Alle Beiträge von admin

Tod in der Hermannstraße

Mahnwache am Unfallort.                                                                                                                                                     Foto: mr

Geisterräder erinnern an verunglückte Radfahrer

Hermannstraße, Ecke Kienitzer Straße – ein weißes »Geisterfahrrad« liegt auf dem Asphalt, daneben Blumensträuße und brennende Grablichter. Hier hat sich zwei Tage zuvor, am 13. Juni, der schwere Unfall ereignet, bei dem ein 55-jähriger Radfahrer den Tod fand. Ein Autofahrer, der dort im absoluten Halteverbot stand, hatte achtlos die Tür aufgerissen. Der vorbeifahrende Radler prallte dagegen und zog sich bei dieser Kollision so schwere Kopfverletzungen zu, dass er am Tag darauf im Krankenhaus verstarb.
Rund 250 Menschen haben sich am Unfallort, an dem die Markierungen der Polizei noch deutlich zu erkennen sind, zu einer Mahnwache eingefunden. Gemeinsam mit den Angehörigen wollen sie des Verstorbenen gedenken und gleichzeitig von der Politik bessere und sichere Radwege fordern. Sie haben sich still auf die Straße gesetzt, ihre Fahrräder neben sich gelegt. Auch Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey ist gekommen, um der Familie ihr Beileid auszusprechen. Tod in der Hermannstraße weiterlesen

»Das ist unser Haus«

Die Bewohner der Liberdastraße 10 im Reuterkiez jubeln. Per Vorkaufsrecht – § 24 BauGB und Erhaltungssatzung und § 172 Abs.1 Satz 1 Nr.2 BauGB – bleibt ihr Wohnhaus ein Mietshaus und wird nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt. Ziele der Erhaltungssatzung sind die Bewahrung der Berliner Mieter-Mischung und der Erhalt der städtebaulichen Eigenarten. In Nord-Neukölln gibt es derzeit fünf festgesetzte Milieuschutzgebiete und drei Untersuchungsgebiete.
»Das Vorkaufsrecht in den Mileuschutzgebieten ermöglicht es der Politik, rigoros in den Wohnungsmarkt einzugreifen«, kritisiert Thomas Groth, Vorsitzender des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Weiterhin beklagt er, dass so Investoren vertrieben würden.
Investorenschreck Jochen Biedermann (GRÜNE) twitterte: »Ich verschrecke nur die Bösen. Aber das mit Begeisterung!«
Wir sagen: Danke und weiter so!

Beate Storni

Neukölln übt erstmals Vorkaufsrecht aus

Liberdastraße 10 ist gerettet

Erstmals hat der Bezirk Neukölln das Vorkaufsrecht beim Verkauf eines Mietshauses ausgeübt. Das Haus in der Liberdastraße 10, in dem 24 Erwachsene und elf Kinder leben, sollte verkauft werden.
Die Bewohner hatten große Befürchtungen, sich im Falle eines Verkaufes mit anschließenden Schikanen bald neue Wohnungen suchen zu müssen. Das ist nun vom Tisch. Der Bezirk hat zugunsten der Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« Grundstück und Immobilie erworben. Damit sind die Wohnungen langfristig in öffentlicher Hand gesichert und der Immobilien­spekulation entzogen. Bezahlt wurde allerdings der Verkaufspreis und nicht der Verkehrswert. Neukölln übt erstmals Vorkaufsrecht aus weiterlesen

Mut und Unmut in der BVV

Couragierter Bürger wird geehrt und Stadtrat muss lernen

Helden bringen Glück.                                                                                                                                                              Foto: mr

Eine besondere Ehrung stand am Beginn der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 21. Juni.
Der Schornsteinfeger Alain Rappsilber rettete am 9. Dezember 2016 unter Einsatz seines Lebens bei einem Dachgeschossbrand einer 46-jährigen Frau das Leben. Er trug die Schwerverletzte trotz der fortschreitenden Rauchentwicklung im Treppenhaus von der Tür ihrer Dachgeschosswohnung aus dem brennenden Haus. Für diesen mutigen und selbstlosen Einsatz wurde ihm nun die Rettungsmedaille des Landes Berlin, die höchste Auszeichnung nach dem Rettungstatengesetz, verliehen. Da Rappsilber in Neukölln wohnt, fiel Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey die Aufgabe zu, die Verleihung vorzunehmen. Mut und Unmut in der BVV weiterlesen

Achtung Pressefreiheit

Beschluss der BVV-Neukölln

Am Mittwoch, den 13. Juni 2017 verabschiedete die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln mit den Stimmen der SPD / CDU / Bündnis90/Die GRÜNEN / AfD / FDP und der Fraktionslosen nachfolgende Entschließung. Es gab eine Enthaltung seitens der AfD, Die Linke stimmte dagegen. Die hatte einen eigenen Antrag eingebracht, in dem die Propaganda von Andreas Wild thematisiert wurde. Das wollten die anderen Parteien aber nicht mittragen.
Die Bezirksverordnetenversammlung ist erschüttert über die Bedrohungen durch Demokratiefeinde, wie selbsternannte Linke, denen das Kiez-Magazin Kiez und Kneipe Neukölln aufgrund seiner Wahlkampfsonderberichtstattung inklusive Diskussionsreihe ausgesetzt war.
Für die Bezirksverordnetenversammlung ist die Pressefreiheit ein hohes Gut. Dies gilt nicht nur als Schutzrecht gegenüber dem Staat, sondern grundsätzlich auch gegenüber all denjenigen, die dieses Recht in Frage stellen. Eine freie Presse ist wichtig, damit sich Menschen aus einem breiten Spektrum informieren und bilden können. Es darf nicht sein, dass Einzelne oder Gruppen eine Redaktion derart mit Gewaltandrohungen einschüchtern, so dass diese die Art ihrer Berichterstattung ändert.
Zu den Grundrechten gehört aber natürlich auch das Recht auf freie Meinung und damit auch Kritik an der Berichterstattung der Presseorgane. Jedoch gehören strafbare Handlungen in einer freien Gesellschaft nicht dazu. Journalist*innen, die solchen Bedrohungen ausgesetzt sind, gilt unsere vollste Solidarität.

