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Schluss mit den Hausaufgaben

Armin Himmelrath plädiert für außerhäusliche Lernzeiten

Hausaufgaben machen Stress. Den Eltern, den Lehrern, den Kindern sowieso. Sie sind pädagogischer Unsinn und so gesehen Zeitverschwendung. Kinder, die keine Hausaufgaben machen, lernen nicht weniger, sind aber glücklicher. Das schreibt Bildungsjournalist Armin Himmelrath in seinem Buch mit dem etwas provokanten Titel »Hausaufgaben nein danke!«

Die gute Seite
Pädagogen und Provokateur.                                                                                                                                              Foto: mr

Am 23. Februar diskutierte der Autor in der Buchhandlung »Die gute Seite« am Richardplatz mit Pädagogen der Löwenzahn- und der Peter-Petersen-Schule und einem Publikum, das ebenfalls überwiegend aus Pädagogen bestand.
Hausaufgaben sollen durch Einüben, Nacharbeiten und Vertiefen das Wissen festigen. Zudem lernen die Kinder, Aufgaben eigenverantwortlich zu lösen, sie lernen, zu lernen. Und die Eltern bekommen mit, was in der Schule gelehrt wird. Schluss mit den Hausaufgaben weiterlesen

Platz für kleine und große Künstler

Silvana Czech gibt mehr als nur Malunterricht

Schon lange gibt es den Tabakladen in der Okerstraße 36 nicht mehr. Die Hauseigentümerin Beate Hauke wusste nicht so recht, was sie damit machen sollte. Dann hatte sie die Idee, diejenigen Neuköllner Künstler zu fördern, die auch ihr etwas entgegen gebracht haben. Sozusagen wollte sie »Dankeschön« sagen und stellt ihnen nun die Räumlichkeit zur Verfügung.

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Zeichnen entspannt auch Kinder.                                                                                                  Foto:pr

Ab dem 3. März bietet die Malerin Silvana Czech Malkurse für Kinder an. Jeden Donnerstag von 15 bis 16.30 Uhr können Schüler der ersten bis dritten Klasse bei ihr Malen üben.

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Die »MoRo«-Senioren legen los

Party für einen Tag

Bunte Luftballons in der sonst so tristen Rollbergstraße deuteten klar auf eine Neueröffnung hin. In der Rollbergstraße 22 eröffnete am 26. Februar das Büro der »MoRo«-Senioren.
Die Party dauerte den ganzen Tag. Am Morgen gab es ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, pünktlich um 12 Uhr stand das warme Essen auf dem Tisch und der Abend klang dann mit Kartoffelsalat und Würstchen aus.

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Die Bürgermeisterin lauscht Sylvia-Fee Wadehn.                                                                                                Foto: pr

Der »MoRo Seniorenanlagen e.V.« hat ein umfangreiches Beratungs­angebot, das in Neukölln dringend benötigt wird. Beginnend mit Behördengängen, die von dem Verein für die Ratsuchenden erledigt werden bis hin zu Informationen über Pflegeheime, Pflegestufen und Grundsicherung werden alle Fragen beantwortet.

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Bier aus langer Leitung

Wann kommt die Pipeline für Neukölln?

Die Altstadt der belgischen Stadt Brügge gehört inzwischen zum Unesco-Weltkulturerbe.
Mittendrin liegt die fast 500 Jahre alte Traditionsbrauerei »De Halve Maan«. Mit mehr als 100.000 Besuchern pro Jahr ist sie längst selbst ein Besuchermagnet. Eine moderne Abfüllanlage konnte, nicht nur aus Platzgründen, erst drei Kilometer weiter außerhalb realisiert werden. Alle Transporte von und zur Brauerei durch die engen Gassen der historischen Altstadt waren stets schwierig. Das verschärfte sich nun durch die Tanklastwagenfahrten zur neuen Abfüllanlage. Eine unterirdische Bierpipeline dorthin soll die­se Fahrten überflüssig machen. In diesem Jahr wurde mit ihrem Bau begonnen. Nach der Fertigstellung werden jährlich vier Millionen Liter Bier vom Zentrum zur neuen Abfüllanlage strömen, und Brügge wird um eine Attraktion reicher.

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Bierpipeline.                                                                                                                                                  Zeichnung: Rolf Reicht

Für die Klosterbrauerei in Alpirsbach, einer Deutschen Traditionsbrauerei, ist das schon seit Jahrzehnten Realität. Hier werden in zwei getrennt liegenden Werksanlagen etwa 200.000 Hektoliter im Jahr gebraut. Verbunden sind beide Komplexe seit fast 40 Jahren über eine fast einen Kilometer lange Bierpipeline. Bier aus langer Leitung weiterlesen

»Tante Frizzante«

Getränkemarkt mit Niveau

Neukölln hat schon vieles zu bieten: Schicke Restaurants, hippe Bars und jede Menge Kunst und Mode. Eines jedoch fehlte bisher: Ein Ort, an dem der hippe Besucher und Bewohner in Neukölln auch hippe Getränke erhält.
Diese Lücke hat Andreas Angerer erkannt. Er litt darunter, dass er zwar zu jeder Stunde in Neukölln Getränke einkaufen kann, es jedoch mit einem extrem langweiligen und insbesondere bei den Weinen schlechten Sortiment zu tun hatte.

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Prickelndes bis zum Abwinken.                                                                                                                                           Foto: pr

Nachdem der Tabakladen in der Hermannstraße 95 schloss, griff er zu und erwarb die Räumlichkeiten. Mit Jurgen Dreedijk und Andreas Diermeier entwickelte er ein Konzept für einen Getränkemarkt mit Niveau.
120 nationale und internationale Biersorten, von belgischen Bieren, über heimische Biere bis hin zu Bieren der »Bier Fabrik Berlin« sind Bestandteil der Produktpalette. Insgesamt 30 Craft Biere ergänzen die Vielfalt. »Tante Frizzante« weiterlesen

Was ein herrlicher Schmarrn!

