»Euer Haus interessiert uns brennend«

Neuköllner Falken wieder Opfer von rechtsextremem Anschlag

In der Nacht auf den 15. Oktober wurde in Rudow das Auto der Geschäftsführerin des »Anton-Schmaus-Hauses« (ASH) in Brand gesteckt. Das ASH ist ein vom Bezirksamt gefördertes und von den Falken betriebenes Jugendzentrum, das seit Jahrzehnten immer wieder unter rechtsradikalen Beschmierungen und Drohungen zu leiden hat und im Jahr 2011 zweimal niedergebrannt wurde. Bei der neuesten Tat vermutet die Polizei ebenfalls einen politischen Hintergrund.

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Fieser Gruß.                                                                                                                                                                                     Foto: pm

Das Kanzleramt, der Bundestag und das ASH haben eines gemeinsam: Sie gehören zu den bestgesicherten Einrichtungen Berlins. Am ASH halten sich nun nicht täglich hochrangige Politiker auf, sondern Kinder basteln, Falkengruppen treffen sich, und politische Veranstaltungen finden hier statt. »Euer Haus interessiert uns brennend« weiterlesen

Schilderklau

Kirsten-Heisig-Platz ohne Straßenschilder

Seit Mitte Oktober stehen am Kirsten-Heisig-Platz plötzlich nur noch zwei Stangen ohne Schilder da. Der im Volksmund »Emser Platz« genannte Bereich vor der Feuerwache in der Emser Straße wurde erst im März dieses Jahres feierlich von Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey nach der früheren Jugendrichterin benannt.

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Keine Ruhe für Kirsten Heisig.                                                                                                                                           Foto: mr

Kirsten Heisig wurde zu ihren Lebzeiten für ihre konsequente Linie sehr geschätzt, machte sich aber nicht nur Freunde dabei. Ob die Straßenschilder mit ihrem Namen von Gegnern der früheren Richterin entwendet wurden, um so ihre Missbilligung für die Ehrung der Richterin auszudrücken, ist nicht geklärt.
Die Straßenverkehrsbehörde und das Ordnungsamt bestätigten jedoch, dass die Schilder nicht aus ordnungsgemäßen Gründen entfernt wurden, sondern von Dritten entwendet worden sein müssen. Die Straßenverkehrsbehörde will sich demnächst darum kümmern, die verschwundenen Schilder zu ersetzen.

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Der Müll muss weg

Kitakinder und Eltern putzen die Uthmannstraße

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Kinder gegen Kacke.                                                                                                                                                                 Foto: mr

Die Anwohner der Uthmannstraße haben die Nase voll. Der kleine Grünstreifen längs des Hauses an der Ecke zur Karl-Marx-Straße verkommt immer wieder zur Müllkippe und zur öffentlichen Toilette für Mensch und Hund. Die BSR fühlt sich für die Reinigung nicht zuständig, es ist kein öffentliches Gelände, und der Hausbesitzer hat längst resigniert. Jetzt haben die Kinder, die die beiden Kitas in der Uthmannstraße besuchen und ihre Eltern die Initiative ergriffen. In der ersten Oktoberwoche starteten sie das Projekt »Saubere Uthmannstraße«, mit dem sie ein Zeichen setzen wollten gegen Unachtsamkeit und Dreck. Der Müll muss weg weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 273 – Sonntag, 19. November 1916
Kohlrüben als Kartoffelersatz. Das Kriegsernährungsamt hat der Reichskartoffelstelle den Auftrag gegeben, in möglichst großem Umfange Kohlrüben aufzukaufen, um dort, wo infolge länger anhaltenden Frostes nicht genügend Speisekartoffeln zur Verfügung stehen, Kohlrüben als Ersatz überweisen zu können. Den Bedarfsverbänden, die Kohlrüben wünschen, wird zunächst die Menge überwiesen werden können, die ausreicht, um für 6 Wochen an Stelle von Kartoffeln Kohlrüben zu geben, unter Zugrundelegung einer doppelten Rübenration gegenüber den für Speisekartoffeln geltenden Tageskopfmengen. Die Kohlrübe soll hierbei nicht etwa die Kartoffeln ganz ersetzen, sondern eine Zugabe bilden, wenn es infolge der Witterungsverhältnisse nicht möglich ist, die Kartoffelration in voller Höhe zu verabfolgen. Daß die Kohlrübe ein sehr gutes und bekömmliches Nahrungsmittel ist, das in vielen Landesteilen auch sich bereits im Frieden sehr eingebürgert hat, ist bekannt. Die Kohlrübe hat überdies den Vorteil, daß sie weniger frostempfindlich ist als die Speisekartoffel, so daß sie auch bei mäßigem Frost ohne Schaden transportiert werden kann. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Der Weg zurück ins Leben

Methadon bietet einen Ausweg aus dem Suchtkreislauf

Der Umzug der Methadonpraxis von der Karl-Marx-Straße in den Rollbergkiez ist beschlossene Sache. Im Vorfeld gab es allerdings jede Menge Ärger. Anwohner und soziale Einrichtungen protestierten in Diskussionen und einer Demonstration gegen die Praxis.

