag später besuchte er mich in der Klinik, und wir haben lange geredet. Seitdem ist das gegenseitige Verständnis enorm gewachsen. Er ist da, wenn es brennt.
Flo war ganz aufgeregt und überschlug sich beim Erzählen. Der Bezirk führe ein neues Modellprojekt ein, um der Verantwortung wohnungsloser Menschen gegenüber gerechter zu werden. Es sollen im ganzen Bezirk dezentral mehrere »Safe Places« errichtet werden. Wohnungslose Menschen bekommen so die Chance, in sogenannten »Little Homes« zu wohnen und wettergeschützt eine Bleibe zu erhalten, mit dem Fernziel, eine eigene Wohnung zu beziehen. Drei Quadratmeter erst einmal. Little Homes als Safe Places weiterlesen

»Heimat 10.000«

Schirmherrschaft gesucht

Die Bewegung »Housing First« für Obdachlose erhält künstlerische Unterstützung. Diese soll »grenzüberschreitend« werden, also auch in die deutschen Nachbarländer gehen. Diese Kunstaktion ist als »Soziale Plastik« gedacht mit dem Titel »Heimat 10.000«.
10.000 Bilder sollen bundesweit und grenz­überschreitend an zehntausend Obdach- oder Wohnungslose bedingungslos verschenkt werden. Straßenpraktikabel und für Obdach- und Wohnungslose sinnvoll gestaltet. 2027 soll dieses Projekt umgesetzt werden, mit einer Vernissage auf den Straßen. Ebenso freuen sich die Initiatoren über geschenkte Kunstwerke für dieses Projekt. »Schickt uns Bilder auf Papier/Pappe im DIN A4 – A3 Bereich«, schreibt der Kurator Rainer Wieczorek.
Für das Projekt wird eine Schirmherrschaft gesucht, die es mit Kontakten und Ideen unterstützt.
Kurator Rainer Wieczorek wird unterstützt durch 56 Künstler und Bürger vom Kind bis zum Senior, von Berlin bis Oberscheid. 2.280 Bilder wurden bis jetzt zusammengetragen.
»Wohnen zu können ist ein Menschenrecht, ein unantastbares Recht seiner Würde«, schreibt Wieczorek.

th
Kontakt: Rainer Wieczorek, Reuterstraße 85. Künstlerische Zentrale und Bildannahme für das Projekt »Heimat 10.000«.
Tel. 179 4768 145;
030 61 3456 2;
wieczorek.rainer@web.de

Wasser

Blue Community

Initiiert vom Berliner Wassertisch wurde am 16. Januar in der Helene-Nathan-Bibliothek eine sehr sehenswerte Wanderausstellung zum Thema Wasser installiert. Eröffnet wurde die Ausstellung von Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport, Karin Korte (SPD).
Es gibt Infos rund ums Wasser als öffentliches Gut, Trinkwasser, Gewässerschutz, das Menschenrecht auf Wasser und internationale Partnerschaften dazu. Vorgestellt werden Wasserprojekte aus Berlin und interessante Fakten rund ums Thema »Wasser in Berlin«.
Auf einer Stellwand können Besucher ihre Wünsche, Fragen und Anregungen vermerken.
Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar zu besuchen.

bs

Das gekaufte Herz

Gefühle in einer harten Arbeitswelt

Die amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild hat ein bereits zum reputierten Klassiker gewordenes Buch geschrieben, zum Thema »Die Kommerzialisierung der menschlichen Gefühle«. Seit 1983 ist es in mehreren aktualisierten Auflagen erschienen und wurde in viele Sprachen übersetzt. Dazu hat sie hauptsächlich mit Flugbegleiterinnen gesprochen und wichtige Schlussfolgerungen gezogen.
Hochschildts Eltern waren im diplomatischen Dienst. Es kamen also Gäste aus aller Welt auch zu ihnen nach Hause. Sie beobachtete die Gestik und die Gefühlsregungen, die je nach Herkunftsland zwar diplomatisch waren, aber verschieden ausfielen. Daher ist ein Leitmotiv ihrer Arbeit das menschliche Gefühl im Kontext von Arbeitsprozessen. Das gekaufte Herz weiterlesen