Süddeutsche Wohlfühlküche im »Schwammerl«

Nun gibt’s in Neukölln auch noch die besten Schnitzel. Vom Kalb, mit frisch gehobeltem Meerrettich auf der krossen Breznpanade und dazu süßsenfiger Kartoffelsalat mit Kürbiskernöl. Bayrische und österreichische Spezialitäten ohne Brauhausspießigkeit hat sich das »Schwammerl« seit Oktober auf die Bretterl geschrieben.

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BROTZEIT is.                                                                                                                                                                                  Foto: hlb

Die jungen Betreiber, Betriebswirt Julius Fichtl und Koch Fabian Zweimüller, der schon im »Adlon« lernte und in der gegenüberliegenden »Beuster Bar« kochte, kennen sich seit Teenagertagen. Die Oberbay­ern haben ihre Kreativität gebündelt. In der Weichselstraße 55, die schon eine Metzgerei, einen Club und zuletzt ein Büro samt Möbellager beherbergte, überzeugten sie die Hausverwaltung wider einige internationale gastronomische Mitbewerber mit ihrer »bayrischen Story«. Und der Philosophie, der Kiez brauche »neu und mit Stil« präsentierte bayrische Küche.
In drei Monaten renovierten die beiden Eichstätter die Räume, bauten neue Böden, neozünftige Holzbänke und Tische, Buntglaslampen und einen mächtigen Rücktresen und malten und sprühten zum Schluss gar noch keck ein abstraktes Farbkunstwerk an die Rückwand. Und schufen so ein zeitgeistiges Bar-Restaurant-Ambiente, mit Kunstgefühl und doch rustikal. Was ein herrlicher Schmarrn! weiterlesen

Altes Testament trifft auf Tabla

Gospel, Jazz und Orientalisches im »Zitronencafé«

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Jazz Company.                                                                                                                                                                                Foto: mr

»Wer glaubt hier an die Bibel?« fragte der Sänger und Entertainer Ben Mayson das Publikum im »Zitronencafé« im Körnerpark. Gerade mal zwei Hände gingen hoch. Kein Wunder bei dem, was so alles im Alten Testament steht: Methusalem wurde 900 Jahre alt, Joshua brachte mit seiner Posaune die Mauern von Jericho zum Einsturz, Jona lebte in einem Wal und ähnliche Geschichten. Dazu paßte George Gershwins Song »It ain’t necessarily so« (das ist nicht zwangsläufig so). Allerdings beziehen sich viele Gospelsongs auf das Alte Testament, von dem die Texte inspiriert sind. Altes Testament trifft auf Tabla weiterlesen

Klavierklänge und geschmeidige Gitarren

Salonmusik im März

Nestan Bagration-Davitashvili wuchs in einer bekannten georgischen Künstlerfamilie von königlicher Abstammung auf. Früh wurde sie mit der Welt der Kultur konfrontiert. Bereits im zarten Alter von fünf Jahren gab sie erste Konzerte.

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Nestan Bagration-Davitashvili.                                                                                                                                          Foto: pr

Nach dem Klavierstudium an der Musikhochschule in Tbilisi in Georgien, erhielt sie ein Stipendium für das renommierte »Berklee College of Music« in den USA, wo sie erste Werke komponierte.
Seit kurzer Zeit lebt und arbeitet Nestan Bagration-Davitashvili in Berlin. Am 13. März wird sie im »Zitronencafé« im Körnerpark zu erleben sein. An dem Abend spielt und singt sie ihre eigenen Kompositionen, interpretiert aber auch Werke von Bach und Claude Debussy. Klavierklänge und geschmeidige Gitarren weiterlesen

Jandl goes Jam

Konkrete Poesie in der »Sinnesfreude«

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N.Rentsch.                                                                                              Foto: pr

Um »lechts und rinks, oh, werch ein iltum« geht es in Jandls Texten. Seine Anhänger vergöttern ihn, andere wenden sich verständnislos ab. Dazwischen gibt es nichts.
Ernst Jandl (1925 -2000) wurde in Wien geboren und war Mitbegründer der Grazer Autorenversammlung. Unter dem Einfluß der konkreten Poesie und des Dadaismus landete Jandl bei der experimentellen Dichtung. Er war nicht nur der Verfasser von Gedichten, sondern auch deren bester Vortragender. Zu seinen bekanntesten Texten gehören Gedichte wie »heldenplatz«, »ottos mops«, oder aus »Laut und Luise« »schtzngrmm« und »lichtung«. Jandl hat seine Texte gerne selbst rezitiert und das mit großem Erfolg.

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A.Nickel.                                                                                                       Foto: pr

Im Weinladen »Sinnesfreude« haben Jandl-Fans die Chance, die nur selten rezitierten Texte zu genießen. Norbert Rentsch (Piano) und Andreas Nickl (Text und Saxophon) setzen die Tradition Jandls auf kongeniale Weise fort. Der Abend verspricht ein musikalisches und sprachliches Abenteuer zu werden – ein Muss für alle Jandl-Fans. Der Genuss wird noch erhöht durch die genial guten Weine, die im »Sinnesfreude« die Veranstaltung abrunden werden.

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19.März – 20:00
Sinnesfreude,Jonasstr. 32

Per Zufall durch die Vergangenheit

Science Fiction im Boddinkiez

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Zeitreisen – juhuu!                                                                                                                                                                 Foto: Scubi

Im »Laidak« am Boddinplatz gibt es neben den Lesungen und Konzerten, die dort regelmäßig statt­finden, auch Filmreihen, die sehr sehenswert sind.
Nachdem im Januar und Februar drei Filme zu dem Thema »Die USA und der Holocaust« liefen, sind derzeit einige ganz besondere Filme aus dem Bereich Dystopie und Science Fiction zu sehen.
Der letzte Film der aktuellen Reihe ist »Primer«. In »Primer« geht es um zwei junge Ingenieure und Freunde, die zufällig und ungewollt eine Art Zeitmaschine erfinden.
Der Film wurde von Shane Carruth, einem einstigen Mathematikstudenten geschrieben, inszeniert, produziert und geschnitten. Außerdem spielt er auch eine der zwei Hauptrollen. Per Zufall durch die Vergangenheit weiterlesen

Der Biber ist los

Staudämme in der Britzer Wasserlandschaft

Auch in der Tierwelt scheint es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu geben. Während in Mitte eine Biberfamilie seit letztem Jahr nahe einer 60.000 Euro teuren Bibertreppe wohnt, ist der Neuköllner Biber offensichtlich mit einer natürlichen Höhle am Teltowkanal zufrieden.
In der Nähe der Neuen Späthbrücke zeugen charakteristische Nagespuren an den Bäumen von den neuen Bewohnern.