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arzt Chaim Jellinek.                                                                            Foto: pm

Als Anfang des Jahres der Betreiber der Methadonpraxis, Chaim Jellinek, völlig verzweifelt auf den Stadtrat Falko Liecke zuging und ihn bat, ihn bei der Raumsuche zu unterstützen, musste auch er feststellen, wie groß die Vorbehalte mancher Vermieter gegen eine Methadonpraxis waren. Endlich wurde Liecke fündig. Von allen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften war als einzige »Stadt und Land« bereit, Räume zur Verfügung zu stellen. Die Renovierungsarbeiten sind im Gange, und Ende November zieht die Praxis in die Morusstraße 16. Der Weg zurück ins Leben weiterlesen

In guten Händen

Lebenshilfe fertigt Zeitungshalter für Kiez und Kneipe

Wer hält die Kiez und Kneipe? Eindeutige Antwort, die Zeitungshalter aus der Tagesförderstätte der Lebenshilfe in Neukölln.
Bei einem Besuch der Redaktion der Kiez und Kneipe ergab sich die Idee einer Zusammenarbeit, aus der dann die Zeitungshalter entstanden.

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Mit Freude bei der Produktion.                                                                                                                                            Foto: fh

In der Tagesförderstätte verbringen schwerstmehrfachbehinderte Erwachsene ihren Arbeitstag. Details dazu finden Sie auch auf der Internetseite der Lebenshilfe Berlin. In guten Händen weiterlesen

Neues aus dem Park

Reparaturen in der Hasenheide beginnen

Nachdem sich einen Sommer lang die Zustände in der Hasenheide scheinbar immer weiter verschlimmerten, angefangen beim maroden Steg und kaputten Zäunen, bis zum verwildert aussehenden Rhododendrongarten, ist nun endlich Besserung in Sicht.
Das für die Hasenheide zuständige Grünflächenamt Neukölln hat mit den Wartungsarbeiten an der Steganlage begonnen, tauscht Planken aus und repariert den Zaun. Früher sei das nicht möglich gewesen, so André Finke, Pfleger im Tierpark Neukölln. Die Mitarbeiter des Tierparks sind dafür zuständig, die Anlagen in der Hasenheide zu betreiben und mitzupflegen. Neues aus dem Park weiterlesen

»Le Renard« aime du café

Der Fuchs am Herrfurthplatz

Niko Fuchs, Eigentümer des Hauses in der Schillerpromenade 37, direkt am Herrfurthplatz, hatte die Idee, hier ein französisches Café zu eröffnen. Er selbst ist Frankreichfan und wollte den Neuköllnern die kulinarischen Köstlichkeiten Frankreichs nicht vorenthalten. Backwaren, Weine und kleine Gerichte – allesamt von bester Qualität sollten auf die Speisekarte.

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Bistroflair an der Schillerpromenade.                                                                                        Foto: Wolfgang Schnell

Als Betreiber zog er seinen alten Freund Bernado, der über viele Jahre erfolgreich das Tango-Lokal »El Parron« in Charlottenburg betrieben hatte, an Land. »Le Renard« aime du café weiterlesen

»This is not a party location!«

Im ehemaligen »Kinski« geht’s nun braver zu – auch dank »ZITTY« und »tip«

Groß war die Trauer, als letztes Jahr der Kulturclub und -verein »Kinski«, Pionier des neuen, kreativen Neukölln, schließen musste. Nun sind die Pforten wieder geöffnet, doch vieles hat sich geändert: Wände wurden entfernt, die Dielen abgezogen, eine Espressomaschine und dunkle Antikmöbel sowie eine Vitrine, gefüllt mit Pfälzer Bioweinen und Berliner Bitterschokoladen prägen das (noch) gediegene, helle Ambiente. Ans alte »Kinski« erinnern zumindest noch der goldene Stuck, das teils offene Mauerwerk und der unverrückbare Safe gegenüber vom Tresen.

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Kaffee statt Klaus.                                                                                                                                                                     Foto: hlb

Ein Bewohner des Hauses hat das Lokal zu einem durch die nun offenen Räume flexibel nutzbaren Ort für vielerlei Aktivitäten umgebaut. Unter der Woche finden hier Yogakurse oder ein asiatisches Kochstudio statt, letzteres veranstaltet von Ex-«Jimmy Woo«-Chef Van Nam Nguyen. »This is not a party location!« weiterlesen

Shopping ohne Schleppen

Unter freiem Himmel auf dem Markt einzukaufen kann eine wunderbare Samstagsbeschäftigung sein – die Einkäufe dann nach Hause zu schleppen, wird jedoch manchmal zur unüberwindbaren Anstrengung. Für die, die trotzdem nicht auf die frische Auswahl vom Metzger-, Käse- oder Gemüsestand verzichten wollen, gibt es jetzt eine Lösung.
»Der Markt bringt‘s« heißt der Service, der ab November startet. Auf den Neuköllner Wochenmärkten Rudow, Wutzkyallee, Britz-Süd und Parchimer Allee können die Marktbesucher wie gewohnt von Stand zu Stand gehen und einkaufen, müssen aber nicht die schweren Einkäufe bis nach Hause transportieren. Das übernimmt dann nach Marktende der Marktmeister im Umkreis von einem Kilometer rund um den Markt.
Die genauen Lieferzeiten können auf www.diemarktplaner.de/marktseite.html eingesehen werden.

pm

Die Schönheit des Schrecklichen

Die »Neuköllner Oper« zeigt Puccinis Tosca als Stück von politischer Aktualität

Ob nun die Wirklichkeit ins Theater oder das Theater in die Wirklichkeit gebracht werden sollte, Regisseur Michael Höppner hat sich bei seiner Tosca-Inszenierung einiges vorgenommen. Er verwebt Puccinis Werk mit den gewaltsamen Polizeieinsätzen um den G8-Gipfel 2001 in Genua zu einer politischen Oper, die vom Kampf zwischen willkürlicher Staatsgewalt und dem Widerstand einfacher Leute erzählt.