Erst Geburtstag, dann Abstiegskampf

Kraftanstrengung bei »SV Tasmania« für den Klassenerhalt

Tasmania (Blau) gegen Eintracht.Foto: Hagen Nickelé

Im ersten Halbjahr 2023 (und damit der zweiten Hälfte der Saison 2022/23) geht es für den »SV Tasmania« in der NOFV-Oberliga Nord um nichts weniger als den Klassenerhalt. Nach insgesamt schwachen Leistungen lagen die Neuköllner – gerade erst aus der Regionalliga abgestiegen – zur Winterpause schon wieder nur auf dem vorletzten Platz der Tabelle. Nicht allein der Rückstand von acht Punkten zum »rettenden Ufer« gibt dabei zu denken – auch die Tatsache, dass in diesem Jahr mindestens vier Vereine absteigen müssen, weil die Teilnehmerzahl der Oberliga verringert werden soll. Für den Klassenerhalt wurde so noch mal in der Winterpause geklotzt – nicht weniger als acht Spieler wechselten an die Oderstraße. Allein vier von ihnen stammen dabei vom Ligakonkurrenten und künftigen Kooperationspartner »Blau-Weiß 90«. Erst Geburtstag, dann Abstiegskampf weiterlesen

Basteln mit Rolf

Schampusstuhl

Im Februar endet die Karnevalszeit. Als Norddeutscher sitzt man da etwas zwischen den Stühlen.
Vom Sekt sind bestimmt noch die Agraffe, die Sektkorkenbefestigung und zwei der Metalldeckel übrig. Für unseren Stuhl brauchen wir die, dazu einen Seitenschneider, eine Zange, etwas Schmelzkleber und natürlich Lust zu Pfriemeln.
Mit dem Seitenschneider entfernen wir den unteren Verschlussdraht. So haben wir schon einmal einen Hocker. Für die Rückenlehne taugt eine zweite Metallkappe. Dort, wo die Rückenlehne hinkommt, schneiden wir vom »Sitzpolster« etwas ab, und in gleicher Breite biegen wir von der Rückenlehne das Blech nach oben. Nun wird mit Heißkleber die Rückenlehne mit der Sitzfläche verbunden. Nehmen Sie Platz!

rr
Für Hilfe: rolf@kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Klingelnde Kiste

Nachdem wir nach dem Markt sämtliche Käse und sonstige Untensilien ins Auto geräumt hatten, fuhren wir los. Es war ein Samstag im Winter und bereits dunkel.
Auf dem Weg, es war in der Karl-Marx-Straße, überprüfte ich meine Handtasche auf Vollständigkeit. Allgemein atme ich dann auf, weil alles da ist. Diesmal leider nicht. Mein Handy fehlte. Wäre es ein einfaches Telefon, wären nur meine Telefonnummern weg, aber alle meine Bankgeschäfte laufen über diesen kleinen Minicomputer, ohne den mein Handlungsspielraum etliche Lücken aufzeigen würde.
Ich bat meinen Kollegen den Chef anzurufen, der die Telefonnummer des Budenbauers hat. Er sollte ihn anrufen und darum bitten, den Platz noch mal abzusuchen.
Dann bat ich meinen Kollegen mich anzurufen. Er tat es und ich meinte, das wohlbekannte Klingeln meines Handys zu hören. Das beruhigte mich etwas, machte mich aber noch nicht sicher. Petras Tagebuch weiterlesen

Hasenheide soll widerstandsfähig werden

Heidschnucken in der Hasenheide.    Foto: bs

Vom Jagdrevier zur Volksoase

Wer in die Hasenheide geht, verbindet damit neben abgeschabten Rasenflächen und geschädigten Bäumen meist auch Hasenschänke, Freilichtbühne, Kinderbereiche sowie den Drogenhandel. Ein Projekt zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimastress und Nutzungsdruck soll nun die aktuellen Ansprüche zusammenführen.
Die Hasenheide hat schon einiges hinter sich. Sie war kurfürstliches Jagdgebiet, militärisches Übungsgelände, sah nationalbewegte Turner, und am Rand war immer Rummel. Sukzessive wurden Waldwege zu Promenaden, Sandblößen bepflanzt, Schießbahnen aufgehoben und Teilbereiche parkartig eingerichtet.
Seit den 30er Jahren ist die Hasenheide ein großer Volkspark. Anlässlich der Olympiade 1936 entstand ein erster Gesamtplan unter dem Berliner Stadtgartendirektor Pertl. Schwerpunkt war die Neuinszenierung des Jahndenkmals samt Aufmarschwiese. Der Neuköllner Bezirkskollege Pöthig konnte die Finanzierung des Wegesystems für den ganzen Park durchsetzen. Neben einem realisierten Kinderspielplatz waren auch Plansche, Teich und Restaurant vorgesehen. Das stoppte der Krieg. Hasenheide soll widerstandsfähig werden weiterlesen