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Kleiner Kerl mit großem Biss.                                                                                                                                              Foto: pr

Der Biber wurde in Europa in den letzten 500 Jahren fast ausgerottet. Sein außergewöhnlich dichtes, wasserabweisendes Fell weckte die Begierde nach kuscheligen Pelzmänteln. Der Biber ist los weiterlesen

Osterbasteln auf die Schnelle

Liebesgrüße von der Eierschale

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KAmpferdnuss.                                                                 Foto: rr

Zum Osterfest gehören verzierte Eier. Das die der Hase bringt, hat sich allgemein in Europa durchgesetzt. Doch Eier zu dekorieren ist bedeutend älter als die christliche Tradition.
Fossile Schalenfunde belegen, dass schon vor 60.000 Jahren Eier verziert wurden. Wer partout zu Ostern keine Zeit fürs Färben, Bemalen oder Dekorieren hat, muss dennoch nicht gänzlich auf eine Verzierung verzichten.

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kleiner Spaß am Frühstückstisch.                                                                                                                                       Foto: rr

Ein Filz- oder Buntstift wird sich doch in jedem Haushalt finden.
Nach dem Kochen kann damit rasch, nur mit ganz wenigen Strichen, ein freundliches Gesicht oder eine Nachricht aufs Frühstücksei gezaubert werden.
Kiez und Kneipe wünscht Frohe Ostern.

rr

Süßholz

Raspeln ist das eine – Erkältungstee das andere

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Süßholz.                                                                                                                                                                              Foto: historisch

Die Süßholz-Pflanze (Glycyrrhiza glabra), im Volksmund Blauregen genannt, ist im oberen Bereich giftig, nur die Wurzel ist heilsam. Die Wurzel schmeckt 50 mal süßer als Rohrzucker, wird behauptet.
Seit eh und je, was bedeutet, bereits seit der Antike, ist die medizinische Wirkung der Süßholzwurzeln bekannt. Die alten Ägypter schätzten Lakritze, deren Hauptbestandteil das Süßholz ist, sehr und kannten ein Lakritzegetränk namens »Mai sus«. Theophrast schätzte bereits um 350 v. Chr. Lakritze als Heilmittel gegen Husten und als Durstlöscher. Lakritze soll zur Standardausrüstung der römischen Soldaten gezählt haben.
Es hilft gegen Husten, Magengeschwüre, Kopfschmerzen und niedrigen Blutdruck. Bei Schwangerschaft soll aber vorsichtig damit umgegangen werden. Mit seiner blutreinigenden Fähigkeit ist das Süßholz auch ein wertvoller Begleiter bei Schlankheitskuren oder bei rheumatischen Erkrankungen. Süßholz weiterlesen

Petras Tagebuch

Glanz und Glimmer

Für mich war es das erste Mal, dass ich einen Opernball besucht habe. In der »Neuköllner Oper« treffen sich einmal im Jahr die Tanzwütigen bei Glanz und Glimmer. In dieser dunklen Winterzeit ist das eine erfrischende Abwechslung. Hier hat jedermann Zugang, er muss nur rechtzeitig Karten reservieren.
Entsprechend war auch das Publikum. Da waren die Schönen und Profis auf der Tanzfläche, aber auch die einfachen Leute, die im Ambiente der 20er Jahre etwas tanzen wollten. Die Gäste saßen auf Bierbänken, die komfortabel mit Sitzkissen ausgestattet waren. Das Orchester der »Neuköllner Oper« setzte zum ersten Wiener Walzer an, sofort war die Tanzfläche voll.
Völlig undiszipliniert tanzten die Paare durch den Raum. Karambolagen waren unvermeidlich. Verletzte gab es zum Glück keine, dafür massenhaft blaue Flecken. Im Laufe des Abends gelangten dann doch einige Paare zu der Erkenntnis, lieber erst nochmal einen Tanzkurs zu besuchen. Petras Tagebuch weiterlesen

SPD und CDU kippen das THF-Gesetz

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Anregungen aus dem Volk scheren den Senat offenbar wenig.                                                                 Foto: mr

Umstrittenes Flüchtlingslager kommt

Nicht einmal zwei Jahre ist es her, als die Bürger durch einen Volks-entscheid, der eine Bebauung des gesamten Flughafenareals dauer- haft verhindern sollte, die Pläne des Senats durchkreuzten, auf dem Tempelhofer Feld Wohnungen und eine Bibliothek zu bauen. Etwa 720.000 Berliner stimmten damals gegen die Bebauung. Am 28. Ja- nuar änderte das Berliner Abgeordnetenhaus mit Stimmen aus SPD und CDU dieses Gesetz, um den Weg freizumachen für das umstrit- tene Flüchtlingslager auf dem Tempelhofer Feld. Bis zu 7.000 Men- schen sollen hier unterkommen. Die Opposition stimmte geschlossen gegen den Antrag, aus der CDU war es lediglich der Tempelhofer Ab- geordnete Markus Klaer, der der Gesetzesänderung seine Zustim- mung versagte. SPD und CDU kippen das THF-Gesetz weiterlesen

Ghettoisierung in Planung

Sicherlich haben sich große Teile der Berliner CDU und SPD schwer getan mit der Abstimmung, das Tempelhof-Gesetz zu kippen. Viele Mitglieder der Regierungskoalition sahen schlichtweg keine Notwendigkeit, denn vernünftige Gegenvorschläge gab es. Und einen Glück-wunsch an das CDU-Mitglied Markus Klaer, der als einziger in der Koalition gegen eine Neuauflage des Tempelhofgesetzes gestimmt hat.
Mit diesem Stimmverhalten im Berliner Abgeordnetenhaus wurde ein demokratischer Entscheid mit Füßen getreten. Übrigens glaubt einem solchen Senat keiner, dass die Befristung bis 2019 eingehalten wird. So einem Senat nicht!
Abgesehen davon wird fröhlich an einer Parallelgesellschaft gear- beitet. Die Kasernierung von Flüchtlingen führt zu Folgeproblemen, gegen die die Neuköllner Politik bereits seit Jahren kämpft.