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Willkür der Staatsgewalt: Die Realität von Genua inszeniert als Oper.                                               Foto: pr

Den Spagat schafft er, indem er die Generalprobe des Stücks zeigt und so die Figur der jungen, übermotivierten Regisseurin alle wichtigen Details und Grausamkeiten um den G8-Gipfel plakativ und empört vortragen kann. Dazwischen dann Ausschnitte aus der Oper, dramatische Folterszenen, die im Gegensatz zu den faktenreichen und verkopften Monologen der Regisseurin melodramatisch wirken und beim politisch interessierten Publikum mehr emotionale Rührung hervorrufen, als dieses sich eingestehen möchte. Die Schönheit des Schrecklichen weiterlesen

Im Bunker is Musike

Möglichkeiten der zivilen Luftschutzbunkernutzung

Ab September 1940 startete, einem Führersofortprogramm folgend, das bis dahin größte staatliche Bauprogramm in der Geschichte Berlins. Verteilt übers ganze Stadtgebiet wurden in kaum vier Jahren mehr als 1.000 Bunker gebaut. Die sollten der Zivilbevölkerung bei Luftangriffen Schutz bieten. Errichtet unter teilweise unmenschlichem Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern, war die Zahl der öffentlichen Bunker zu keiner Zeit auch nur annähernd ausreichend. Besonders betroffen macht, dass deren Erbauer bei Bombenangriffen selber nicht in die­se Schutzräume durften.

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Luftschutzbunker Baujahr 1940; Mutter Kind Schutz; 576 Personen; Deckenstärke 1,80m; Gewicht der Decke 100t; Wandstärke 1,10m.                                                                                                        Foto: rr

Nach dem Krieg wurden in den intakten Bunkern Ausgebombte und Flüchtlinge untergebracht. 1946, als Maßnahme zur Entmilitarisierung, begannen die Alliierten diese Anlagen zu sprengen. Mit Verschärfung des Kalten Krieges und dem Bau der Mauer stoppten beide Seiten die Bunker­zerstörung. Von 1965 an wurden die wenigen dann noch erhaltenen Bunker nicht nur teuer reaktiviert, sondern teilweise weiter ausgebaut. Im Bunker is Musike weiterlesen

Ein Brennpunkt weniger

Das QM-Team im Reuterkiez packt die Koffer

Der Reuterkiez war eines der ersten Gebiete in Neukölln, in dem vor etwa 14 Jahren ein Quartiersmanagement (QM) installiert wurde. Das sollte Hilfe zur Selbsthilfe leisten, Lebensbedingungen verbessern und das bürgerschaftliche Engagement im Kiez fördern. Nach Ansicht des Senats ist das so gut gelungen, dass das QM-Team nach 14 Jahren zum Jahresende seine Arbeit beenden kann.

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Sylvia-Fee Wadehn stellt Ihr Projekt MoRo-Senioren vor.                                                                            Foto: mr

14 Millionen Euro Fördermittel aus dem Programm »Soziale Stadt« wurden in dieser Zeit investiert und rund 600 Projekte realisiert, insbesondere im Bereich Bildung und Integration. Das symbolträchtigste Projekt ist dabei wohl der »Campus Rütli«, der bis 2020 zu einem zukunftsweisenden Bildungsstandort ausgebaut werden soll. Zur Zeit sind dort ein Elternzentrum und eine Berufswerkstatt im Bau. Für einen Erweiterungsbau der Schule und eine Mensa sind ebenfalls bereits erste Vorbereitungen getroffen. Ein Brennpunkt weniger weiterlesen

Das Festhalten vor der Veränderung

Fotoausstellung von Corinna Rupp

Der Anblick eines Abrisshauses, das in der untergehenden Sonne aussah wie eine Skulptur, gab den Anstoß. Zufällig hatte sie eine Kamera dabei und fotografierte die Reste dieses Hauses, das es bald nicht mehr geben würde. Seitdem fotografiert Corinna Rupp »Lost Places«. Und so lautet auch der Titel der Ausstellung dieser Fotos, die am 15. Oktober im Café »Madame Zucker« eröffnete.

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Die Künstlerin vor ihren Werken.                                                                                                                                     Foto: mr

Die Bilder zeigen Orte, die es so nicht mehr gibt. Da ist das Feld mit der einsamen Mohnblume, auf dem jetzt Häuser stehen oder die Kneipe, die nach einem Besitzerwechsel ganz anders aussieht.
Daneben hat sie flüchtige Momente festgehalten wie das Graffito, das längst übermalt wurde oder die Blume, die sich nach einem Sturm in den Speichen eines Fahrrads verfangen hat. Das leuchtende Gelb der Blüte bildet dabei einen wunderschönen Kontrast zum Silber und Schwarz des Fahrrads.
Bei Kaffee und leckerem Kuchen lässt sich schön über Vergänglichkeit und den ständigen Wandel der Stadt philosophieren.

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Zu sehen sind die Bilder noch bis Mitte Dezember. »Madame Zucker«, Wildenbruchplatz 5

Rollberger Geschichten

Mandy ist glücklich

Mitten zwischen den langen, viel zu vielen sonnenlosen und dunklen Tagen voller Nebel, Regen und nicht mehr zu leugnender Kälte gab es diesen einen angenehm milden Herbst­abend. Mandy hatte mich eingeladen. Wir saßen ein letztes Mal vor dem Winter auf ihrem Balkon, zwischen uns auf dem Tisch zwei volle Gläser Futschi. Sie blies über ihre frisch lackierten Fingernägel, ließ sich im Liegestuhl nach hinten sinken und schloss die Augen. Überrascht bemerkte ich, dass ihr rosa Nagellack zum Rot ihres neuen Freizeitanzugs passte.