Ritualmissbrauch

Während der sogenannten Rauhnächte vom 21.12. bis 06.01. eines jeden Jahres sollen der Legende nach die Naturgesetze außer Kraft gesetzt und die Tore zur »anderen Welt« geöffnet sein, durch die böse Geister auf die Erde gelangen. Deshalb wurden in früheren Zeiten die Häuser ausgeräuchert, um die Geistergäste zu vertreiben. Zusätzlich hat sich der Brauch verankert, Radau zu machen und lautstark zu knallen, damit sich die Geister erschrecken und gar nicht erst auf die Erde trauen.
Für viele ist es auch eine willkommene Gelegenheit, Aggressionen loszuwerden.
Allerdings ist in der Neuzeit völlig unverständlich, weswegen sprengstoffartige Böller auf Menschen, Tiere und Gegenstände, in Wohnungen oder unter Autos geworfen werden, großen Schaden anrichten und andere Lebewesen traumatisieren.
Böse Geister zu vertreiben und gleichzeitig das Neue Jahr zu begrüßen, sollte doch eine freudige Angelegenheit sein und kein kriegsähnlicher Zustand.
Wer Aggressionen loswerden will, dem sei geraten: Macht Sport!

Beate Storni

Licht in die Muster des Nazikomplexes bringen

Untersuchungsausschuss geht mit scharfer Lupe vor

André Schulze, Bündnis 90 Die Grünen, fasst es so zusammen: »Von einem Polizeikomplex können wir zumindest noch nicht reden. Wir brauchen dazu mehr Akteneinsicht. Außer Frage steht, dass es einen Nazikomplex gibt, und der beschränkt sich nicht auf Neukölln.« Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses ist zur Zeit bereits viel weiter gekommen, als sonstige polizeiliche Ermittlungen bisher ergeben haben.

Konsequenzen gefordert.     Foto: pm

»Wir haben die vom Naziterror Betroffenen eingeladen, außerdem externe Expertinnen und Experten. Die Muster sind ans Licht gekommen.« »Die Nazis verfolgen eine Nadelstichtaktik. Immer wieder schlagen sie gezielt zu, und sie fühlen sich von den Strafverfolgungsbehörden offenbar recht unbehelligt. Sie greifen Menschen in ihrem Wohnumfeld an«, hebt Schulze hervor. Die Experten und Expertinnen der »Mobilen Beratung gegen Rechts« und des »Berliner Registers« unterstreichen das. Kati Becker erklärte dem Ausschuss: »Die Menschen wurden angegriffen, weil es leicht war, das zu tun«, sagte Becker.
Zu den Opfern gehört Feret Koçak (Die Linke). Sein Auto wurde in Brand gesteckt, vor dem Haus, in der er mit seiner Familie lebt. Licht in die Muster des Nazikomplexes bringen weiterlesen

Silvesterfeuer

Üble Kriegsspiele

Silvester in der Schillerpromenade: Im Laufe des Abends knallte es schon manchmal. Um 12 Uhr nachts dann konnten die Feiernden ein wunderschönes Feuerwerk betrachten und sich gegenseitig ein gutes neues Jahr wünschen.

Am Morgen danach.       Foto: mr

Anders war die Situation in der Allerstraße, Ecke Hermannstraße. Schwarz vermummte Menschen errichteten eine brennende Straßenbarrikade. Dazu nahmen sie die drei Bierfässer, die vor dem »Handwerkerstübchen« standen, und entzündeten darin ein Feuer, das weit sichtbar war. Ein Durchkommen wurde für Passanten zum kriegerischen Abenteuer. Die Feiernden, die hin- und herliefen, achteten auf ihre Böller, aber nicht auf vorbeilaufende Menschen. Da wurde unsanft geschubst, selten kam eine Entschuldigung. Die Gruppe war ganz mit ihrem Kriegsspiel beschäftigt, Kollateralschäden wurden in Kauf genommen.
Am nächsten Tag die Bilanz: Ein kaputtes Fahrrad, demolierte E-Roller, kaputte Tische vom »Handwerkerstübchen« und jede Menge Müll.

ro

von Neuköllnern für Neuköllner