Petra Roß

Vorstudie zum Milieuschutz beginnt

Befragung jedes dritten Haushalts in drei Neuköllner Gebieten

Aller Anfang ist mühselig. So auch die Überprüfung von Gebieten auf die Voraussetzungen für Milieuschutz. Nachdem die Gebiete Reuterplatz und Schillerpromenade im letzten Jahr bereits zu den Voraussetzungen des Milieuschutzes untersucht wurden, soll dies nun auch in den Quartieren Flughafenstraße/Donaustraße, Rixdorf und Rollberg/Körnerpark geschehen. Aktuell wird dazu eine äußerst wichtige Haushaltsbefragung vorbereitet, die ab Ende Februar stattfinden soll. Dazu werden insgesamt 17.000 Fragebögen an die Haus- halte versendet. Das entspricht in etwa einem Fragebogen für jeden dritten Haushalt. Das Ausfüllen des Fragebogens ist freiwillig.

Vorstudie zum Milieuschutz beginnt weiterlesen

Flüchtlinge nicht gegen Senioren ausspielen

Heiße Wortgefechte in der BVV

Gegen die Stimmen der CDU hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 27. Januar Leitlinien beschlossen, an denen sich das Bezirks­amt bei der Aufstellung der Genehmigungskriterien für die Umsetzung des Milieuschutzes in Neukölln orientieren soll.

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Hände hoch! Wir beschließen.                                                                                                                                           Foto: mr

Bauliche Maßnahmen, die den zeitgemäßen Ausstattungsstandard wesentlich überschreiten, sollen zukünftig nicht mehr genehmigt werden. Für den Abriss von Wohnungen soll grundsätzlich keine Genehmigung erteilt werden, es sei denn, das Gebäude ist so marode, dass die Erhaltung nicht mehr zumutbar ist.
Allerdings hapert es an der Umsetzung dieser Vorgaben, weil nicht genügend Personal vorhanden ist. Das ging aus der Antwort von Baustadtrat Thomas Blesing auf eine Große Anfrage der Grünen hervor. Es sollen zwar zwei neue Vollzeitstellen geschaffen werden, aber voraussichtlich wird es noch bis Mai dauern, bis diese Stellen dann auch besetzt sind. »Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam«, meinte Blesing dazu. Flüchtlinge nicht gegen Senioren ausspielen weiterlesen

Ein eigenes Haus für die VHS

Bildungs- und Begegnungsstätte für Neuköllner eröffnet

»Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen«. Mit diesen schlichten Worten beschrieb Neuköllns Volkshochschul-Direktor Bernd R. Müller am 15. Januar bei der Einweihungsfeier die Bedeutung des neu eröffneten Volkshochschul-Gebäudes (VHS) in der Karlsgartenstraße 6. Erstmals in seiner Geschichte verfügt die VHS über ein eigenes Haus. Für Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer ist das »ein Meilenstein in der Geschichte der Neuköllner Volkshochschule«.

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Einweihung vor dem schiefen Stuhl. Foto: Stephanus Parmann

In nur wenigen Monaten wurde das im Besitz des Bezirks befindliche Gebäude als neue Lehrstätte fit gemacht. Bis zur Fusion mit der Röntgen Schule 2010 war hier die Kurt-Löwenstein-Schule untergebracht. Ein eigenes Haus für die VHS weiterlesen

Erste Fahrradstraße in Neukölln

Und sie kommt doch

Es bedurfte eines gro­ßen Engagements von Seiten des »ADFC« und des »Netzwerk Fahrradfreundliches Berlin«, dass nun endlich der Ausschuss für Verkehr und Tiefbau der Umwidmung des Weigand- ufers in eine Fahrradstraße einstimmig zugestimmt hat. Zwischen Teupitzer Brücke und Pflügerstraße bis zur Pannierstraße haben Fahrradfahrer dann Vorrang vor Autos. Bei der Überquerung der Wildenbruchstraße hat der Autoverkehr nach wie vor Vorfahrt.

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Auf die Plätze – Fahrrad – los.                                                                                                                                                Foto: pr

Der Empfehlung des Ausschusses wird in der nächsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) dann hoffentlich gefolgt. Erste Fahrradstraße in Neukölln weiterlesen

Lebenshilfe für die Allerschwächsten

Kleine Erfolgserlebnisse helfen weiter

Eine Frau tut so, als betätige sie eine Kupplung und läuft mit einem lauten »Brrr« durch den Raum. Ein Mann redet ohne Punkt und Komma, keiner hört ihm zu. Eine Schönheit sitzt am Tisch, der Körper ist aber in ständiger Verkrampfung. Ein Talker, so nennen sich die Geräte, die bei der Betätigung einer Taste eine Mitteilung vom Band sprechen: »Ich habe Hunger«. Ein Betreuer bietet dem Besitzer des Gerätes ein Stück Kuchen an. »Oder möchtest du lieber eine Scheibe Brot?« Das Gerät antwortet: »Nein.« Der Besitzer braucht zu lange, um eine Antwort selbst zu formulieren.