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Im Park vor uns stritt sich lautstark und lallend ein Paar, das wir von unserem Platz aus nicht sehen konnten. »Du hast schon wieder von meinem Geld Bier gekauft!« »Du hast doch schon seit einer Woche kein Geld mehr!« Ein Krankenwagen fuhr mit Blaulicht direkt am Haus vorbei, ihm folgte ein Polizeiauto, ein Feuerwehrwagen und noch ein Polizeiauto – alle mit ohrenbetäubend lauter, sich in den Ohren überschlagend schriller Sirene. Als das Heulen leiser wurde, Rollberger Geschichten weiterlesen

Von Aphorismus bis Zwischenruf

Neues Buch von Wolfgang Endler ist ein facettenreicher Erzählband

buch-wolfgang-endlerWährend sich mancher eine Weltreise oder einen
Luxusschlitten zum Siebzigsten gönnt, hat sich Wolfgang Endler zum runden Geburtstag ein Buch geschenkt. Es ist kein Erzählband im herkömmlichen Sinn, sondern ein Buch, das viele Facetten der Erzählkunst präsentiert: Aphorismen, Erzählungen, Gedichte, Liedtexte oder Märchen. Als Struktur dient eine Art innerer Rhythmus, den der Leser spürt und der die verschiedenartigen Texte zusammenhält. Von Aphorismus bis Zwischenruf weiterlesen

Caesar und Cleopatra in Hollywood, Shakespeare läßt grüßen

Neue Theaterproduktion im »Hotel Rixdorf«

Auch lange vor Angelina Jolie und Brad Pitt gab es berühmte Schauspielerpaare, deren Liebesleben die Boulevardpresse auf der ganzen Welt beschäftigte. Legendär waren Elizabeth Taylor und Richard Burton. Sie lernten sich bei den Dreharbeiten zu „Cleopatra“ kennen und führten eine heiße Liebesbeziehung, die vom Vatikan und konservativen amerikanischen Politikern heftig kritisiert wurde, da beide noch verheiratet waren. Burton und Taylor waren großartige Schauspieler, die in ihrem späteren Leben aber große Probleme mit dem Alkohohl hatten.

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Cäsar und Cleopatra.                                                                                                                                      Foto: Ulrike Eickers

Deren Leben, aber auch Shakespeare und Beckett dienten dem Regisseur, Schauspieler und Leiter des Theaters »Hotel Rixdorf«, Artur Albrecht, als Inspiration für sein neues Theaterstück »Caesar & Cleopatra«, das am 29. Oktober Premiere hatte. Caesar und Cleopatra in Hollywood, Shakespeare läßt grüßen weiterlesen

Antidepressiva im Zitronencafé

Salonmusik im November

Graue Novembersonntage dienen manch einem für Saunabesuche oder gemeinsames »Tatort«-Glotzen. Doch für Musikliebhaber gibt es Besseres: die Konzerte der »Salonmusik« im Zitronencafé im Körnerpark, jeden Sonntag pünklich um 18 Uhr und bei freiem Eintritt. Da bleibt danach sogar noch Zeit für den »Tatort«.

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Dernier Metro.                                                                                                                                                                                Foto: mr

»Dernier Metro« leiten am 6. November die Novemberkonzerte mit einem bunten Mix aus italienischen Canzoni, skurilen deutschen Schlagern, französischen Chansons und argentinischen Tangos ein.
Das Trio überrascht mit einer ungewöhnlichen Besetzung. Petra Zeigler ist nicht nur eine stimmgewaltige Sängerin, sondern hat auch Entertainer-Qualitäten. Die Multiinstrumentalisten Julian Gretschel und Paul Schwingenschlögl wechseln flink zwischen Klavier und Posaune oder Trompete. Gelegentlich greifen beide zu ihren Hörnern und klingen wie eine kleine rumänische Blaskapelle. Antidepressiva im Zitronencafé weiterlesen

Marx versus McDonalds

Kino in Neukölln

Das »Il Kino« bleibt eine spannende Adresse für Cinephile im Kiez. Neben vielen spannenden Neuzugängen im November-Programm läuft auch immer noch ein Film, der bereits im August seinen deutschen Kinostart hatte: »Captain Fantastic« ist eine Tragikomödie von Matt Ross, von dem auch das Drehbuch stammt. Im »Il Kino« gibt es die vielleicht letzte Chance, den Film auf der großen Leinwand zu sehen.

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Die Handlung be­ginnt mit dem Selbstmord einer Frau, die neben ihrem Ehemann sechs Kinder zurücklässt, die alle in einem Wald fernab von jeder Form der Zivilisation den »Aussteigertraum« leben. Die Kinder beherrschen allseits bekannte, sowie eher unbekannte, teilweise groteske Überlebensfähigkeiten, die Menschen aus der industrialisierten Welt nur aus Filmen kennen. Marx versus McDonalds weiterlesen

11:40 Uhr

Unpünktlichkeit mit Folgen

Helmut S. (Name von der Redaktion geändert) bewohnt seit vielen Jahren die Seniorenwohnanlage im Rollbergkiez. Er hat eine starre Tagesstruktur. Um sieben Uhr steht er auf, um 8:30 wird gefrühstückt. Um 11:40 fährt der Bus zum Rathaus Neukölln. Er fährt täglich mit diesem einen bestimmten Bus, mit dem Ziel, im Rathaus Neukölln zu Mittag zu essen. Dann geht es wieder zurück in die Wohnung, denn nun ist es Zeit für den Mittagsschlaf. Um 16 Uhr steht Helmut S. wieder auf und besucht um 17 Uhr seine Lieblingskneipe. Dort trinkt er zwei Bier – nicht mehr und nicht weniger, geht nach Hause und bereitet sich auf die Nacht vor. Der nächste Tag gleicht dem vorherigen tupfengleich.