Bauausschuss radelt durch Neukölln

Verkehrsverhältnisse für Fahradfahrer unter der Lupe

Der Bauausschuss des Bezirksamts wollte sich ein Bild über die Fahrradsituation in Neukölln machen. Die Mitglieder schwangen sich auf ihre Fahrräder und unter der Führung des »ADFC Neukölln« ging es dann ab Rathaus los.

Bauausschuss fühlt die Hermannstraße.                                                                                                                     Foto: fh

Erste Station war die Neckarstraße. Hier stellte der »ADFC« völlig korrekt fest, dass die Pflasterung vorbildlich sei und er sich das auch für den Richardplatz vorstellen könne. Dort benutzen derzeit alle Radler den Bürgersteig, weil das heftige Kopfsteinpflaster die Plomben aus den Zahnen rüttelt. Wieland Voskamp, Leiter des Straßen- und Grünflächenamts entgegnete, dass die Bürger damals das Kopfsteinpflaster behalten wollten. Bauausschuss radelt durch Neukölln weiterlesen

Schwarzer macht Kasse

Christina Schwarzer wirbt für »Deutschland rundet auf«

Kassieren für einen guten Zweck.                                                                                                                                    Foto: fh

»Deutschland rundet, auf« und Christina Schwarzer, die Neuköllner Bundestagsabgeordnete der CDU, hat mitgemacht. Am Morgen des 31. Mai stand sie tatkräftig im Kaufland in der Gutschmidtstraße und ließ sich an der Kasse einweisen.
»Ein paar Cent tun nicht weh und bewirken viel Gutes. Ich finde die Idee von »Deutschland rundet auf« klasse. Das Geld kommt sinnvollen Projekten zugute, die Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen eine vernünftige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen«, begründete sie ihr Engagement. Schwarzer macht Kasse weiterlesen

SPD Ost in West

Sommerfest in Rixdorf

Die Landesgruppe Ost der SPD lässt sich nicht lumpen, wenn es ums Feiern geht. Mit bester Laune und mit einem guten Glas Bier auf dem Tisch im Garten der »Villa Rixdorf« trafen sich die geladenen Gäste. Dass sich die Gruppe in Neukölln traf, hat mit dem Neuköllner Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu zu tun.

SPD mit Pappkamerad.                                                                                                                                                             Foto: pr

Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD, sprach die einführenden Worte. Er verwies auf den vergangenen erfolgreichen Bundesparteitag mit Kanzlerkandidat Martin Schulz.
Immer am Ende einer Legislaturperiode werden die Abgeordneten, die aus dem Parlament ausscheiden möchten, verabschiedet. Die Abgeordneten der Landesgruppe Ost Iris Gliecke, Waltraud Wolff und Andrea Wicklein nehmen ihren Hut. Sie haben in Summe 61 Dienstjahre der Demokratie gedient.
Der Beifall für die Damen fiel offenbar noch länger aus als der für Martin Schulz beim Bundesparteitag.

oj

Senat stellt sich gegen Kiezladen

»Friedel54« trotz starker Proteste zwangsgeräumt

Zu sehen, wie ein Polizist einer jungen Frau ins Gesicht schlägt, während sie davongetragen wird, ist kein schöner Anblick. Aber dass eine Zwangsräumung kein friedliches Unterfangen ist, liegt wohl in der Natur der Sache, schließlich ist es das letzte Mittel, die Interessen eines Eigentümers, wenn nötig unter Anwendung von Gewalt, durchzusetzen. Im Fall der »Friedel54« wurden in einem Milieuschutzgebiet, im SPD-geführten Bezirk einer rot-rot-grün regierten Stadt die Eigentumsrechte der luxemburgischen Briefkastenfirma »Pinehill S.a.r.l.« gegen den seit 2004 dort ansässigen Kiezladen durchgesetzt.

Polizei schützt Miethaie.                                                                                                                                                  Foto: pschl

Als das Haus 2016 zum Verkauf stand, brachte die Hausgemeinschaft 1,7 Millionen Euro auf, um das Haus selbst zu erwerben. Die Immobilienfirma »Citec« entschied sich jedoch letztendlich für die zwei Millionen Euro bietende Pinehill. Der Bezirk hätte damals von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch manchen können, so wie er es nun bei der Liberdastraße 10 tatsächlich getan hat. Senat stellt sich gegen Kiezladen weiterlesen

RASF, die Radikale Anti Smartphone Front

Flugmodus hilft gegen Handysucht

Selten gibt es heute noch ein Treffen, bei dem nicht mindestens ein Anwesender kurz oder auch länger sein Smartphone zückt. Die beiden Studenten, Benno und Wenzel aus Neukölln, verweigern bewusst diesen Trend. Sie sind sich sicher, dass sie sich gerade deshalb im Hörsaal kennen lernten, weil sie sich sonst vermutlich übersehen hätten.