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Mechanische Tretlaubsäge.                                                                                                                                                   Foto: fh

In der Britzer Tagesförderstätte der »Lebenshilfe« in der Straße 614 treffen Menschen mit schwersten geistigen Behinderungen zusammen. Sie sind außerstande, in Behindertenwerkstätten zu arbeiten und bedürfen der ganz besonderen Zuwendung. Teilweise waren diese Menschen über Jahrzehnte Patienten in der Psychiatrie. Eine Diagnose, welche Schäden ursprünglich vorhanden waren und was die Psychiatrie angerichtet hat, bleibt im Verborgenen. Alle Altersgruppen sind unter den 37 zu betreuenden Menschen vertreten. Lebenshilfe für die Allerschwächsten weiterlesen

Von Bobos und sozialem Wohnungsbau

Zwei Städte, ein Phänomen: Paris, Neukölln und die Gentrifizierung

Belleville ist ein kleines ehemaliges Arbeiterviertel im 20. Pariser Arrondissement. Das Straßenbild wird dominiert von chinesischen Supermärk­ten und Restaurants, überquellenden Mülleimern und Obdachlosen.
Doch dazwischen blitzen immer mehr nette, kleine Cafés mit Bücherregalen und Retromobiliar auf. Klingt vertraut? Ja, die Ähnlichkeit zu Neukölln ist tatsächlich so groß, dass eine Künstlerin bereits ein Fotoprojekt im Austausch der beiden Viertel startete, das letztes Jahr im Berliner »Institut Français« zu sehen war.

Paris
BourgeoisE Bohémiens beim Laissez-faire.Foto: Romy Strassenburg

Auch wenn in Neukölln statt chinesischer vielleicht eher türkische Gastronomie überwiegt, so sind die Probleme von Gentrifizierung und sozialer Verdrängung dieselben. Statt der verschrienen »Hipster« drängen hier die konsumstarken »Bobos» (Bourgeois Bohémiens) in die noch nicht so stark entwickelten Teile der Stadt mit vergleichsweise niedrigen Mietpreisen und eröffnen Vintageläden und Galerien. Von Bobos und sozialem Wohnungsbau weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 29 – Freitag,  4. Februar 1916
Um »Krieg spielen« zu können, sind drei dreizehnjährige Jungen in Neukölln zu Dieben geworden. Der Schüler Gustav W. aus der Weisestr., der aus der Fürsorge=Erziehung entlaufene Bruno R. aus der Selchowstr. Und der Schüler Max K., sämtlich im Alter von 13 Jahren stehend, trieben sich in letzter Zeit fast alltäglich auf dem Tempelhofer Feld herum, um »Krieg zu spielen«, wobei sie sich auch Schützengräben anlegten. Da sie nun Geld zur Beschaffung von »Waffen«, wie Luftbüchsen, Kinderpistolen usw., nicht besaßen, kamen sie auf den Gedanken, Diebstähle und Einbrüche auszuführen, um sich die Mittel zu beschaffen. Vor einigen Nächten brachen sie in ein Konfitürengeschäft in der Okerstr. ein, indem sie nach Art gewiegter Einbrecher die Eingangstür mit einem Dietrich öffneten, worauf sie die Ladenkasse stahlen und mit derselben nach dem Tempelhofer Felde eilten, wo sie den Raub untereinander teilten. Bald darauf, als W. und R. wieder auf der Straße umherlungerten, erblickten sie in der Bodestr. einen Seifenwagen, der dort einen Augenblick ohne Aufsicht stand. Sofort nahmen sie die Gelegenheit wahr und stahlen vier Kartons mit Seife, mit der sie dann in den nächsten Tagen hausieren gingen und sehr schöne Einnahmen erzielten, da Seife jetzt bekanntlich hoch im Preise steht. Schließlich fielen die jugendlichen Seifenhändler jedoch auf und wurden von der hiesigen Kriminalpolizei festgenommen. Sie haben jedenfalls noch weit mehr Diebstähle auf dem Kerbholz, als sie bisher eingestanden haben. R. wurde wieder in die Fürsorge=Anstalt eingeliefert; seine Komplicen werden dem Jugendrichter zugeführt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Frisch gewolft ist halb gekaut

Essentielles Burgerprogramm im »Hackbert«

Neukölln hat schon einige Hochburgen der Berliner Burgermania. Mit dem Rixdorfer »Hackbert Burger«, einem kleinen, schön renovierten Imbiss mit rund zehn Sitzplätzen, ist im letzten August eine ernstzu-nehmende neue hinzugekommen. Antikes Mobiliar, wie die als Tresen fungierende Vitrine, Spiegel oder ein Tisch aus einer alten Nähma- schine, gibt dem Laden ungewohnte Gemütlichkeit.

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RIXDORFER Burger. Foto: hlb

Das Fleisch aus regionaler Freilandhaltung für die reinen Rinderhackburger kommt in ganzen Stücken von der renommierten »Blutwurstmanufaktur« am Karl- Marx- Platz und wird täglich frisch im Laden gewolft. Die Brötchen – auch vegan zu haben – werden täglich von der Biobäckerei »Endorphina« gebacken und geliefert. Jeder Burger ist mit Rucola, Eisbergsalat, Tomate und roten Zwiebeln belegt. Jalapenos, Käse, Speck oder Schmorzwiebeln können für 80 Cent dazubestellt werden. Frisch gewolft ist halb gekaut weiterlesen

Hopfen und Malz – Gott erhalt‘s

500 Jahre deutsches Reinheitsgebot

Am 23. April 2016 wird ein bayrisch-herzoglicher Erlass, Jahrhun- derte später als das Deutsche »Reinheitsgebot« verklärt, 500 Jahre alt. Der Deutsche Brauerbund meldet, es sei »das älteste noch unverändert gültige Verbraucherschutzgesetz der Welt.« Dem Konsumenten vermittelt die Werbung, dass nur Biere mit diesem Güte­­siegel traditionell gebraut, naturbelassen und frei von jeglicher Chemie sind. Das Jubiläum ist ein willkommener Anlass, dieses Siegel kurz zu betrachten.