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                                                                                                                                                       Zeichnung: Josephine Raab 2016

Einmal in der Woche wird Wäsche gewaschen, an einem anderen Tag putzt er den Boden und so weiter. So hat jeder Wochentag eine Besonderheit, die sich wöchentlich wiederholt. 11:40 Uhr weiterlesen

Oktoberfest im St. Richard

Hoch ging es im »Seniorenheim St. Richard« her. Am 15. Oktober fand hier das bayerische Oktoberfest statt. Am Nachmittag durften sich die Bewohner satt essen mit Haxen, Sauerkraut oder Obatzda, bei zünftiger Musik schwirrten die mit Dirndl bekleideten Mitarbeiterinnen als Bedienungen durch den Gemeindesaal des »St. Richard«, um den Wünschen der Senioren nachzukommen.
Am Abend wurde dann richtig gefeiert. Eingeladen waren Freunde des »St. Richard«, Mitarbeiter, ehemalige Mitarbeiter und die kirchliche Verwaltung. Nach dem ausgiebigen Essen wurde auf Neuköllner Art gefeiert. Bayerische Musik reihte sich an Pop, Hauptsache die Musik war tanzbar. Davon machten die Gäste ausgiebig Gebrauch. Die Mitarbeiterin in Schwesterntracht tanzte mit Dirndl-Trägerinnen. Tanzprofis und absolute Laien bewegten sich ausgelassen auf der Tanzfläche.
Für die Leitung des Hauses war dieses Fest ein schöner Beweis dafür, dass sich der Aufwand gelohnt hat. An diesem Abend platzte der Gemeindesaal vor Fröhlichkeit.

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Nicht nur zum Basteln

Kastanien sind auch ein hochwertiges Lebensmittel

Weil so viele draußen rumliegen, werden derzeit überall Männchen, Schlangen, Schäfchen und wer weiß noch was gebastelt. In Zeiten, in denen es noch keine Kartoffeln gab, haben Kastanienbäume dafür gesorgt, dass die Menschen über den Winter kamen.
Dieses Jahr hatten wir Glück, und die Miniermotten haben die Rosskastanien mehr in Ruhe gelassen, als sonst.

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Blüten und Esskastanie.                                                                                                                        Historische Zeichnung

Kastanien gehören zu den Buchengewächsen. Bei uns ist die Esskastanie heimisch. Die Rosskastanie ist »zugereist«. Kastanien sind sommergrüne Bäume und bilden stärkereiche Nussfrüchte. In Süd- und Westeuropa werden sie wegen dieser essbaren Früchte und als Holzlieferant angebaut. Das Holz ist sehr hart, aber auch elastisch und wird sowohl für Schiffsbau wie auch für Zäune, Pfähle und Möbel verwendet. Nicht nur zum Basteln weiterlesen

Petras Tagebuch

Bock auf Rock

Als ich Felix darum bat, mit mir zum »Globetrotter« nach Steglitz zu fahren, wusste ich noch nicht, was für ein Einkaufserlebnis auf uns wartete. Ich wollte nur meine bestellten Gummistiefel abholen und eben noch wegen einer Reklamation zu »Fielmann«, der in der Schloßstraße eine große Filiale hat. Steglitz ist eigentlich nicht mein Einkaufsbereich, es ist viel zu weit von Neukölln entfernt. Es gibt aber nur eine »Globetrotter«-Filiale in Berlin und die ist eben in der Schloßstraße. Petras Tagebuch weiterlesen

Berliner Buchmesse

Plattform für kleine Verlage

Seit drei Jahren hat auch Berlin eine Buchmesse. Die »BuchBerlin«, 2014 von der Verlegerin Steffi Bieber-Geske ins Leben gerufen, stellt die kleinen unabhängigen Verlage in den Mittelpunkt und hat sich inzwischen zur viertgrößten Messe dieser Art in Deutschland entwickelt nach Frankfurt, Leipzig und Mainz. Am 19. und 20. November gastierte sie erstmals im Neuköllner Hotel »Estrel«.

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Jede Menge Lesestoff.                                                                                                                                                              Foto:mr

Rund 200 Verlage stellten ihr Angebot vor, das es nicht in jeder Buchhandlung gibt. Das Sortiment reichte von Romanen – der Schwerpunkt lag hier auf Krimis und Sience Fiction – über Sachbücher bis zu Kinder- und Jugendbüchern. Berliner Buchmesse weiterlesen

Von Verlusten und Zugewinnen

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Eine Neuköllner Wahlnachlese

Die Gewinner der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus sind in Neukölln die Linke und die AfD. Alle übrigen Parteien mussten teils herbe Verluste hinnehmen.
Den größten Zuwachs konnte die Linke in den drei nördlichen Wahlkreisen erzielen. Insgesamt erreichte sie bei den Zweitstimmen 13,9 Prozent, das ist ein Zuwachs von 7,9 Prozent gegenüber der Wahl von 2011. Die AfD punktete besonders in den südlichen Bezirken. Im Wahlkreis 6 (Gropiusstadt) erreichte sie mit 20,2 Prozent den höchsten Wert, im Gesamtbezirk kam sie auf 13,7 Prozent der Stimmen. Von Verlusten und Zugewinnen weiterlesen

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Ein »Weiter wie bisher« bei der politischen Arbeit wird nicht ausreichen.
In der Kommunalpolitik entscheidet sich, ob Demokratie gelingt. Hier spüren die Menschen, ob die Politiker sie mit ihren Sorgen und Problemen ernst nehmen oder ob sie über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Und hier spüren sie auch, ob die Verwaltung reibungslos funktioniert.
Sollen nicht immer mehr Menschen denen vertrauen, die für komplexe Probleme scheinbar einfache Lösungen parat haben, müssen Politik und Verwaltung bereit sein, die Argumente der Bürger bei Entscheidungsprozessen, die sie unmittelbar betreffen, zu berücksichtigen. Sie müssen einen Weg finden, den Bürgern die komplizierten Entscheidungsprozesse zu erklären. Es reicht nicht aus, wenn Politiker nur während des Wahlkampfes mit ihren Wählern direkt in Kontakt treten, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. 