Analog statt digital.                                                                                                                                                                       Foto: rr

WhatsApp, Twitter oder Facebook sind fast überall empfangbar. Wie von einer Seuche ergriffen, checken viele ständig und überall immer wieder ihr Smartphone. Die Sucht nach »likes« oder einer ultimativen »Message« verändert fast unumkehrbar jedes Zusammensein. RASF, die Radikale Anti Smartphone Front weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 155 – Freitag, 6. Juli 1917
Eine wohlverdiente Ohrfeige. Es gibt leider immer noch Frauen, die den Wucher unterstützen, indem sie sich zur Zahlung beliebig hoher Preise erbieten. An die Unrechte kam aber eine solche am letzten Markttage in Friedenau. Vor einem Gemüsestande erhandelt eine Frau Kohlrabi und ist eben auf den Preis von 2,75 M. Einig geworden. Da ruft eine »Dame« hinter ihr der Verkäuferin zu: »Lassen Sie mir die Kohlrabi; ich gebe Ihnen 3 M.« Schon dreht sich die erste Käuferin um und gibt ihrer Konkurrentin links und rechts eine Ohrfeige mit den Worten: »So, nun bezahlen Sie die Ohrfeigen auch gleich mit.« Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Rückkehr ins Plattenparadies

Schöner in Musik stöbern im wiedereröffneten »A&V«

Compact Discs, ein Medium vorm Aussterben? Jüngere Generationen machen sie jedenfalls nicht mehr an. Zu teuer, empfindlich und platzbeanspruchend. Im Netz ist doch alle Musik ständig verfügbar, auch unterwegs und für ein paar Cent am Tag. Das schwarze Gold, die Vinylplatte, setzt noch einen Gegenpol und erarbeitet sich ein wachsendes Tortenstück vom Markt – mit warmem, vollem Sound und kreativer Verpackungskunst. Wer trotz Streaming, Youtubing und Bluetoothing nicht auf das Haptisch-Rituelle beim Musikgenuss verzichten möchte, hat in unserem Kiez erfreulich viele Möglichkeiten, in Kisten zu stöbern und dabei ein meist günstiges Schnäppchen zu machen.

DIE Welt ist viele Scheiben.                                                                                                                                                 Foto: hlb

Im »A&V Records«, just zu »48h Neukölln« mit erneuertem Angebot und stabileren Stahltischen wiedereröffnet, kommt jede Menge heiße, mitunter obskur-kuriose, oft DJ-rettende Ware in die Kisten. Rückkehr ins Plattenparadies weiterlesen

»neulich« im Brauhaus

Im Schillerkiez braut sich was zusammen

Wer liebt es nicht: das Glas Bier nach getaner Arbeit oder nach einem Ausflug. Die Gelegenheit dazu hat der abgekämpfte erholungsbedürftige Tempelhofer Feldbesucher im Brauhaus »neulich«. Unweit des Feldes in der Lichtenrader Straße, Ecke Selchower Straße ist seit April von Lina Thiele, Steffen Brückner, Michael Lipp, Julius Hausl und Hendrik Fritze das kleine Brauhaus eröffnet.


Michael Lipp hat lange Zeit im Einzelhandel gearbeitet, war dessen überdrüssig und wollte seinem Leben eine neue Farbe geben. Zusammen mit dem Brauer Steffen Brückner war schnell die Idee geboren, sich dem Bier zu widmen. Brückner hat Chemie studiert und erlernte mehr durch Zufall die Kunst des Brauens, ist seither infiziert und mit ganzem Herzen bei der Arbeit. »neulich« im Brauhaus weiterlesen

Café BONA- Ein kreatives Kollektiv

Italienisch – polnische Mischung

Genau gegenüber dem »Zauberkönig« befindet sich bereits seit einigen Monaten auf der lauten und hektischen Hermannstraße eine kleine Wohlfühloase, die sich wohltuend von den sie umrahmenden Geschäften, Waschsalons und Spätis abhebt.

Limonade fürs Volk.                                                                                                                                                                    Foto: mr

Dem Gast, der das Café zum ersten Mal betritt, fällt sofort an der rechten Wand – während seine Ohren von sanften elektronischen Klängen umschmeichelt werden – der altdeutsche Schriftzug in roter Farbe »Das Volk« und darunter in schwarzen Großbuchstaben »TAGESZEITUNG DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS« auf. Matteo, einer der vier Café-Kollektivisten, erzählt, dass der Schriftzug bei der Renovierung zum Vorschein kam und sie daraufhin beschlossen, die Wand so zu belassen, nicht nur, weil sie es originell fanden, sondern auch, weil es ein Zeitdokument darstelle. Café BONA- Ein kreatives Kollektiv weiterlesen

Des »König Ottos« Biergarten

Feierliche Eröffnung auf dem »KINDL«-Gelände

Hoch das Bier.                                                                                                                                  Foto: Nikoletta Bousdoukou

Ein gutes halbes Jahr betreibt nun Nikoletta Bousdoukou mit ihrem Team das griechische Kafenion »König Otto« im »KINDL–Zentrum für zeitgenössische Kunst«. Sie ist mit der Entwicklung zufrieden: »Wir sind erstaunlich gut durch die Wintermonate gekommen. Der Mittagstisch wurde von den Menschen, die hier in der Nachbarschaft arbeiten, positiv angenommen, und für unser Angebot mit selbstgebackenen Kuchen gibt es bereits eine regelrechte Fangemeinde«, erzählt sie bei einem Stück Karottenkuchen zu griechischem Bergtee. »Nur bei schönem Wetter hatten wir einige weniger gute Tage«, fügt sie dann noch hinzu, »aber das ist ja jetzt hoffentlich auch vorbei.« Denn endlich sind die Bauzäune vor dem »König Otto« weggeräumt worden und geben den Blick auf den Biergarten frei, der von der Architektin und Miteigentümerin des »KINDL«, Salome Grisard mit einer langen Schräge aus Beton vom Fußweg abgetrennt wurde. Des »König Ottos« Biergarten weiterlesen

Aus Zucker wird »Hom«

Café am Wildenbruchpark mit neuem Konzept

Ohne dass sie sich kannten, hatten die Engländerin Sarah Playfair und die Österreicherin Hana Hariri beide den Traum, ein eigenes Café zu führen. Sarah studierte Politikwissenschaften in England und Kanada, Hana Design und Produktmanagement in Salzburg. Als die beiden nach Berlin kamen, arbeiteten sie zunächst in einem Cupcake-Laden in Friedrichshain. Hana buk die Kuchen, Sarah dekorierte sie.
Durch die Arbeit lernten sie sich näher kennen und sprachen über ihre Vorstellungen von einem eigenen Café.
Fündig wurden sie am Neuköllner Wildenbruchplatz. Im Mai übernahmen sie die »Madame Zucker«, renovierten sie und luden Freunde, Bekannte und Nachbarn aus dem Kiez zur Eröffnungsparty am 3. Juni ein. »Madame Zucker« wurde umgetauft in »Hom«, eine Anspielung auf das lautmalerische Goutieren guter Speisen, aber auch auf »Home«. Aus Zucker wird »Hom« weiterlesen

Vom Underdog zum Überflieger

Der Neuköllner Hausklub »Griessmühle« feiert seinen sechsten Geburtstag

Mit einem Biertisch, zwei Plattentellern und ein paar mittelmäßigen Boxen hat alles angefangen, im Garten der Sonnenallee 221. Sechs Jahre später ist die »Griessmühle« ein ausgewachsener Nachtklub mit einem Booking, das mit dem Niveau von legendären Läden wie »Tresor« oder »Berghain« locker mithalten kann.

Mucke, Gries und Futter.                                                                                                                                                          Foto: pr

Dadurch hat sich natürlich einiges verändert. Jedes Wochenende warten nun Menschen bis zu 30 Minuten in der Schlange vor dem Bretterverschlag, der die Grenze zwischen »draußen« und »drinnen« markiert. Das Publikum ist deutlich internationaler geworden, an der Tür muss jetzt selektiert werden. »Wir haben aber keine Attitude, wie die Leute aussehen müssen«, betont Geschäftsführer David »wer aber aggressiv ist oder schaut wie eine Eule, hat schlechte Chancen«. Vom Underdog zum Überflieger weiterlesen

Traumschatullen

Alice Baillaud »en passant« in der Galerie im Saalbau

Die U8 ist mal nicht Drogenumschlagplatz sondern Inspirationsquelle für Kunst. Die flüchtigen Begegnungen im Vorübergehen, anonym und zufällig, im nächsten Augenblick bereits wieder vergessen, haben die in Frankreich geborene Künstlerin Alice Baillaud zu ihren zauberhaft poetischen Kunstwerken inspiriert. »En Passant« heißt daher auch ihre Ausstellung, die noch bis zum 27. August in der Galerie im Saalbau zu sehen ist.

»ein Garten für meine Großmütter«.                                                                                                                              Foto: mr

Die Passanten auf ihren Monotypien erscheinen mal als deutliche Silhouetten, mal als sich auflösende Schatten, verblassende Erinnerungen, verschwindende Eindrücke. Die »Passante«, die sich zwischen den Figuren bewegt, ist die schwangere Künstlerin. Traumschatullen weiterlesen

Heimaten

Chor der Kulturen der Welt

Das Thema Heimat tragen wohl alle Menschen in sich – sei es, sie sind tief verwurzelt, haben sie verloren oder erfinden sie möglicherweise gerade für sich neu. Mit »Heimaten« beschäftigte sich der »Chor der Kulturen der Welt« in einem Konzertprogramm in der Martin-Luther-Kirche in Neukölln am 17. Juni.

Auch eine Heimat.                                                                                                                                      Foto: Mara v. Kummer

Die etwa 30 Chormitglieder kommen aus allen Teilen der Welt und haben im Vorfeld viel über Heimat diskutiert. Gibt es diese überhaupt und wenn, in welcher Form? In der Auseinandersetzung mit der Musik und den einzelnen Biografien der Sänger zeigt sich, dass es »Die Heimat« gar nicht unbedingt gibt, sondern dass sie sich aus Gefühlen, Kontakten und Erlebtem zusammensetzen kann. Heimaten weiterlesen

SaraBande auf Band

und Füße, die nicht still halten können

Heiße Rhythmen im Sambastil – das kann nur Sarabande sein. Die Beine können sich nicht mehr am Boden halten, es ist Sommer, es ist die Zeit für den Körnerpark. Jetzt hat die Neuköllner Band, die regelmäßig in der Hasenheide oder auf dem Tempelhofer Feld probt, eine CD herausgebracht. Es ist ein Live-Mittschnitt aus dem Jahr 2016, als sie im Körnerpark spielten. Damals tobte das Publikum, das Wetter war schön, und genau das gibt die CD wieder. Sie ermöglicht eine Flucht aus den Alltagssorgen, erleichtert die Aufräumarbeiten in der Wohnung und beflügelt bei der Arbeit. Alle diejenigen, die Samba tanzen können, dürften ihre Freude daran haben, ihre Alltagspflichten durch Tanzen unterbrechen zu können. SaraBande auf Band weiterlesen

Tango, Jazz, Blues und Rock

Vielfalt bestimmt die Julikonzerte im Körnerpark

Vielfalt und musikalische Qualität sind wichtige Kriterien bei der Auswahl der Gruppen für die »Sommer im Park«-Konzerte. Das zeigt sich auch im Juliprogramm, bei dem erstklassige Musiker eine breite Palette an Musik von Blues und Rock bis zu Modern Jazz und Tango präsentieren werden.
Wegen kurzfristiger Programmänderung gibt es am 9. Juli nicht die »Caldonias Lost Lovers« zu hören, sondern meditative Weltmusik von der Gruppe »Hang Caravan«. Das Hang ist ein erst im Jahr 2000 erfundenes Instrument mit vielfältigen Klangmöglichkeiten.
Der Ungar Tivadar Nemesi ist ein Meister auf diesem Instrument. Der Perkussionist Alexander Skoczowsky sowie der Trompeter Paul Schwingenschlögl tragen bei zur unerschöpflichen Klangvielfalt dieses Trios . Tango, Jazz, Blues und Rock weiterlesen

Allee der Sonne

Von Hubschraubern und Waschanlagen

Eine Tankstelle, ein Fußballplatz, ein Polizeirevier, eine Bushaltestelle und in Sichtweite, aber in so großer Entfernung, dass das Kindergeschrei nicht mehr hörbar ist, ein kleiner Spielplatz – die Aussicht vom Balkon an der Sonnenallee. Hinzu kommen diese kleinen aber feinen Geschichten.


Unser Neukölln erwacht so ungefähr um 11 Uhr – der Wochentag bleibt dabei unbeachtet, ausgenommen davon sind der Berufsverkehr und die Schulkinder. Allee der Sonne weiterlesen

Ein Schuss mit Nachhall

»Neuköllner Oper« bringt Bildgewaltiges auf die Bühne

Der Schuss, der durch tausend Köpfe ging, fiel am 2. Juni 1967 vor der Deutschen Oper und nahm einem frisch gebackenen Ehemann und werdenden Vater das Leben — es war der Student Benno Ohnesorg, der bei den Protesten gegen den persischen Schah von einem Berliner Polizisten erschossen wurde.

Szene aus »Der Schuss«.                                                                                                                          Foto: Matthias Heyde

Es ist die Figur seiner Frau Christa, die 50 Jahre später in einer anderen Berliner Spielstätte, der Neuköllner Oper, die Zuschauer an die Hand nimmt und durch die tosenden Szenen von damals führt. Es ist eine Geschichte von Kapitalismuskritik, politischen Utopien, radikalem Protest und dem inneren Seelenleben einer jungen Frau, die hofft, dass ihr Mann bald nach Hause kommt. Diesen Stoff in einer klassischen Oper zu bearbeiten, wäre so widersprüchlich wie unmöglich gewesen. So ist »Der Schuss« Musiktheater sondergleichen. Die szenischen Wechsel von Gesang, Video und Sprache schaffen gewaltige, schöne und verstörende Bilder, die sich in die Netzhaut einbrennen. Ihre volle Wirkung erlangen sie im Zusammenspiel mit der Musik des Ensembles »Adapter« unter der Leitung von Matthias Engler. Ein Schuss mit Nachhall weiterlesen

Liga wechsle dich

Auf und Ab im Neuköllner Fußball

Die Fußballsaison 2016/17 ist beendet. Zeit also, kurz Bilanz zu ziehen – aus rein Neuköllner Sicht, natürlich. Von den 16 Vereinen zwischen Maybachufer und Rudow/Stadtgrenze sind drei auf- und zwei abgestiegen.

Gegentor für Hürtürkel auf dem Hertzbergplatz.                                                                       Foto: Hagen Nicklé

Okay, die Erfolge spielten sich eher in den unteren Spielklassen ab: der Rixdorfer SV schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga (8. Liga), Cimbria Trabzonspor und NSF Gropiusstadt rücken in die A-Klasse (9. Liga) auf.
In punkto Abstieg schlug es dagegen zweimal höherklassig ein: Concordia Britz verabschiedet sich aus der Landesliga (7.), der BSV Hürtürkel aus der Berlin-Liga (6.). Liga wechsle dich weiterlesen

Chaim Jellinek

Nachruf für einen Menschenfreund

Als Chaim Jellinek in den 70er Jahren mit 21 Jahren von seinem Geburtsort Wiesbaden nach Westberlin umzog, ließ er nichts aus, was das Leben zu bieten hatte. Als Hausbesetzer studierte er meist im Drogenrausch Medizin, erlangte in dem Fach seinen Abschluss und schwor den Drogen ab.
Sicherlich ist es der Tatsache, dass er Drogenkonsument war geschuldet, dass er zu den Pionieren des Ersatzstoffes Methadon wurde. Als einer der ersten Berliner Ärzte verabreichte Jellinek Suchtkranken den Ersatzstoff, der ihnen eine bürgerliche Existenz ermög­licht. Er bot aber darüber hinaus seinen Patienten auch soziale Dienste an. Angefangen bei der Wohnungssuche über Hilfe bei der Suche nach einem Arbeitsplatz bis hin zu Beistand bei ganz persönlichen Problemen hatte er einen Stamm von Sozialarbeitern, die unterstützend mitwirkten.
Seit diesem Jahr hatte er seine Praxis in der Morusstraße. Der Umzug von der Richardstraße wurde von heftigen Protesten aus der Bevölkerung begleitet. Zum Schluss beruhigten Jellinek und der Stadtrat für Jugend und Gesundheit, Falko Liecke, die Anwohner. Die Praxis wurde im Rollbergkiez angenommen.
Bei all dem Arbeitspensum, das der Methadon­arzt täglich zu bewältigen hatte, schien er in sich zu ruhen. Gerne rauchte er eine Selbstgedrehte vor seiner Praxis und entspannte sich bei einem in aller Regel humorvollen Gespräch. So einen Schalk hatte er in den Augen, wenn er erzählte. Er hatte für alles Menschliche Verständnis und ist den Patienten auf Augenhöhe begegnet.
Chaim Jellinek ist im Alter von 60 Jahren plötzlich gestorben. Viel zu früh für so einen großartigen Menschen. Wir werden ihn nicht vergessen.

ro

Potentilla anserina

Bei Krämpfen und Enzündungen

Eigentlich wollte ich Euch warnen, weil im Körnerpark wieder tödlich giftiger Rhizinus angepflanzt wurde (die Früchte sind das Giftigste und haben leider Ähnlichkeit mit Litschis), aber mir ist wichtiger, Euch das Gänsefingerkraut vorzustellen.

Maukenkraut.                              historische Zeichung

Es ist in Mitteleuropa zu Hause und in anderen Teilen auf der Nordhalbkugel ansässig. Es wird zum ersten Mal von Carl von Linné beschrieben, war aber wahrscheinlich den Germanen schon als Heilpflanze bekannt. Es ist verwandt mit dem Blutwurz. Da dieser auch in mediterranen Breiten wächst, war er auch schon bei Dioskurides als Heilpflanze aufgeführt.
Das Gänsefingerkraut wächst auf feuchten Wiesen, aber auch an Straßen- und Feldrändern, wo es sich flach ausbreitet. Im Volksmund heißt es auch: Dreckkraut, Echtes Gänsekraut, Fingerkraut, Gänserich, Ganspratzen, Krampfkraut, Maukenkraut, Sauringel, Silberkraut. Potentilla anserina weiterlesen

Basteln mit Rolf

Der Ketchupflaschendeckelkrebs

Das Tierkreiszeichen Krebs (22. Juni – 22. Juli) beherrscht deutlich den Monat Juli. Mein Krebs entstand aus dem Deckel einer Ketschupflasche, zwei Kronkorken für die Scheren, zwei kleinen Perlen und etwas Draht. Benötigt werden eine Biegezange, eine Ahle, ein Seitenschneider, eine Heißklebepistole und wie stets, die Lust zum Pfriemeln.
Aus dem Draht werden seine sechs Beine, zwei Stielaugen und die Zangen tragenden Arme geformt. Alle werden mit Heißkleber unter dem Deckel befestigt, wobei nur die beiden Stielaugendrähte durch zwei Löcher, von der Ahle gestochen, ins Innere gesteckt werden. Anschließend werden zwei Kronkorken zusammengedrückt und mit den Armen verbunden. Alles!

Petras Tagebuch

Es regnet, es regnet…

Jeder Berliner kann seine Geschichte zu den Regenfällen am Donnerstag, den 29. Juni erzählen. Ich auch.
Abgesehen davon, dass an diesem Tag das Fahrradfahren nur möglich war in dem festen Glauben daran, dass die Autofahrer berücksichtigen, dass ich Brillenträgerin und blind bei Regen bin. Das haben alle erkannt, ich kam lebendig in der Redaktion an.
Als ich mich auf den Weg in die Genezarethkirche machte, in der Pfarrerin Elisabeth Kruse im Rahmen eines Gottesdienstes ihren Abschied feierte, wurde ich mit der nassen Realität konfrontiert. Beim Verlassen der Redaktion watete ich im Hof bis zu den Waden im Wasser. Glücklicherweise hatte ich keine Pumps an, und die Schuhe, die ich an diesem Tag trug, waren zwar durchnässt, haben aber die Nässe vertragen. Petras Tagebuch weiterlesen

Sankt Martin besucht die fromme Helene

Hoher Besuch.                                                                                                                                                                                  Foto: pr

Kanzlerkandidat in der Helene-Nathan-Bibliothek

Einen solchen Menschenauflauf hat die Helene-Nathan-Bibliothek sicherlich noch nie gesehen, wie an dem Tag, als der Bundeskanzlerkandidat Martin Schulz, gefolgt von Bodyguards und Kamerateams, ein­lief, um sein Bildungsprogramm vorzustellen.
Der gelernte Buchhändler fühlte sich zwischen den Buchstaben sichtlich wohl. Begleitet wurde er von Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey, dem Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu, Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer und dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Hubertus Heil (alle SPD).
In ihrer Begrüßungsrede wies Giffey auf die Bildungsmissstände in Neukölln hin und appellierte an die gemeinsame Verantwortung »für unsere Berliner Kinder«. Sankt Martin besucht die fromme Helene weiterlesen

»Tasmania« für die Jugendarbeit

Das Bundesliga-Gastspiel von »Tasmania Berlin« ist bereits über 50 Jahre her, dennoch wird der Name »Tasmania« immer noch mit diesem Negativrekord verbunden. Der nach dem Konkurs, der dem Abstieg folgte, neu gegründete Verein heißt nun »SV Tasmania« und spielt, weit entfernt von Bundesliga-Ambitionen, in der Berlin-Liga.
Mit welch einem finanziellen Risiko der Profi-Fußball heutzutage verbunden ist, zeigt das Beispiel der Paderborner, die vor drei Jahren noch in der Bundesliga spielten und nun in die 4. Liga absteigen mussten.
Der Profi-Fußball wird inzwischen von Wirtschaftsunternehmen, nicht mehr von Sportvereinen bestimmt – siehe »RB Leipzig«. Daher ist »Tasmania« nun einer von vielen Neuköllner Sportvereinen, die mit ihrer Jugendarbeit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag in unserem Bezirk leisten. Damit sollte der Name »Tasmania« verbunden werden, und mit nichts anderem.

Roland Bronold

Party in der Politik

Zwei Büroeröffnungen mit guter Laune

Partystimmung war angesagt, als die beiden Abgeordneten der Neuköllner LINKEN Anne Helm (ehemals PIRATEN) und Niklas Schrader ihr neues Bürgerbüro in der Schierker Straße 26 einweihten.
Das Wetter spielte mit und für Musik, gutes Essen und anregende Unterhaltungen war gesorgt an diesem 6. Mai. Die Politikerkollegen von den Grünen und der SPD ließen sich auch blicken, denn die jungen Neuköllner Politiker setzen den Koalitionsvertrag auch bei Festen um. Spannend wurde es am Abend, als die Gäste über den Namen des Büros entscheiden sollten. Die Räume wurden auf den Namen »RigoRosa« getauft. Party in der Politik weiterlesen

Zwischen Kavallerie und Coffeeshop

Politik diskutiert neue Wege zur Drogenbekämpfung

Die Gegend um den S-Bahnhof Neukölln hat sich seit geraumer Zeit zu einem Schwerpunkt des Drogenkonsums und -handels entwickelt. Anwohner und Ladenbesitzer beschweren sich über steigende Kriminalität, Konsumenten, die sich in aller Öffentlichkeit ihre Drogen spritzen und zunehmende Vermüllung.

Drogentor Neukölln.                                                                                                                                            Foto: mr

Wie mit diesem Problem umgegangen werden soll, war der Inhalt zweier großer Anfragen der Grünen und der AfD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 10. Mai.
Bei den Drogenkonsumenten handle es sich überwiegend um Menschen aus dem osteuropäischen Raum, erklärte Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). »Neben der Suchtproblematik sind die Menschen von Existenznot und Wohnungslosigkeit betroffen, die mit psychosozialen und gesundheitlichen Verelendungstendenzen einhergehen.« So seien viele von ihnen Opfer von Ausbeutung im Baugewerbe, wo sie kurze Zeit illegal beschäftigt wurden und keinen oder nur einen geringen Lohn erhielten. Zwischen Kavallerie und Coffeeshop weiterlesen

Frühlingsempfang

Die LINKE eröffnet den Wahlkampf

Den Tag der Pflege am 12. Mai hatten sich die Neuköllner LINKEN für ihren Frühlingsempfang im Rathaus Neukölln ausgesucht. Und so waren auch der Pflegenotstand und die Solidarität mit den Beschäftigten in den Pflegeberufen zentrale Themen des Empfangs und einer Aktion auf dem Rathausvorplatz. Die LINKE fordert mehr politische Unterstützung, bessere Entlohnung und gesellschaftliche Anerkennung des Pflegepersonals.

Gysi, wie immer in Hochform.Foto: mr

Was die LINKEN außerdem auf der Agenda haben, fasste Gastredner Gregor Gysi zusammen, der enthusiastisch begrüßt wurde, als er den Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Neuköllner Rathaus betrat. Frühlingsempfang weiterlesen

Besser späth als nie

Politiker fordern die Wiedereröffnung der alten »Späthbrücke«

Unschuldige Brücke hinter Gittern.                                                                                                                                  Foto: fh

Seit 111 Jahren überspannt die 1906 gebaute alte »Späthbrücke« den Teltowkanal und verbindet so die Ortsteile Britz und Baumschulenweg. Seit der Eröffnung der A113 und dem Bau der »Neuen Späthbrücke« ist die 1992 instandgesetzte alte Fachwerkbrücke allerdings mit Gittern versperrt. Die Autos brettern 300 Meter weiter über den Kanal hinweg. Für Fußgänger und Radfahrer wäre die vollkommen funktionstüchtige alte »Späthbrücke« eigentlich eine willkommene Alternative, da sie direkt von Neukölln zum Mauerweg führt und den Fuß- und Radweg entlang des Kanals verlängern würde. Besser späth als nie weiterlesen

Neuköllner Bundestagskandidaten im »Bürgerverein Britz«

Die LINKE, SPD, die Grünen und die CDU stellen sich den Bürgern

Spitzendeckchen für Spitzenkandidaten.                                                                                                                    Foto: fh

Noch sind die Parteiprogramme nicht fertig. Beim Gespräch mit interessierten Bürgern, zu dem der »Bürgerverein Berlin-Britz e.V.« am 17. Mai eingeladen hatte, konnten die Neuköllner Kandidaten für die Bundestagswahl zumindest ihre eigenen Positionen darstellen.
Judith Benda, die derzeit das Verbindungsbüro Brüssel der Bundestagsfraktion der Linken leitet, sieht im Kampf für soziale Gerechtigkeit und Antirassismus die Eckpunkte ihrer Politik. Ihre Forderungen sind daher ein Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde und statt Hartz4 eine »armutsfeste Sicherung« von 1040 Euro. Altersarmut will sie mit einer Mindestrente von 1050 Euro begegnen. Zur Finanzierung sollten Vermögende stärker zur Kasse gebeten werden. Auch eine bessere Bezahlung des Pflegepersonals steht auf ihrer Agenda. Neuköllner Bundestagskandidaten im »Bürgerverein Britz« weiterlesen

Abgesagte Veranstaltung

Was war geplant

Die Kiez und Kneipe Neukölln musste die Veranstaltung mit Andreas Wild, Bundestagskandidat der AfD Neukölln, absagen.
Für diesen Abend war das Thema Senioren, Renten, Mieten und Wohnungsbau geplant. Als Gesprächspartnerin des AfD-Kandidaten hatte sich Sylvia-Fee Wadehn bereit erklärt. Sie ist Geschäftsführerin des »MoRo Seniorenwohnanlagen e.V.« und politisch sehr aktiv.
Ganz bewusst hat die Kiez und Kneipe das »Schillers« als Veranstaltungsort gewählt. Dem Publikum sollte auf diese Art die Möglichkeit gegeben werden, das Programm der AfD kritisch zu hinterfragen, denn hier vermuteten wir die kritischen Geister. Diese Chance wurde vertan.

ro Abgesagte Veranstaltung weiterlesen

G20 in Neukölln

Vandalismus als politische Botschaft

Der Körnerpark, einer der schönsten Parks in Berlin, wurde einmal mehr Opfer von Vandalismus. In großen, unübersehbaren Lettern prangt auf dem Rasen der Schriftzug »G20 TO HELL«, mit Säure in das Gras geätzt.

Perle mit Makel.                                                                                                                                                                            Foto: mr

Offenbar soll die Botschaft als Protest gegen den G-20-Gipfel in Hamburg verstanden werden, bei dem am 7. und 8. Juli Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 18 Staats- und Regierungschefs zusammentrifft. Das legt zumindest ein Selbstbezichtigungsschreiben nahe, das auf der Internetseite »indymedia« veröffentlicht wurde. Darin heißt es: »Mit dem Slogan wollen wir unsere Kritik an dem bevorstehenden G20-Treffen in Hamburg zum Ausdruck bringen. Wir sagen: zur Hölle mit der Welt der G20 und ihren politischen Absichten!« G20 in Neukölln weiterlesen

Kampf gegen Müll

Müllköllns Wandel zu Schönkölln

Es ist Nacht in Neukölln. Im Mittelbuschweg fährt ein Kleinlaster vor. Fünf Männer leeren das mit Baumüll gefüllte Auto, wollen sich schnell wieder aus dem Staub machen. Womit sie nicht rechneten, war Andreas Rechholz, Einsatzleiter der »Müll-Sheriffs« von der Firma Kuhr Security.Er hielt die drei Osteuropäer und die beiden Iren auf, alarmierte die Polizei, die Täter wurden dingfest gemacht und das Auto beschlagnahmt. Ein Bußgeld von 3.000 Euro wurde erhoben, und nachdem die Geldsumme bezahlt war, bekamen die Täter das Auto zurück.

Vier für Sauberkeit.                                                                                                                                                                      Foto: fh

Neukölln hat ein Müllproblem. Mit diesem Thema beschäftigt sich die Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey seit ihrem Amtsantritt. Zunächst ging sie mit gutem Beispiel voran und schwang unter dem Motto »Schön wie wir« den Besen, nun geht es an den illegal entsorgten Sperrmüll. Am 24. Mai gab sie im Rathaus eine Pressekonferenz zu diesem Thema.
2016 wurden 4.200 Kubikmeter illegaler Müll von der BSR entsorgt. Mit dieser Müllmenge ist Neukölln Berlins Spitzenreiter. Kampf gegen Müll weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 130 – Donnerstag, 7. Juni 1917
Alle Spargelschalen sollten als Wintersuppengewürze sorgsam gesammelt werden. Nach dem Schälen flüchtig gewaschen, breitet man sie auf einem Tuche aus, das man am besten wie eine Hängematte auf die Beine eines umgedrehten Stuhles spannt. Völlig getrocknet, zerschneidet man sie mit der Schere in recht kleine Stückchen, damit sie unter das getrocknete Suppengemüse gemischt werden können. Sie verleihen jeder Suppe einen feinen diskreten Spargelgeschmack. Neuköllner Alltägliches weiterlesen