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In der »Rollbergbrauerei« wird nach alter handwerklicher Tradition nur mit Hopfen, Wasser und Gerstenmalz gebraut.Foto: Rollbergbrauerei

Genau genommen gab es schon Jahrhunderte früher, allerdings außerhalb Bayerns, in einigen Städten Qualitätsgebote fürs Bierbrauen. Jener Bayrische Erlass von 1516 war ein Schutzgesetz. Es steigerte zwar danach auch die Qualität der süddeutschen Biere, aber es blockierte auch den Weizenbierverkauf der nicht Bayrischen Braukonkurrenz, zu der damals auch die fränkischen Brauer gehörten. Weizen sollte fortan nur fürs Brotbacken bleiben.

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Wo die Weingläser liegen

Stilvoll-kreatives Speisen im »R« am Tempelhofer Feld

Schaut man sich das Tempelhofer Flugfeld von oben an, so lässt sich aus der Formation der Bahnen und auch auf den Bahnen selbst so manches »R« entdecken. Das inspirierte Thorsten Böcker zum Namen seines Restaurants »R«, das seit letztem September direkt am Feld neue kulinarische Höhepunkte setzen will.

R Speiseraum Küche leer
»MMMH« hört man oft im »R«.                                                                                                                                           Foto: hlb

Der erste Eindruck über- zeugt und überrascht durch Stilsicherheit und Liebe zum Detail – vom alten Flipper und den großen, attraktiv bestückten Kuchenvitrinen im Eingangsbereich über das freundlich-moderne Café-Ambiente im vorderen Raum bis zum Industriecharme des hinteren Gastraums mit seinen Rohputzwänden, originellen Lampen und ungewöhnlich eingedeckten Tischen (das Besteck etwa ruht auf liegenden Weingläsern). Alt trifft neu. Böcker, der auch das Restaurant »Raja Jooseppi« samt Ferienwohnungsresort in Mitte betreibt und bereits ein weiteres Lokal namens »L« in der Flughafenstraße plant, ist ein sichtlich kunstliebender Gastronom.
Die Karte des »R« ist erfreulich übersichtlich, dennoch vielseitig. Wo die Weingläser liegen weiterlesen

Herzwärme im »Home Slice«

Feinen Kaffee in Ruhe genießen

Die Jonasstraße im Körnerkiez war lange Jahre eher unscheinbar im Vergleich zum bunten Schillerkiez oder der Weserstraße. Doch langsam entwickelt sich auch hier so Einiges.

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Sarah Flanagan verführt mit süßen Leckereien.                                                                                                    Foto: fh

Zu Beginn des Jahres eröffnete ein kleines süßes Café. Hell und freundlich kommt das »Home Slice« daher,  die großen Fensterschei- ben lassen, auch wenn die Jahreszeit eher trübe ist, alles, was an Licht möglich ist, in den Raum. Geschmackvoll stehen Blumen auf den Tischen und Abstellflächen, durch das warme Licht merkt der Gast sofort, worum es hier geht. Ein wenig herunterkommen vom Alltags-stress, eine Zeitung lesen, ein angenehmes Gespräch führen oder vor sich hin träumen. Herzwärme im »Home Slice« weiterlesen

Kunstpädagogik im Seniorenheim St. Richard

Im Malkurs mal kreativ in die Ferne schweifen

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Das Senioren- heim St.Richard hat jetzt auch eine Malgruppe, die Woche für Woche kleine Kunstwerke auf die Leinwand zaubert.

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Kunstwerk aus Detlefs Atelier.                                                                                                                                           Foto: pr

Zum Erstellen eines von dem Kontinent Afrika inspirierten Bildes, in der bekannten Dreifarben-Technik wird der Pinsel geschwungen. Für schwierigere und detailreiche Motive, sowie für die Erstellung der stimmungsvollen Großstadtsilhouetten kommen Schablonen zum Einsatz. Oder aber es entstehen Collagen, die mit Acrylfarben und Spachtel bearbeitet werden. Kunstpädagogik im Seniorenheim St. Richard weiterlesen

Salonmusik bringt Vielfalt in den Februar

Gospel und Arien, indische und orientalische Musik

Bei den Konzerten der »Salonmusik« im Februar ist für jeden was dabei: Gospel und Arien, indisch beeinflußte Weltmusik mit Tabla, Saxofon und Didgeridoo und moderne orientalische Musik. Wer sich für so eine Vielfalt begeistern kann, kommt am besten jeden Sonntag um 18 Uhr ins Zitronencafé im Körnerpark. Der Eintritt ist frei und die musikalische Reise in ferne Länder ist sicher ein Ausgleich zum grauen Berliner Winter.
Ein außergewöhnliches Konzert erwartet die Zuhörer am 7. Februar. Der Leipziger Saxofonist und Didgeridoo-Spieler Andy Grosskopf kommt mit seinem Duopartner, dem aus Bangladesh stammenden Tablaspieler Syed Mostofa Jahangir, extra für dieses Konzert nach Berlin.
Mit eigenen Versionen bekannter Gospels werden »The Berlin Jazz Company« am 14. Februar auftreten. Der in Berlin aufgewachsene Sänger und Entertainer Ben Mayson beeindruckt vor allem durch seine elegante Soulig-Bluesige Stimme. Er wird begleitet von hochkarätigen Instrumentalisten, Matthias Hessel am Klavier und Helmut Forsthoff am Tenorsaxofon.

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Ben Mayson Trio.                                                                                                                                                                           Foto: pr

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One-Night-Stand mit Folgen

»Neuköllner Oper« gibt wichtigen Denkanstoß zum Thema Integration

Inszenierungen an der Neuköllner Oper beschäftigen sich immer wieder mit brisanten politischen Themen. So auch das neue Stück »Das schwarze Wasser« von Vivan und Ketan Bhatti, das am 21. Januar Premiere hatte.