Marianne Rempe

Das Ende einer Praxis

Die schwierige Suche nach einem neuen Standort

Ein Geschäftszweig, der keine Konjunkturkrise kennt, ist der illegale Drogenhandel. Ist der Konsument der Droge verfallen, sind Geldreserven schnell verbraucht, und es folgt die Beschaffungskriminalität. Das Leben bewegt sich dann zwischen Geldbeschaffung und Drogenkonsum, alles andere ist egal.
Viele Betroffene möchten raus aus diesem Teufelskreis. Sie möchten ein legales selbstbestimmtes Leben ohne Heroin führen. Eine Wohnung gehört dazu, eine Arbeit und ein Freundeskreis. Für diese Menschen gibt es das Methadonprogramm, das von Ärzten überwacht wird. Das Ende einer Praxis weiterlesen

Die Ratten sind los

Der städtische Verfall der Hasenheide

Am See in der Hasenheide befindet sich ein Steg, der bereits seit Monaten nachlässig abgesperrt ist, weil Bohlen im Laufe der Zeit kaputt gegangen sind. Auch der Zaun am See ist löchrig. Aus diesem Grund mussten die Schafe, die einen guten Rasenmäher abgaben, in den Zoo umgesiedelt werden. Seither ist das Gelände dem Verfall preisgegeben. Besucher, die Zäune und Absperrungen ignorieren, feiern dort ihre Partys, ohne sich über die Müll­entsorgung Gedanken zu machen.

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Vier Generationen.Zeichnung:                                                                                                                              jraab

Das wiederum ruft neue Gäste auf den Plan. Es sind Ratten, die sich in den frühen Morgenstunden, nämlich dann, wenn die Normalbesucher der Hasenheide in den süßesten Träumen schwelgen, im Park zu einem Stelldichein treffen. Bis zu vier Generationen halten dort Rat und planen womöglich die Aufgabenverteilung für den Tag. In dieser frühen Stunde fühlt sich der zweibeinige Gast verdrängt. »Früher habe ich hier jeden Morgen nach meiner Joggingstrecke eine Pause eingelegt und den Park genießen können, jetzt gehört das Gelände den Ratten«, so eine Frühaufsteherin, die jeden Morgen gegen acht Uhr die Hasenheide aufsucht.
Der See und das Gelände darum herum liegen in der Verantwortung der Zooverwaltung in der Hasenheide. Auf Anfrage der Kiez und Kneipe erklärte diese, dass das Problem bekannt, die Finanzierung für die Beseitigung der Mängel zwischen Bezirks­amt und Zoo jedoch nicht geklärt sei.

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Mietenalarm

Bezahlbarer Wohnraum – ein Problem

Der Mieterverein Neukölln lud zum Tag der offenen Tür ein. An der Veranstaltung nahmen unter anderem drei Parteivertreter aus der derzeitigen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) teil, um den Gäs-ten Rede und Antwort zu stehen. Die an diesem 3. September anwesenden Politiker werden aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt nach den Wahlen eine Koalition bilden.
Die erste Stunde bestritt Michael Morsbach, seit 2001 für die SPD in der BVV im Stadtentwicklungsauschuss tätig. Themen waren Milieuschutz, die Modernisierungsumlagen, die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften, die nicht funktionierende Mietpreisbremse, sowie neue Wohnformen. Mietenalarm weiterlesen

Interreligiöse Ruhestätte

Berlins erster alevitischer Friedhof in Neukölln

Europaweit gibt es nur zwei alevitische Friedhöfe. Einer ist in Hamburg, der zweite wurde am 1. Oktober auf dem Thomasfriedhof in Neukölln mit einer kleinen Feierstunde eröffnet. Damit kamen drei Jahre Verhandlungen zwischen der alevitischen Gemeinde und dem »Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte« zu einem guten Ende.

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Franziska Giffey: »Menschen hinterlassen Spuren…«                                                                                      Foto: mr

Der Friedhof solle ein Ort des Kennenlernens und der Verständigung sein und ein Symbol dafür, dass sich die alevitische Gemeinde als Teil der Berliner Gesellschaft begreife und als solcher wahrgenommen werden wolle, sagte Ercan Yildiz, Vorsitzender des geistlichen Rates der alevitischen Gemeinde Berlin, in seinem Grußwort. Interreligiöse Ruhestätte weiterlesen

Der lange Weg zum Sporthallenglück

Rämer und Giffey hüpfen mit

Es war eine sportliche Veranstaltung. Am 7. September wurde die Sporthalle an der Hertabrücke feierlich eingeweiht und somit ein jahrzehntealtes Problem des Schulsports im Kiez gelöst. Drei Schulen profitieren von der neuen Halle, das Albrecht-Dürer-Gymnasium, die Konrad-Aghad-Schule und die Peter-Petersen-Schule, sowie der Vereinssport, für den die Halle nachmittags zur Verfügung steht.