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Marielou Jacquard und Robert Elibay-Hartog.                                                                      Foto: Matthias Heyde

Inszeniert hat es Michael Höppner nach dem Schauspiel von Roland Schimmelpfennig. Das war ein schwieriges Unterfangen, ist doch der Originaltext komplex und vielschichtig und nicht unbedingt für Musiktheater geeignet. Trotz einiger Längen im ersten Teil gelang dies aber vortrefflich. One-Night-Stand mit Folgen weiterlesen

Abschied vom Haus der Mutter

Auseinandersetzung mit der Erinnerung

Eine ungewöhnliche und sehr persönliche Ausstellung ist derzeit im »Museum Neukölln« zu sehen. Die Hamburger Künstlerin Dorothea Koch setzt sich darin vier Jahre nach dem Tod ihrer Mutter mit deren Haus und all den zurückgelassenen Utensilien auseinander, die ihre Mutter und sie selbst ein Leben lang begleitet haben.
Zu sehen sind Dinge, die einen kleinen Eindruck vom bescheidenen Leben der Mutter in dem Haus im Britzer Haselsteig vermitteln: Besteck, Porzellanfigürchen, ein alter Sessel, sogar uralte Rechnungen über den Kauf eines Bettes oder einer Couchgarnitur.

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Mutterns Lieblingsstück.                                                                                                                                                        Foto: mr

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Utopistische Parabel in der Reichstagskuppel

Der »Heimathafen Neukölln« überrascht mit einer ungewöhnlichen Produktion

Wer hat nicht schon mal Lust gehabt, unfähigen Politikern einen Denkzettel zu verpassen? Nicht zur Wahl zu gehen oder besser noch, einen leeren Stimmzettel abzugeben. Letzteres ist effektiver.
Diese Idee hat der portugiesische Nobelpreisträger für Literatur, José Saramago, in seinem 2004 erschienenen Roman »Die Stadt der Sehenden« aufgegriffen. Auf der Grundlage dieses Romans inszenierte der »Heimathafen Neukölln« eine ungewöhnliche Produktion, einen utopistischen Audiowalk in der Kuppel des Reichstags.

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Wahlverweigerung in der Kuppel.Foto: pschl

Mit einer Art Audioguide ausgerüstet begibt sich das Publikum zur Kuppel des Reichstags und taucht in diesem Hörspiel in eine ganz andere Welt ein. Utopistische Parabel in der Reichstagskuppel weiterlesen

Aus dem Leben eines Großstadtpolizisten

Mit Karlheinz Gaertner auf »Nachtstreife«

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Schon der Anfang ist ziemlich erschütternd. Ein Dealer hält sich eine junge Frau als persönliche Sklavin und misshandelt sie brutal. Zwei anderen jungen Frauen gaukelt er vor, sie in den Urlaub nach Ägypten mitzunehmen. Dort ange- kommen, werden sie eingesperrt, verprügelt und zur Prostitution gezwungen.
Bei dieser Geschichte handelt es sich nicht um einen Roman. »Nachtstreife« von Karlheinz Gaertner beschreibt reale Fälle aus dem Leben eines Großstadt- polizisten.
Gaertner war 44 Jahre Zivilpolizist und Drogenfahnder in Berlin und hat beim langen Kampf gegen das Verbrechen in viele Abgründe geblickt. Er beschreibt raffinierte Einbrecher, brutale Schläger, Mord und organisiertes Verbrechen.
Aber trotzdem, und das scheint immer wieder auf, hat er das Mitge- fühl nicht verloren; nicht das mit den Opfern aber auch nicht das mit den Tätern, die manchmal selber Opfer sind, wie die Junkies, die er immer wieder festgenommen hat nach Ladendiebstählen oder Ein- brüchen mit denen sie ihre Sucht finanzierten und die mit der Zeit gute Bekannte wurden. Er hat ihren körperlichen Verfall miterlebt und viele hat er sterben sehen. Aus dem Leben eines Großstadtpolizisten weiterlesen

Wenn Träume wahr werden

Ein Sonntagabend im »Café Engels«

Der Inhalt der folgenden Meldung ist ohne Zweifel die aufregendste und beste Idee für Neukölln seit dem Erscheinen der Kiez und Kneipe.
Stell dir vor, es ist Sonntag, du bist in Berlin, es ist Winter, es ist grau, es ist kalt. Du bist so melancholisch drauf, dass du dich entscheidest, ohne Regenschirm einen Spaziergang über das Tempelhofer Feld zu machen. Selbstverständlich fängt es an zu regnen. Das führt dazu, dass du dich noch niedergeschlagener fühlst. Ein Quentchen Langeweile bewegt dich raus aus dem ehemaligen Flugfeld und in die Herrfurthstrasse. Ganz plötzlich hast du eine unbändige Lust auf schwarzen, heißen Kaffee und gehst ins »Café Engels«, welches ziemlich überfüllt wirkt. Du bestellst deinen Kaffee und stehst an der Bar, als sich ein Mann in einem albern wirkenden beigen Trenchcoat zu dir gesellt. Dieser Mann erzählt dir, dass gleich »Twin Peaks« anfängt und fragt dich, ob du dir nicht vielleicht einen Sitzplatz suchen möchtest.

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Willkommen in Twin Peaks.                                                                                                  Foto: Charle

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Zwischen Homöopathie und Biochemie

Die Schüßler-Salze als eigenständiger Therapieansatz

Der Oldenburger Arzt Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) war ein Kind seiner Zeit. Ausgebildet in homöopathischer Behand-lungsweise, verfolgte er fasziniert die naturwissenschaftlichen Forschungen des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts: Der Berliner Arzt Rudolf Virchow hatte gerade die Zelle als kleinste Einheit des menschlichen Körpers entdeckt und der niederländische Physiologe Jakob Moleschott die Mineralstoffe als lebensnotwendige Grundlage des Körpers erkannt. Beide Entdeckungen sollten das weitere Wirken Schüßlers sehr stark beeinflussen und die Grundlage für seinen neuen Therapieansatz sein, den er 1873 in einer homöopathischen Fachzeitschrift veröffentlichte: die »Biochemische Heilweise«. Zwischen Homöopathie und Biochemie weiterlesen

Nicht nur bei Husten und Heiserkeit

Salbei hat das Heilen schon im Namen (lat. salvere = heilen)

Salbei ist fast weltweit auf allen Kontinenten außer Antarktika und Australien verbreitet. Mit rund 850 Arten gehört er zu einer der artenreichsten Gattungen.
Salbei ist seit dem Altertum als Heilmittel bekannt und kam mit Mönchen im Mittelalter über die Alpen nach Mitteleuropa. Dort fand er schnell Verwendung zum Beispiel zum Luftreinigen in Pesthäusern, wo mit getrocknetem Salbeikraut geräuchert wurde.

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Salve Salbei.                                                     Foto: fh

Traditionell ist die bakterien-, entzündungshemmende sowie zusam-menziehende Wirkung des Salbeis bekannt. Nicht nur bei Husten und Heiserkeit weiterlesen

Petras Tagebuch

Der Götterbote Hermes

Manchmal, und das sehr ungerne, lasse ich mich doch von der Bequemlichkeit verleiten und bestelle online. Ich habe es in dem Moment bereits bereut, als die Bestellung versendet war.
Da ist dieses nicht enden wollende Ärgernis mit der Paketzustellung. Zu oft geisterten Pakete an mich durch deutsche Lande, blieben in Rüdersdorf hängen und wurden dann wieder an den Absender zurückgesendet. Oder das Paket kam in Berlin an, aber nicht bei mir und selbstverständlich ohne Paketkarte. Wer im dritten Stock wohnt, darf nicht erwarten, dass der Paketdienst die vielen Treppenstufen läuft. Es passierte auch mal, dass ich wusste, welcher Nachbar das Paket angenommen hat, nur traf ich ihn nicht an. Das konnte sich schon mal über zwei Wochen hinziehen, bis ich das Glück hatte, einen jungen Mann zu früher Morgenstunde aus dem Bett zu klingeln. Da hatte sich die Warterei gelohnt. Petras Tagebuch weiterlesen

»Pasewald‘scher Hof« ohne Hella Böhm

18. Januar 1952 – 4. Januar 2016

17. August 2005
Hella mit Biss.                                                                                                                                                                         Foto: privat

Jetzt müssen wir ohne Dich weitermachen!
Die Stuttgarter Jahre waren durch Schule und Studium geprägt. Hella absolvierte von 1970 bis 1976 ein Studium an der Akademie für Kunsterziehung in Stuttgart. Schon während dieser Zeit erhielt sie Stipendien für die USA und Frankreich. Seit 1977 war sie freischaf- fend tätig und hat sich einen Namen als Videokünstlerin und Foto- grafin gemacht. Mehrere Preise und Auszeichnungen waren ihre Anerkennung. Von 1988 bis 2006 war Hella Lehrbeauftragte an der Universität der Künste (Institut für Kunst im Kontext).
1994 bezog sie eine Atelierwohnung im »Pasewald’schen Hof« in der Karl-Marx-Straße 137. Von Anfang an war sie eine der aktivsten Künstlerinnen im Neuköllner Kulturzentrum. Eine der ersten Kunst- aktionen waren 1995 eine Installation im sogenannten »Schlacht- raum« und eine Fotoausstellung im Aus- und Weiterbildungszentrum auf dem Nachbarhof. Vielfältige Installationen und Kunstaktionen folgten in den Jahren an diesem besonderen Ort. »Pasewald‘scher Hof« ohne Hella Böhm weiterlesen

Anpacken statt Jammern

Neuköllner Ehrennadel
Juroren und Preisträger.                                                                                                                                    Foto: mr

Bezirk verleiht Ehrennadeln für bürgerschaftliches Engagement

Uschi Glas hat zwar keinen Wohnsitz in Neukölln, die höchste Aus- zeichnung des Bezirks wurde ihr dennoch zuteil. Gemeinsam mit fünf weiteren Persönlichkeiten, die sich um den Bezirk verdient gemacht haben, wurde der Münchener Schauspielerin am 12. Dezember im Schloss Britz die »Neuköllner Ehrennadel« verliehen.
Das Ehrenzeichen belohnt vorbildliches ehrenamtliches Engagement und wird nur an Bürger außerhalb des politischen Bereichs verliehen. Vorgeschlagen werden die Kandidaten von den Fraktionen der Be- zirksverordnetenversammlung (BVV). Die Entscheidung wird jedoch unter strengster Geheimhaltung von einem Gremium, bestehend aus der Bezirksbürgermeisterin (SPD), ihrem Stellvertreter (CDU), dem BVV-Vorsteher (SPD) sowie dessen Stellvertreterin (CDU) gefällt. Das sorgte in den letzten Jahren für einigen Unmut bei den kleineren Parteien, die sich bei der Auswahl nicht vertreten fühlen.
»Kein Staatswesen kommt ohne engagierte Menschen aus«, sagte Jürgen Koglin, Vorsteher der BVV. »Indem sie aus ihrem privaten Umfeld heraustreten und ihre Kompetenzen anderen zur Verfügung stellen, stärken sie die Gemeinschaft«.
Auch Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey betonte, dass der Staat es nicht ohne Partner schaffe, allen Herausforderungen gerecht zu werden. »Wir brauchen Menschen, die es nicht dabei belassen zu klagen, sondern die anpacken.« Anpacken statt Jammern weiterlesen

Freiheit? Wohl kaum!

Es ist einfache Kindergartentheorie: Je mehr Kinder im Buddelkasten spielen, desto mehr Streitereien und Unfälle gibt es.
Im Hinblick auf die gegenwärtige Situation der Windsportler auf dem Tempelhofer Feld passt diese Theorie. Zu denken, dass durch eine Einschränkung der Nutzungsfläche für diesen Sport die Unfallquote eingedämmt würde, ist hirnrissig.
Zudem ist es ein Unding, dass lediglich die Windsportler mit den Konsequenzen von Unfällen leben müssen.
Wenn jedoch die derzeitige Entscheidung, wie angekündigt, wirklich noch einmal überarbeitet und ein Sicherheitskonzept entwickelt wird, wird hoffentlich eine sinnvolle Lösung gefunden, mit der alle leben können. Denn sonst werden garantiert Köpfe rollen – wenn auch hoffentlich nur im weitesten Sinne des Wortes.

Corinna Rupp