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Kinder folgen der Bürgermeisterin.                                                                                                                                 Foto: fh

Nachdem die Schüler mit Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey das orangene Band durchschnitten, stürmten die Kinder die Halle. Der symbolische goldene Schlüssel wurde den Schulleitern übergeben, dann folgte ein buntes Programm der Schüler mit einer Hula-Hoop-Vorführung und einer Vorstellung des brasilianischen Kampftanzes Capoeira. Außerdem spielte die Trommel-AG, und der Chor gab ein paar Lieder zum Besten. Der lange Weg zum Sporthallenglück weiterlesen

Mein Freund, der Baum

Die Erneuerungen von Wasserrohren führen zur Abholzung

Viele der alten Bäume in der Weserstraße werden das nächste Frühjahr nicht mehr erleben. Sie werden gefällt, weil von September 2016 bis Frühjahr 2017 im Abschnitt zwischen der Weichsel- und der Pannierstraße die Trink- und Abwasserleitungen erneuert werden müssen.

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Aktueller Zustand der Weserstraße.                                                                                                                             Foto: mr

Die liegen dort seit 100 Jahren im Boden unter den Gehwegen und sind dringend sanierungsbedürftig, weil sie abgesackt und dadurch an einigen Stellen sogar undicht geworden sind, wodurch an mehreren Stellen Abwasser in den Untergrund rinnt. Grund ist eine Torfschicht, die im Laufe der Jahre nachgegeben hat. Für den Neubau und die nachhaltige Stabilisierung der neuen Kanalrohre müssen Stützpfeiler ins Erdreich gerammt werden. Dazu müssen beiderseits der Straße Baugräben ausgehoben werden, denen die Straßenbäume im Weg stehen. Die Wasserbetriebe haben sich aber verpflichtet, für jeden gefällten Baum einen neuen Baum zu pflanzen und drei Jahre lang für dessen Pflege zu sorgen. Mein Freund, der Baum weiterlesen

Grundstein für Lesestoff

Neue Bibliothek in Rudow

Mit dem Bau der Bibliothek in Rudow kann nun begonnen werden. Am 8. September fand die Grundsteinlegung statt. Dazu eingeladen hatten Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey und Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer.

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Rämer und Giffey füllen die Zeitkapsel.                                                                                                                        Foto:ro

Hier entsteht auf drei Etagen mit 570 Quadratmetern eine Fläche für ein vielfältiges Medienangebot und einer 24-Stunden-Medienausleihe. Ein Lesecafé und ein Lesegarten werden sich zum Treffpunkt aller Leseratten entwickeln.

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Für die Nachwelt.                                              Foto: ro

Die Bibliothek soll 2018 den Betrieb aufnehmen. Feierlich wurde die Zeitkapsel mit dem Bauplan, Flyer der Neuköllner Bibliotheken, dem Neuköllner Wappen, etwas Kleingeld, einem Grundgesetz im Miniformat, einer Tageszeitung und dem aktuellen Neuköllner Bildungsbrief gefüllt.
Giffey und Rämer versenkten die Zeitkapsel unter Beifall. Die Kapsel wird eingemauert, um nach zig oder Hunderten von Jahren von nachfolgenden Generationen entdeckt zu werden.

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Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 233 – Mittwoch,  4. Oktober 1916
Nur alle 10 Tage ein Ei. Noch vor dem 1. Oktober waren alle Neuköllner glücklich im Besitz der Eierkarte, die bis zum Weihnachtsfest Gültigkeit hat. Man gab sich damit zufrieden, daß man 1 Ei für die Woche erhalten sollte. Aber plötzlich am 2. Oktober erfuhr man, daß die Reichs=Eierstelle sich die Sache anders überlegt hat. Nur auf 10 Tage sollte 1 Ei kommen. Nun waren die Karten in Großberlin, die auf Wochenabschnitte lauteten, bereits verteilt, ein Einziehen dieser Karten hätte große Schwierigkeiten bereitet, nicht minder eine Ausgabe neuer. Da ursprünglich von der Z.E.G. 2000 Kisten zu 24 Schock für Großberlin in Aussicht gestellt waren, so hätte auch die Verteilung, wie sie angekündigt war, vorgenommen werden können. Wie die »Voss. Ztg.« hört, hat die Reichs=Eierstelle die Z.E.G. angewiesen, statt der 2000 Kisten nur 1500 Kisten für Großberlin zur Verfügung zu stellen. Es solle dies in weiser Voraussicht geschehen sein, um Vorräte für spätere Zeit in Bereitschaft zu haben. Die jetzt zurückgehaltenen Eier sollen in Kühlhäuser gelegt werden. Manche Sachverständige meinen freilich, daß der rechte Zeitpunkt für die Einlagerung in Kühlhäuser bereits verpaßt sei. Dagegen muß man sich aber mit aller Entschiedenheit wenden, daß wieder einmal in Großberlin im letzten Augenblick herumexperimentiert wird. Alle Maßnahmen, die von den Gemeindeverwaltungen Großberlins hinsichtlich der Eierversorgung getroffen wurden, gingen davon aus, daß 1 Ei auf den Kopf der Bevölkerung für die Woche kommen sollte. Man kann dann nicht plötzlich ohne weiteres verfügen, daß dieses Ei für 10 Tage reichen soll. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Denkmalschutz – Denkmalnutz?

Ursprüngliches Erscheinungsbild kontra sinnvoller Sanierung

Die Hufeisensiedlung in Britz ist seit 1986 Denkmal und seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 2009 saniert die Eigentümerin, die Wohnungsbaugesellschaft »Deutsche Wohnen«, mit über 2,9 Millionen Euro Fördergeldern ihren dortigen Mietwohnungsbestand. Ihr Ziel: eine »behutsame Zurückführung zum ursprünglichen Erscheinungsbild«.

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Eingang Hufeisensiedlung.Foto: rr

Doch behutsam geht die Aktiengesellschaft dabei nur mit sich selbst um. Mietern mit genehmigten und im Mietvertrag eingetragenen verglasten Balkonen auf der Rückseite, der sogenannten »Roten Front«, an der Fritz-Reuter-Allee, wollte sie mit aller Gewalt zwingen, diese rückbauen zu lassen. Ein großer Glasanbau aus den 80er Jahren, Teil ihrer im Hufeisenblock befindlichen Filiale, wurde dagegen nicht entfernt. Dieses Mieterbüro heißt nun »Service Point«, kein denkmalgerechter Begriff der Weimarer Zeit, ebenso wie deutlich sichtbare Mobilfunkantennen. Kommentar der »Deutsche-Wohnen«-Sprecherin Manuela Damianakis: »Wir sind keine fanatischen Denkmalpfleger.« Denkmalschutz – Denkmalnutz? weiterlesen

»OAK«

Italienisches Café jenseits von Pasta und Pizza

Natürlich gibt es viele Pizzerien, die nicht mehr aus Neukölln wegzudenken sind. Wenn jetzt also ein Italiener nach Berlin kommt, denken die meisten wahrscheinlich sofort an Steinöfen, Pasta und eben Pizza. Diejenigen, die so denken, sollten auf jeden Fall mal im »OAK« in der Weichselstraße vorbeigucken. Denn dort gibt es für den einen oder anderen wahrscheinlich etwas Neues zu entdecken.

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Die Chefin am Werk.                                                                                                                                                                    Foto: pr

Giulia, die im Juni zusammen mit ihrem Freund das Café eröffnet hat, kam vor mehreren Jahren aus Italien nach Deutschland, um zu studieren. Ihre Reise hat sie nach Berlin geführt, wo sie geblieben ist. Ihre Erfahrung in der Gastronomie, die sie im Restaurant ihrer Familie gesammelt hat, setzt sie nun in ihrem eigenen Café ein. »OAK« weiterlesen

Glücklich Aufessen im Rest-aurant

Nachhaltig geschmackvoll ernähren

Wir Bundesbürger werfen angeblich 313 Kilo Lebensmittel weg – pro Sekunde! Wie können wir vernünftiger mit Nahrungsressourcen umge­hen, bewusster konsumieren, weniger verschwenden? Der Non-profit-Verein »Restlos glücklich e.V.« hat das Ziel, dass wir Lebensmittel wieder mehr wertschätzen – und die Welt so ein bisschen besser machen.

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Wegschmeißen war gestern. Foto: hlb

Die etwa 60 vorwiegend ehrenamtlichen Helfer und Mitglieder kochen mit Überschüssen. Obst und Gemüse außerhalb der Norm, Schokolade mit Verpackungsfehlern, auf Proben unausgetrunkene Weine oder Flaschen mit verrutschten Etiketten, Saisonartikel, Fehllieferungen oder nur noch begrenzt Haltbares – solch schwer verkäufliche Lebensmittel werden bei »Restlos glücklich« zu schmackhaften, gesunden Gerichten. Glücklich Aufessen im Rest-aurant weiterlesen

Geh mal vorbei im »BOHEI«

Souvenirs und Geschenkideen aus dem Kiez

»Ich habe viel getan und nichts gemacht«, ist ein Spruch, der auf manche Leute zutrifft. Gerade Studenten und Azubis probieren in ihrer Selbstfindungsphase viel aus. Sie gehen auf Reisen, arbeiten hier und da, sammeln Erfahrungen. Dabei reiht sich auch das ein oder andere Souvenir in die Besitztümer. Und irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel.

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Kleinigkeiten für ein schönes Leben.                                                                                                                              Foto: pr

So ähnlich erging es auch Jan, der nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann erstmal die verschiedensten Sachen ausprobiert hat, ehe er als Einzelhändler im November 2012 den Hipster-Souvenirladen »BOHEI« eröffnet hat. Geh mal vorbei im »BOHEI« weiterlesen

Es werde Abendrot

Handgekurbeltes Licht beleuchtet Exponate

In Susanne Kriemanns Ausstellung »ich bin, varim, je suis Abendrot« in der Galerie im Körnerpark geht es um Licht und die Möglichkeit der nachhaltigen Beleuchtung des Körnerparks. Beleuchtet werden Objekte, die einen direkten Zusammenhang mit dem Körnerpark haben und für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen.
Für die Urzeit steht ein Mammutknochen aus der Eiszeit, der um 1900 in Franz Körners Kiesgrube gefunden und bisher noch nie öffentlich ausgestellt wurde. Daneben gibt es den Fries eines Gründerzeithauses oder einen mit Glitzerpartikeln versetzten Betonblock.

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Kulturstadtrat Rämer erzeugt Strom für die    Kunst.                                                                                       Foto: mr

Beleuchtet werden sie durch Lampen, die die Besucher mit Hilfe einer Handkurbel selber in Betrieb setzen. Vor jeder Lampe ist eine durchscheinende, mit den Farben des Abendrots beschichtete Platte angebracht, die sich ebenfalls dreht und die Exponate in die unterschiedlichsten Farben taucht. Bei der Eröffnung am 9. September drehten die Gäste eifrig und freuten sich an dem Farbenreichtum. Es werde Abendrot weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner