Alle Beiträge von admin

»Damit es jedes Kind packt!«

Franziska Giffey stellt das »Gute-Kita-Gesetz« vor

Franziska Giffey freute sich sichtlich. »Guten Abend, Neukölln, is dit schön, mal wieder hier zu sein!«, rief sie den zahlreich erschienen Aktiven aus dem Neuköllner Sozialbereich und der Kommunalpolitik zu. Die Familienministerin war auf Einladung des Neuköllner Bundestags­abgeordneten Fritz Felgentreu und seines Pankower Kollegen Klaus Mindrup (beide SPD) am 15. November in die Otto-Hahn-Schule gekommen, um das »Gute-Kita-Gesetz« vorzustellen, das am 1. Januar 2019 in Kraft treten soll.

Mit Herz und Engagement für die Kleinsten. v.l. Franziska Giffey, Micaela Daschek, Fritz Felgentreu,Klaus Mindrup.                                                                                                                               Foto: mr

»80 Prozent der Kinder geht es hierzulande in ihrem Wohlstandsnest gut, 20 Prozent aber nicht«, beschrieb sie die Lage. Ihr Gesetz soll die frühkindliche Betreuung verbessern, damit jedes Kind eine Vielfalt von Chancen hat. »Es geht um mehr Qualität, und es geht um weniger Gebühren.« 5,5 Milliarden Euro will der Bund dafür in den kommenden vier Jahren zur Verfügung stellen, davon sind 300 Millionen Euro für Berlin vorgesehen. »Damit es jedes Kind packt!« weiterlesen

»Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit«

Ausstellung zur Revolution vor 100 Jahren im mobilen Museum

Pünktlich zum hundertsten Jahrestag der Revolution eröffnete am 9. November das »Mobile Museum Neukölln« im Rathaus die Ausstellung »Revolution! Neukölln 1918/19«, die im Rahmen des Themenjahres »100 Jahre Revolution – Berlin 1918/19« stattfindet.

Übersichten.                                                                                                                                                            Foto: mr

Bezirksbürgermeister Martin Hikel dankte dem Leiter des Museums, Udo Gößwald, für die Hartnäckigkeit, mit der er um den Ausstellungsplatz vor dem Bürgermeisterbüro gestritten habe. »Somit bietet mir diese Ausstellung auch persönlich die Möglichkeit der täglichen Vergewisserung über die Grundlagen unserer politischen Arbeit, die in der Demokratie von Weimar gelegt wurden«, sagte er in seinem Grußwort. »Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit«, sie müsse verteidigt werden gegen die, die sie abschaffen wollen, sagte er weiter und rief dazu auf, sich in politische Prozesse einzumischen, sich zu informieren, sich zu beteiligen.
Kulturstadträtin Karin Korte machte darauf aufmerksam, das es eine bemerkenswerte Anzahl von Frauen gab, die im Kampf für demokratische Rechte eine Rolle spielten. So war die erste Frauenvertreterin der Rixdorfer SPD, Marie Juchacz, die erste Frau, die eine Rede in einem deutschen Parlament hielt. »Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit« weiterlesen

Neues aus dem Rathaus

In der BVV wird viel verquert

Überraschenderweise gab es in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 14. November wieder eine Konsensliste, so dass eine ganze Reihe von Anträgen umstandslos in die dafür zuständigen Fachausschüsse überwiesen werden konnten.
Ein Thema der folgenden mündlichen Anfragen war die Schließung des Gemeinschaftshauses »Morus 14«. Das sei »kein Beispiel für Verdrängung«, sondern die Entscheidung des Trägervereins, der dieses Konzept so nicht weiterführen wolle, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Auch wenn das Bezirks­amt die Entwicklung höchst bedauerlich finde, habe es keine Handhabe, dagegen zu intervenieren. Er äußerte sich aber vorsichtig optimistisch, dass sich die »Stadt und Land« als Eigentümerin eine »dem Gemeinwohl dienende Lösung vorstellen kann«.

Häuser stehen, QM muss gehen.                                                                                                                   Foto: mr

Weniger Positives konnte dagegen Baustadtrat Jochen Biedermann auf die Frage der SPD nach der Weiterführung des Quartiersmanagements (QM) in der Gropiusstadt berichten. Der Berliner Senat will das QM bis 2020 verstetigen, das heißt im Klartext, auslaufen lassen. Neues aus dem Rathaus weiterlesen

Neue Müller mahlen gut

Lehrlingsfreisprechung in der Britzer Mühle

Bei den Besuchern der Britzer Mühle herrschte gespannte Erwartung. Am letzten Tag der Mühlensaison 2018 wurden sie Zeugen der feierlichen Freisprechung der Müllerlehrlinge, die im September ihre Prüfungen bestanden hatten, »nach Mühlenordnung und Zunftgebrauch« wie sie im Roman »Krabat« von Ottfried Preussler beschrieben ist.

Bürgermeister überreicht die Urkunden.                                                                                                   Foto: mr

Der Meister, der an einem Tisch Platz genommen hatte, vor sich ein schwarzes Buch und eine Axt, fragte, ob die Noch-Lehrlinge zwei Bürgen hätten, die die Ausbildung bezeugen könnten. Michael Schillhaneck,Vorsitzender des Vereins »Britzer Müllerei e.V.« und einer der Bürgen, versicherte: »Die Lehrlinge haben an der Britzer Mühle zu Berlin das Müllerhandwerk erlernt und sind in allen Künsten und Handgriffen hinlänglich unterwiesen!«. Der Meister berührte sie mit der Axt an Kopf und Schulter, sprach sie von ihrem Stand als Lehrlinge frei und übergab sie den Gesellen. Neue Müller mahlen gut weiterlesen

Stadtteilzentrum für Rixdorf

Bezirksamt plant Treffpunkt für Nachbarschaftsarbeit

Treffpunkt im Kiez, Raum für Begegnungen, Nachbarschaftsangebote und selbstorganisierte Initiativen – das Bezirks­amt Neukölln plant ein Stadtteilzentrum in Rixdorf, das diesen Anforderungen gerecht werden soll.

Jugendverkehrsschule.                                                                                                                                       Foto: mr

Derzeit fördert das Quartiersmanagement (QM) noch die Nachbarschafts- und Stadtteilarbeit. Ab dem Jahr 2021 sollen die QM-Gebiete Richardplatz-Süd und Ganghoferstraße zusammengelegt werden. Danach könnte das Quartiersmanagement dort ganz wegfallen. Das Stadtteilzentrum soll die Arbeit dann weiterführen. Gerade in von Gentrifizierung betroffenen Stadtteilen, in denen auch die Gewerbemieten explodieren, steige die Nachfrage nach öffentlichen Räumen, sagt Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung.
Die Anwohner sollen bei der Planung frühzeitig eingebunden werden. Bereits im September konnten sie Vorschläge für die Gestaltung des Stadtteilzentrums machen. Am 6. November stellte das Planungsbüro AG URBAN im Saal der Brüdergemeine die vorläufigen Ergebnisse der auf dieser Basis erstellten Machbarkeitsstudie vor. Stadtteilzentrum für Rixdorf weiterlesen

Frische überparteiliche Bewegung

»#aufstehen« hat eine Basisgruppe in Neukölln

»Liebe Aufständische«, so begrüßen sich die Menschen, die sich jeden zweiten Montag im Monat im Plenum der Neuköllner Basisgruppe der bundesweiten linken Sammelbewegung »#aufstehen« treffen, deren Kernanliegen Frieden und soziale Gerechtkeit sind.


In diesem Sinne soll ein Politikwandel herbei geführt werden. Es nehmen in der Regel 35 bis 50 Menschen teil, allerdings nicht immer dieselben. Jüngere »Aufständische« treten neu ein in die Politik, viele stehen bereits auf der Bühne, politisch wie gewerkschaftlich und in sozialen Bewegungen. Auf Basisdemokratie wird großer Wert gelegt.

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Der Tausendste

Kreuzberger Bügel für Neukölln

Bürgermeister Hikel setzt den 1000sten Kreuzberger Bügel.                                                                  Foto: fh

Zum fahrradfreundlichen Neukölln gehört neben dem Umbau von Straßen und der Einrichtung von Fahrradstraßen auch die Installation von Fahrradbügeln, an denen Fahrräder sicher abgestellt werden können. Allein in diesem Jahr wurden in ganz Neukölln bereits knapp 1.000 Fahrradbügel an Straßen eingerichtet.
Den 1000. Fahrradbügel hat Bezirksbürgermeister Martin Hikel am 7. November an der Jonasstraße 17 persönlich eingebaut.

pm

Der Mann auf der Straße

Helfen nicht so leicht gemacht

Da stand er einfach. In leicht gebeugter Haltung starrte ein Mann auf den Boden und bewegte sich nicht. In der Weichselstraße neben einem Ladengeschäft. Nach drei Stunden verharrte er noch immer in dieser Haltung.
Die Mitarbeiter aus dem Geschäft waren besorgt: »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« Der Mann gab zu Verstehen, dass er keine Hilfe benötige. Nun setzte er sich doch auf einen Treppenabsatz.
Es war kalt an diesem Tag. Der Mann trug offene Schuhe und zerlöcherte Socken. Die Mitarbeiter des Ladens liefen los und kauften ihm warme Socken. Zunächst wollte er sie nicht haben, steckte sie dann aber nach langem Überreden ein.

Hoffentlich nicht für immer.                                                                                                                              Foto: fh

Inzwischen hatten die Geschäftsleute aus der gesamten Weichselstraße die bedauernswerte Person entdeckt. Die einen brachten Essen, die anderen heißen Kaffee und Tee. Das nahm er dankbar an.
Unterdessen entspann sich eine Diskussion darüber, was zu tun sei. Die Feuerwehr wurde angerufen. Offenbar war der Mann krank und bedurfte der Hilfe. Die Feuerwehr kam und prüfte die Situation: »Er liegt nicht auf dem Boden, es besteht für uns kein Handlungsbedarf«, so die lakonische Beurteilung, und fuhr wieder weg. Der Mann auf der Straße weiterlesen

Spendenaufruf!

Für ein Dach überm Kopf, eine Dusche und eine warme Mahlzeit

Wer den ganzen Tag auf kalten Straßen unterwegs ist, braucht in der Nacht ein Dach über dem Kopf, eine heiße Dusche und eine warme Mahlzeit: Auch in diesem Winter stellt die Kältehilfestation der KUBUS gGmbH täglich von 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr morgens 25 Übernachtungsplätze für männliche Obdachlose zur Verfügung.
Doch die finanzielle Ausstattung der Unterkunft kann den gro­ßen Bedarf für die Versorgung der Gäste der Notunterkunft nicht decken. Deshalb rufen der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu und die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses Derya Çağlar, . Nicola Böcker-Giannini und Joschka Langenbrinck auf:
»Unterstützen Sie die Neuköllner Kältehilfestation mit Sachspenden«!
Folgende Dinge werden dringend gebraucht: Spendenaufruf! weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 286 – Donnerstag, 5. Dezember 1918
Oeffentliche Meinung. Eine Bitte an Eltern und Lehrer. Der Fahnen= und Girlandenschmuck zu Ehren unserer heimkehrenden Krieger wird vielfach von der Jugend in rücksichtsloser Weise geplündert und beschädigt. Schule und Haus sollten der Jugend dies strengstens verbieten und sie auf die Bedeutung des Schmuckes hinweisen. Sch.,Weserstraße

Nr. 294 – Sonnabend, 14. Dezember 1918
Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit. Das Reichsamt für Demobilisation hat eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, von denen eine Abnahme der großstädtischen Arbeitslosigkeit erwartet werden kann. Unter anderem wird die notwendige Herausziehung der Arbeiterinnen aus den Fabriken betrieben, damit an ihre Stelle die arbeitslosen männlichen Personen treten können. Die Arbeiterinnen sollen auf dem Lande und in den Kleinstädten untergebracht werden, ein Programm, dessen Durchführung großzügig in die Wege geleitet worden ist. Auch sonst sind Maßnahmen eingeleitet, um die Verteilung der in den Großstädten zusammengeballten Massen von Arbeitslosen aufs Land herbeizuführen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Rinderherz und Wein? Aber natürlich!

Savoir boire et manger in der Flughafenstraße

Naturwein hat Konjunktur in Neukölln. Neben dem »Jaja« in der Weser- und dem »Motif Wein« in der Weser- nun dank Pierre Lejeune auch in der Flughafenstraße. Der aus Marseille stammende Koch importiert nicht nur Weine für die hiesige Gastronomie, seit Juli hat er auch selber eine: das »La Malo«. Der Wein- und Foodliebhaber machte vor zehn Jahren seinen Abschluss an der »Culinary School of Ferrandi« in Paris und wurde direkt Chefkoch eines vegetarischen Pariser Restaurants. 2011 kam er nach Berlin und widmete sich in den Kreuzberger »Prinzessinengärten« der gesunden saisonalen Naturküche.

VENI, vidi: vin.                                                                                                                                                       Foto: hlb

Sein »La Malo« ist Café, Restaurant und Weingeschäft in einem. Lejeune versteht das helle, karg, aber mit Holzmöbeln und Pflanzen freundlich eingerichtete Lokal als »Néo-Bistrot«-– weltläufig, innovativ und durch gutes Essen und Trinken überzeugend. Rinderherz und Wein? Aber natürlich! weiterlesen

Chapeau, Jurassica Parka

Hauptberuflich Frau

Jurassica Parka.                                                       Foto: M.Olszinksi

Mario Olszinski wurde 1979 in Neukölln geboren und ist dort auch aufgewachsen. Er studierte Kommunikationsdesign und war in Werbeagenturen als »Art Director« erfolgreich. Ab 2003 trat er nebenberuflich so lange als Travestiekünstler auf, bis er merkte, dass ein Bürojob unter der Woche und die Bühnenarbeit am Wochenende nicht befriedigend zu stemmen waren. Deshalb tauschte er 2008 mutig den »ordentlichen Beruf« gegen seine Berufung Travestie ein.
Seitdem ist Mario Olszinski hauptberuflich: Frau. Das ist seine erfüllte, gelebte und inzwischen auch einträgliche Leidenschaft. Seine gegengeschlechtliche Kunstfigur heißt Jurassica Parka, eine Verballhornung aus Jurassic Park und Sarah Jessica Parker, deren beider Fan er ist. Chapeau, Jurassica Parka weiterlesen

Unstable Fakers of Change in Self

Die inspirierende Kraft von 20 Cent

Auf den ersten Blick: Im Maschinenraum M0 auf dem Kindl Gelände sieht es aus, als wenn morgen wieder der Bautrupp kommt. Gerüste stehen im Raum verteilt, dazu stoßen Videos mechanische Klänge aus, in der Endlosschleife steckend. Auf den zweiten Blick zeigen sich in dieser konstruktiven Eckigkeit Feinheiten, eine elegante Akribie ist zu entdecken.

Stabile Unstabilität.Foto: pr

Die Skulpturistin und Videokünstlerin Sofia Hultén hat in der großen Halle M0 neun Installationen aufgestellt, die auf Gerüsten ruhen. Ausgangspunkt ist eine italienische 20-Cent-Münze, auf der Umberto Boccionis 1913 entstandene Bronzeplastik »Unique Forms of Continuity in Space« zu sehen ist. Dieses futuristische Werk wollte die Bewegung eines Körpers und dessen Dynamik im Raum sichtbar machen. Sofia Hultén hat die Anfangsbuchstaben U-F-o-C- i-S genommen und ihrer Installation den Titel »Unstable Fakers of Change in Self« gegeben. Auf den Grundgerüsten finden sich Gegenstände zunächst alltäglicher Art: Baunetz, Rundschlinge, Blecheimer, Holzplatte, Kabelbinder, Plastilinkugel und italienische 20-Cent-Münzen. Die Spuren, die die Künstlerin dabei hinzufügt, lassen sich durch Videosequenzen nachvollziehen. Unstable Fakers of Change in Self weiterlesen

Ötzi auf der Durchreise in Britz

Der Mann aus dem Eis ist da

Ötzi in voller Montur.                                                                                                                                          Foto: mr

Es war eine archäologische Sensation, als 1991 Wanderer in den Ötztaler Alpen die mumifizierte Leiche eines Mannes fanden, der vor rund 5.300 Jahren gelebt hatte. Einen so gut erhaltenen Menschenkörper aus der Jungsteinzeit hatte die Welt noch nicht gesehen.
Unter dem Titel »Ötzi – Der Mann aus dem Eis« präsentiert Schloss Britz bis zum 17. Februar 2019 die Wanderausstellung des Neanderthal Museums und des Magazins GEO, die über die letzten Stunden der legendären Gletscherleiche erzählt, die unter ihrem Spitznamen Ötzi weltberühmt wurde. Wer war Ötzi? Wie lebte er, warum begab er sich auf den gefährlichen Weg in die Berge, und warum musste er inmitten von Schnee und Eis sterben?
Viele Indizien sprechen für einen prähistorischen Kriminalfall. »Ein Pfeilschuss von hinten durchstieß das linke Schulterblatt und drang bis kurz vor die Lunge vor: »Ein Blattschuss«, beschrieb Carina Bammesberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Neanderthal Museums, den Tathergang bei der Ausstellungseröffnung am 19. November. »Mit Ötzi tritt ein Einzelschicksal aus dem Dunkel der Geschichte. Ein Mensch, über dessen Leben und dramatisches Sterben wir immer mehr Details erforschen und erfahren und der uns somit nahe wird«, sagte sie. Ötzi auf der Durchreise in Britz weiterlesen

Schlagzeug und Fagott treffen Bücher

Ein spannendes Konzert fand am Donnerstag, den 29. November in der »Helene-Nathan-Bibliothek« statt. Die Kombination Fagott-Schlagzeug ist äußerst selten.

Heiko Löchel und Philippe Carnoy.                                                                                 Foto: Kathrin Schrader

Zudem kommen beide Musiker aus ganz unterschiedlichen musikalischen Bereichen, der Fagottist Heiko Löchel aus der zeitgenössischen Musik, der Schlagzeuger Philippe Carnoy vom Jazz. Die Improvisationsmusik bietet ihnen die Möglichkeit, ihre verschiedenen musikalischen Wurzeln miteinander in Einklang zu bringen und zu verschmelzen.
Heiko Löchel erklärte dem Publikum in kurzen Redebeiträgen zwischen den Stücken das Wesen der Improvisationsmusik. Teils bilden musikalische Skizzen die Grundlage, teils werden Geschichten vertont. Manchmal wird aber auch ohne Vorgaben völlig frei gespielt.
Als Gast war der Pianist und Komponist Detlof Drees geladen. Dessen Solostück wurde von Löchel gekonnt interpretiert und im zweiten Teil vom Pianisten und Komponisten Drees am Klavier begleitet.
Die nachfolgende Improvisation von Drees, Löchel und Carnoy bildete einen gelungenen Abschluss eines ungewöhnlichen Konzert­abends.

pschl

Alabaster, Papier und ein Schwarm

Künstlerportrait über Line Claudius

Als Kind besuchte Line Claudius eine Malerin in ihrem Atelier, sie war fasziniert und sagte sich, das mache ich, wenn ich alt bin. Malerin ist sie nicht geworden, Künstlerin aber doch. Sie wuchs in Hamburg auf und lebt seit mehr als dreißig Jahren in Berlin. Anfangs stand sie Modell bei Bildhauer- und Aktzeichenkursen, bis sie selbst ihre Liebe zu den Steinen und zum Zeichnen entdeckte. Sie arbeitet vor allem mit Marmor und Alabaster.

Alabasterkörper.                                                                                                          Foto: pr

Ihre feinsinnigen, schmiegsamen Skulpturen aus Alabaster haben eine lichtdurchscheinende Leichtigkeit. Für Claudius trägt das Material zugleich Stabilität, Weichheit und Dehnbarkeit inne. Sie sucht sich einen Stein aus, hat eine schlummernde Idee, schleicht manchmal wochenlang um ihn herum und fängt dann an, ihn zu bearbeiten, steigt in den Stein ein, und er gibt zurück. Steine zu hauen: »Das Schönste ever, es gibt fast nichts Schöneres«, erzählt sie. Alabaster, Papier und ein Schwarm weiterlesen

Intime Klänge im Dezember

Von Melbourne nach Berlin in der Salonmusik

Die Musikerin Anna Morley wurde im australischen Melbourne geboren und wuchs in Ballarat auf, 120 km entfernt von Melbourne. Bereits in der Grundschule hatte sie großes Interesse an Musik. Zuerst lernte sie Geige, dann Vibraphon und Perkussion. Nach ihrem High School Abschluß begann sie ein Studium der Orchesterperkussion am »Melbourne Conservatorium of Music«. Am »Victorian College of Arts« machte sie dann ihren Bachelorabschluss. Es hielt sie aber nicht in Australien. Sie zog nach Barcelona, wo sie sieben Jahre lang lebte und, inspiriert durch das mediterrane Flair der Stadt, ihre erste EP »Character« und ihr erstes Album »Red Balance« herausbrachte. Die nächste Station war Berlin, wo sie noch heute lebt. Dort veröffentlichte sie mehrere Alben und gab Konzerte in Klubs und auf diversen Bühnen. Bei ihren Auftritten spielt sie zusätzlich zum Vibraphon auch Keyboard, singt und setzt in ihren außergewöhnlichen Kompositionen auch elektronische Beats und Samples ein. Am 2. Dezember war sie mit dem Cellisten Nikolaus Herdieckerhoff zu hören. Dieses Duo mit dem programmatischen Namen »Reise« entführte das Publikum auf eine faszinierende sphärische Schall-Reise.

Nos Envolées.                                                                                                                             Foto: Benjamin Riehm

Ganz anders verlief das Leben des Saarländers Benjamin Riehm. Nachdem er mehrere Jahre als Jugend- und Heimerzieher gearbeitet hatte, wandte er sich 2005 von seinem ursprünglichen Beruf ab, um sich auf seine Leidenschaften Musik und Film zu konzentrieren. Intime Klänge im Dezember weiterlesen

Junge Autoren ringen um Preise und Verlage

Wichtigster Jungautorenpreis wurde im Heimathafen vergeben

Der »open mike« ist unbestritten der wichtigste Preis für junge Literatur.
Zwischen Händeschütteln und Visitenkarten, Lesungen wie Staffelläufen und ein wenig gegenseitigem Schulterklopfen dann vor allem: Ein Wettbewerb. Hier lesen, so der Gedanke, Deutschlands Literaten von morgen. Und vier davon tragen heute schon einen Preis in der Tasche.
Seit 2012 in Neukölln zu Gast, ist die Veranstaltung als Start in den Betrieb gedacht: Eine kleine Zahl an Lektoren wählt 20 Finalisten aus, deren Texte in einer Anthologie erscheinen und gelesen werden – nach den Lesungen ermittelt eine Jury aus drei prominenten Autoren drei Schreibende, die den jeweils auf 7.500 Euro dotierten Preis erhalten und zusätzlich den taz-Publikumspreis gewinnen können. Junge Autoren ringen um Preise und Verlage weiterlesen

Weihnachten in der Kirchgasse

Keramik, Kartoffelpuffer und Kugeln

Im letzten Jahr fand zum ersten Mal der Weihnachtsmarkt im Böhmischen Dorf unter dem Dach der »Herrnhuter Brüdergemeine« um die Kirchgasse statt. Die Erweiterung des wohlbekannten Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarktes auf dem Richardplatz war ein Erfolg. In diesem Jahr kommen einige Stände dazu. Die Kiezfüchse, Kinder der Richardschule, stellen ihr Projekt »Kiez entdecken« vor, die Kita der »Brüdergemeine« wird mit einem Stand dabei sein, die Bürgerplattform macht ihre legendären Kartoffelpuffer und bringt dieses Jahr genug Kartoffeln mit, Kunst- und Designstudenten haben für den morgendlichen Kaffee oder Tee besonders schöne Keramik dabei. Der »Förderkreis Böhmisches Dorf« bietet seinen selbstgemachten heißen weißen Glühwein und in diesem Jahr Bratwürste von »Meine Kleine Farm« von freilaufenden glücklichen Schweinen aus Brandenburg. Zur Freude der Veranstalter kommt die Partnergemeinde aus Tschechien und bringt traditionelle Weihnachtskugeln aus der Heimat mit. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.

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Der Böhmische Weihnachtsmarkt findet gleichzeitig mit dem Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt statt.

Dicke Weihnachtslinda

Regional, hochwertig und kommunikativ

Wenn der Glühweinduft bis in die Silbersteinstraße zieht und den Feinstaub verdrängt, kann es dafür nur einen Grund geben: Auf dem Kranoldplatz ist Weihnachtsmarkt. Am 15. Dezember ist es wieder so weit. Neben den treuen Händlern, die jede Woche am Sonnabend ihre Kunden mit hochwertigen, hauptsächlich regionalen Produkten wie Gemüse, Fisch, Wein, Blumen, Käse und Brot verwöhnen, wird es diesmal auch weitere Stände geben.

Vielseitige Käseglocken.                                                                                               Foto: Elisabeth Hammann

Viele Raritäten werden zu bestaunen sein. Scharfe Messer, unabdingbar für das Tranchieren der Weihnachtsgans, werden angeboten, faire Mode und Schmuck inspirieren den Geschenkeeinkauf, Felle zum Wärmen aus einer Brandenburger Gerberei bieten einen kuscheligen Schutz vor Kälte, und Bilderrahmen aus alten Dielen werten Lieblingsbilder auf. Rund um das Häkeln und Stricken gibt es Weihnachtliches und Wärmendes zu kaufen. Erstmalig werden am Käsestand handgefertigte Käseglocken angeboten. Der Ton wurde in Brandenburg gestochen und in Berlin zu wunderschönen Käse­glocken gefertigt. Dicke Weihnachtslinda weiterlesen

Nervenkekse á la von Bingen

Gesundes aus dem Bauchladen

Normalerweise wird von einem Ritual gesprochen, wenn eine Handlung regelmäßig wiederholt wird. Das Ritual entwickelt sich dann nach vielen, vielen Jahren zur Tradition. Nicht so in Neukölln: Hier bezeichnet Anna Muni ihre Keksbackaktion, die das dritte Mal stattfindet, als Tradition. Recht hat sie bei der Schnelllebigkeit des Bezirks.


Anna Muni bietet in der Mareschstraße 16 über das Jahr Wellness an. Im Dezember jedoch packt sie die Backwut. Erstmalig wurde in der »Königlichen Backstube« in der Zwiestädter Straße der schwere Heilteig gerührt. Die Plätzchen bestehen aus den besten Zutaten nach einem Rezept von Hildegard von Bingen. Dinkelmehl und Neuköllner Honig vom Imker Schroeter-Janßen sind die wichtigsten Zutaten. Die Zugabe von Gewürzen wie Nelken, Muskat und Piment geben den Keksen die Wirkung, das Herz zu stärken und die Nerven zu beruhigen. Nervenkekse á la von Bingen weiterlesen

Skater gefordert

Alte Bretter für die Lebenshilfe

Kiez und Kneipe und die Lebenshilfe kooperieren diesen Winter für ein Projekt, in welchem die Klienten der Lebenshilfe in ihrer Werkstatt aus alten Skateboards schöne Möbel und Schmuck herstellen werden. Hierzu starten wir jetzt den Aufruf an alle Neuköllner Skateboarder: Spendet eure alten Bretter!

retterspende.                                                                                                                                                          Foto: me

In Zusammenarbeit mit dem Schreiner David Lichtenauer, der Vorlagen für den Bau der Möbel erstellt, soll dem abgenutzten Holz neues Leben eingehaucht werden. Wir von der Kiez und Kneipe sammeln dafür ab jetzt alte Decks, um diese der Lebenshilfe zur Verarbeitung bereitzustellen. Eine Win-Win Situation, denn so können Skateboarder ihre Abstellkammern und Keller entrümpeln, und außerdem macht es den Klienten der Lebenshilfe eine riesige Freude, mit einem so interessanten Material zu arbeiten.
Für Interessenten gilt: Spendet so viele gebrauchte Decks wie ihr wollt. Wir freuen uns über jede Gabe, die wir an die Lebenshilfe weiterleiten können. Unsere Spendenaktion läuft ab sofort, bis zum 20. Januar 2019. Ihr könnt eure alten Bretter immer mittwochs zwischen 12:00 und 18:00 Uhr in der Redaktion der Kiez und Kneipe abgeben, Adresse siehe Impressum. Bei Spenden außerhalb dieses Zeitraums und für weitere Informationen, wendet euch bitte per E-Mail direkt an mich, Matthias Ehrhardt, unter matoehrhardt@gmail.com.
Wichtig: Bitte nur Decks, keine Achsen. Keine gebrochenen Bretter, Boards mit Brüchen einzelner Holzschichten nehmen wir gern.Wir freuen uns auf eure Spenden.

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Aus der Schweiz in die weite Käsewelt

Würziger Schmelz aus dem Appenzellerland

In der kräuterarmen Winterzeit kosten die Käsefreunde der Kiez und Kneipe nach einer österreichischen diesen Monat eine Schweizer Käsesensation. Vor gut 30 Jahren begann Walter Räss in der elterlichen Käserei im sankt-gallischen Tufertschwil zu arbeiten, wo schon seit 1896 Appenzeller hergestellt wurde. 1992 übernahm Walter Räss mit seiner Frau die Käserei und, leicht gelangweilt vom ewigen Appenzellern, wollte er eine unverwechselbare Eigenkreation, einen einmaligen Natur-Hartkäse entwickeln.

HOCKT gern lang im Chäller.                                                                                                                           Foto: pr

Er experimentierte, brachte all das Familienwissen um natürliche Labenzyme für die Milchgerinnung und Milchsäurebakterien-Starterkulturen nach ursprünglicher Art für die traditionelle Reifung, um Timing und Mengen ein und erfand: Den »Chällerhocker«. Erst produzierte er ihn nur an einem Tag pro Monat, heute fast ausschließlich. Er investierte und erweiterte und fertigt nun 60 Laibe am Tag, über 100 Tonnen pro Jahr. Weit über die Hälfte gehen dank der Liberalisierung des Käsemarkts ins Ausland, vor allem in die USA. Walter Räss nimmt, schick in Tracht, auch gern an internationalen Messen teil und kommt bei den Amis einfach gut an. Aus der Schweiz in die weite Käsewelt weiterlesen

Erster Advent – Derby verpennt?

Tasmania und Rudow traten in der Berlin-Liga zum Bezirksduell an

Der – aus Neuköllner Sicht – absolute Höhepunkt der Berlin-Liga 2018/19, er sollte erst am 16. Spieltag über die Bühne gehen. Denn gewissermaßen als diese Ausgabe von Kiez und Kneipe ihren letzten Schliff verpasst bekam, trafen am ersten Advent die beiden Bezirksvertreter in dieser Spielklasse zum »Neukölln-Derby« aufeinander. Diesmal war es der »SV Tasmania«, der im heimischen »Werner-Seelenbinder-Sportpark« an der Oderstraße den »TSV Rudow« empfing. Dort hatten die Gäste – wenn man den Statistiken glauben darf – nur einmal in diesem Jahrtausend gewinnen können.

Warten auf den Ball.Foto:                                                                                                                      Hagen Nicklé

Das geschah im Mai 2013. Doch nicht nur deshalb gingen die Rudower als Außenseiter in dieses Derby – bis zu besagtem 16. Spieltag lag Tasmania nämlich auf Platz drei mit 30 Punkten vor dem TSV (24) in der Tabelle. Dazu hatten die Gastgeber seit dem 22. August nicht mehr in der Liga verloren, während die Rudower erst am 11. November das letzte Mal mit leeren Händen da standen. Aber wie das mit Statistiken nun mal auch so ist: »Tas« hatte man vor der Saison auch auf den vorderen Rängen erwartet, eher war da vor dem Derby schon der 6. Tabellenplatz des TSV als positive Überraschung zu werten. Erster Advent – Derby verpennt? weiterlesen

Basteln mit Rolf

Papierrollenkernstern

Sterne sind in der Weihnachtszeit ein äußerst beliebtes Dekorationselement. Sie lassen sich auch aus einer leeren Toilettenpapier- oder Haushaltspapierrolle, die sonst im Abfall landen würde, einfach selber basteln. Benötigt wird eine der beiden Rollenarten, eine Schere, ein Lineal, ein Bleistift, ein paar Büroklammern, Bastelkleber, eine Schnur oder Kordel und, wie immer hier, natürlich Lust zum Pfriemeln.
Eine Toilettenrolle ist 9,5 cm hoch. Die wird flach zusammen gedrückt, je 1 cm breite Markierungen quer zur Öffnung angezeichnet und dann werden mit der Schere acht 1 cm hohe Ringe abgeschnitten.
Die Spannung der Pappe reicht aus, dass sich die Ringe danach wieder etwas ellipsoid öffnen. In eine gleichmäßige Form gebracht werden danach alle Segmente, wie auf dem Bild drapiert und an den mittleren Kontaktstellen miteinander verklebt. Bis zum Aushärten kann alles zusätzlich mit den Büroklammern fixiert werden. Schnur dran, und schon ist ein Stern fertig.
Es steht nun jedem frei, seinen Stern nach seinem Gusto zu dekorieren, zu bemalen oder mit Transparentpapier zum Fensterbild zu machen. Wir von Kiez und Kneipe wünschen all unseren Lesern ein frohes Fest und einen guten Rutsch.

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Petras Tagebuch

Chaos in der Karl-Marx-Straße

Ich war immer voll des Lobes über die Bauarbei­ten in der Karl-Marx-Straße. Der einspurige Verkehr stadteinwärts hat eine Verlangsamung hervorgerufen, die Auto- und Fahrradfahrer zu gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern macht. Zumindest dann, wenn die Fahrradspur nicht zugeparkt ist.
Die Baustelle zog im Herbst weiter bis zur Werbellinstraße. Das ging verkehrstechnisch noch ganz gut. Stadt­auswärts mussten die Radler ein kleines Stück über den Bürgersteig schieben und konnten ab der Briesestraße wieder auf das Rad klettern und auf dem Fahrradstreifen weiter fahren. Die Autos wurden über die Rollbergstraße, die Morus- und Briesestraße wieder auf die Karl-Marx-Straße geführt. Petras Tagebuch weiterlesen

100 Schafe zu Besuch

Schafe mähen mähend das Feld.                                                                                                                   Foto: mr

Anschauungsunterricht auf demTempelhofer Feld

Schafe auf dem Tempelhofer Feld, das ist noch gar nicht so lange her. Bis 1992 grasten sie auf der großen Freifläche unbeirrt vom Lärm der Flugzeuge und hielten das Gras kurz.
Im Oktober waren sie wieder da. Allerdings nur zu Besuch. Auf Einladung des »Allmende Kontor« wanderte der Brandenburger Schäfermeister Knut Kucznik mit einer Herde von rund 100 Schwarzkopfschafen und zwei Hütehunden eine Woche lang über das Feld.
Gut gelaunt und mit Engelsgeduld erzählte er den vielen neugierigen Besuchern, die die Herde umringten, von seiner Arbeit, davon, wie die Tiere in der Natur leben und wie wichtig sie für den Naturschutz sind. Manch ein Kind hatte noch nie ein Schaf aus der Nähe gesehen. Gelegentlich musste er auch den einen oder anderen Besucher, der all zu forsch auf die Schafe zuging, zurückpfeifen, aber die Situation blieb immer entspannt. »Offenbar haben die Leute all ihre Aggressionen am Eingang zurückgelassen«, freute er sich. 100 Schafe zu Besuch weiterlesen

Mehr Licht!

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die das Sicherheitsgefühl deutlich verbessern. Gerade jetzt, mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit, wünschen sich die Neuköllner funktionierende Laternen.
Da geht es nicht nur um subjektive Sicherheit, sondern auch um reale. In der Dunkelheit stolpert es sich leicht über Müllsäcke oder andere herumliegende Dinge.Viel Geld kann es auch nicht kosten, Glühlampen auszuwechseln, und der Arbeitsaufwand hält sich auch in Grenzen.
Deshalb ist es nicht übertrieben, vom Bezirksamt zu fordern, dass an dieser Stelle etwas passieren muss.Denn wenn sich die Neuköllner nur noch bei Vollmond und klarem Wetter am Abend in Parks und Straßen sicher aufhalten können, ist das eine Rolle rückwärts in das Zeitalter vor Einführung der Glühbirne.

Petra Roß

Maßnahmen gegen die Clan-Kriminalität

Für Null-Toleranz-Politik und Bildung

Neukölln gilt seit längerem als Hochburg krimineller Clans. Spätestens seit dem Mord an dem als »Berlins bekanntester Intensivtäter« zu trauriger Berühmtheit gelangten Nidal R. am Tempelhofer Feld beschäftigt das Thema die Öffentlichkeit. Die Diskussionsveranstaltung zur Clankriminalität in Neukölln, zu der die Neuköllner SPD am 9. Oktober in die Mensa des »Campus Efeuweg« eingeladen hatte, erfreute sich daher auch regen Zuspruchs.

Von links: Thomas Spaniel, Tom Schreiber, Ralph Ghadban, Mirjam Blumenthal, Astrid-Sabine Busse, Martin Hikel.                                                                                                                                             Foto:mr

Es gebe in Neukölln acht arabische Clans mit mehreren hundert Mitgliedern, die für zahlreiche Straftaten verantwortlich gemacht werden, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel in seiner Einführungsrede. Er plädiert für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber diesen Familien. Schwerpunkteinsätze, an denen alle Institutionen der Strafverfolgung betei­ligt sind, gehören ebenso dazu wie die Arbeit der Staatsanwaltschaft vor Ort. Diesen Familien müsse klar gemacht werden, dass die Regeln des Zusammenlebens nicht verhandelbar seien. Kriminalität dürfe sich nicht lohnen, statt dessen müsse der legale Weg attraktiv gemacht werden. Vor allem sei Bildung der Schlüssel, um Kindern ein Leben abseits der Kriminalität zu ermöglichen. Maßnahmen gegen die Clan-Kriminalität weiterlesen

Im Rathaus wird aufgeholt

Mehrweggeschirr, geschlossene Brücke & faire Kekse

Weil die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nach wie vor einen Berg unbearbeiteter Drucksachen vor sich her schiebt, wurde im Oktober wieder zusätzlich zur regulären Sitzung eine Sondersitzung angesetzt.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel nahm das zum Anlass, den Bezirksverordneten ins Gewissen zu reden. Die BVV müsse wieder dahin kommen, Grundsatzfragen und tagesaktuelle Fragen im Plenum zu diskutieren, Fachfragen aber in den Ausschüssen zu behandeln und zu beschließen. Dieses Verfahren wurde in letzter Zeit behindert, da besonders die fraktionslosen BVV-Mitglieder wiederholt die Konsensliste ablehnten. Weil deshalb jeder Linksabbiegepfeil im Plenum diskutiert werden müsse, führe das zu massiver Verzögerung der Arbeit. So werde aktuell noch über Themen aus dem Januar diskutiert. Die hinterfragten Prozesse seien teilweise längst umgesetzt worden, die BVV verzichte damit auf ihre Aufgabe, das Bezirksamt zu kontrollieren. Im Rathaus wird aufgeholt weiterlesen

Der letzte Tag vom Syndikat?

Kneipe hat die Kündigung auf dem Tisch

Muss das Kiezkneipenkollektiv ihre Begegnungsstätte »Syndikat« schließen? Es sieht ganz danach aus. Nach fast 33 Jahren hat der in der Nachbarschaft tief verwurzelte Treffpunkt die Kündigung erhalten; zum Jahresende soll Schluss sein.
Das »Syndikat« soll wohl genau so wie auch viele andere Cafés, Kneipen und Läden verschwinden, weil diese im Kiez gewünschten und benötigten Orte nicht die Gewinn- und Renditeerwartungen der (neuen) Hauseigentümer – meist anonyme GmbHs, Holdings und andere Immobiliengruppen, teils aus dem Ausland und besonders hier aus Steuerparadiesen –erfüllen.
Kann die Kündigung noch abgewendet werden? Das Kollektiv unternimmt jedenfalls Einiges, um dieses Ziel zu erreichen. Der letzte Tag vom Syndikat? weiterlesen

Für ein besseres Sicherheitsgefühl

Nicola Böcker-Giannini diskutiert mit Bürgern und Experten

Wie sicher fühlen sich die Neuköllner in ihrem Kiez? Darüber wollte die SPD-Abgeordnete Nicola Böcker-Giannini am 12. Oktober in der »Villa Neukölln« mit Bürgern diskutieren. Neben Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der Extremismusexpertin Claudia Dantschke und Thomas Böttcher, Chef der Polizeiwache in der Rollbergstraße, hatte sie auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) eingeladen.

Sicher in der Villa Neukölln.                                                                                                                             Foto: mr

Zwischen den Gästen und dem Publikum im Saal entwickelte sich im Laufe des Abends eine sehr lebhafte, teils recht kontroverse Diskussion um fast alle Themen, die das Leben der Menschen in Nord-Neukölln betreffen. Religion, Videoüberwachung, die Akzeptanz von Staat und Gesellschaft, und selbst das Verhalten von Hochzeitsgesellschaften kamen dabei zur Sprache.
»Sicherheit ist ein subjektives Gefühl«, sagte Martin Hikel. Letztendlich gehe es darum, wie wohl sich die Menschen in ihrem Lebensumfeld fühlen. Auch ein verwahrloster Raum sorge für ein Gefühl des Unwohlseins und gehöre deshalb zum Thema Sicherheit. Die Aktion »Schön wie Wir« sensibilisiere für den Kiez und bringe Menschen zusammen. Auch Straßenbeleuchtung gehöre dazu, kam eine Anmerkung aus dem Publikum. Es gebe viele Straßen, die nur mangelhaft beleuchtet seien, das löse Angst aus. Für ein besseres Sicherheitsgefühl weiterlesen

Umgehen des Milieuschutzes leicht gemacht

Sukzessiver Verkauf im Schillerkiez

Das Haus in der Schillerpromenade Ecke Allerstraße ist seit Generationen im Besitz einer Familie, die uns Mietern gegenüber stets tolerant, sozial verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll handelte. Jeder hatte den Eindruck, hier kommt Menschlichkeit vor Profit. Wie selten dies in heutigen Zeiten ist, weiß jeder. Doch seit einiger Zeit machen sich die Hausbewohner Sorgen.

Schillerpromenade 14.                                                                                                                                        Foto: fh

Zunächst machten sich Gerüchte breit, das Haus würde zwar nicht in Gänze, jedoch teilweise, an einen Investor oder eine Investorengruppe verkauft. Zudem übernahm eine neue Hausverwaltung die Geschicke des Hauses, deren erste Aktion es war, die Mieten im gesetzlich zwar legalen aber dennoch maximalen Umfang »anzupassen«.
Schließlich wurden wir vom Bezirksamt Neukölln in einer Versammlung darüber informiert, dass das Haus zum Teil – unter 50 Prozent – verkauft werden solle. Umgehen des Milieuschutzes leicht gemacht weiterlesen

Bald können die Bagger anrücken

Wettbewerb für die Neubauten auf dem Jerusalemfriedhof ist entschieden

Auf dem Friedhof Jerusalem V, dort, wo momentan noch der Zauberkönig sein magisches Zauberzubehör verkauft, plant die Schöpflin Stiftung aus Lörrach zwei Neubauprojekte. Zunächst entsteht dort ein Gebäude für die »Spore Initiative«.

iegerentwurf der »aff-architekten«.                                                                                                              Foto: mr

Dieser neue Schwerpunkt der Stiftung will Kunst und Nachdenken über ökologische Zukunftsfragen zusammenbringen. »Die Initiative soll ein Kreativraum mit starker Kiezanbindung werden. Künstler, Autoren, Aktivisten und Pädagogen, die sich für zeitgenössische Schaffensprozesse, aber auch für umwelt- und nachhaltigkeitsbezogene Themen interessieren, sollen an der Entwicklung eines nachhaltigen und empathischen Zusammenlebens in Neukölln arbeiten.«, heißt es von Seiten der Stiftung. Bald können die Bagger anrücken weiterlesen

Vorfahrt für Zweiräder

Weigandufer und Donaustraße

Der Umbau zum fahrradfreundlichen Neukölln kommt voran.
Am Weigandufer beginnen die Arbeiten zur Markierung und Beschilderung als Fahrradstraße. Eingebunden werden dabei auch der Weichselplatz sowie ein Teil der Pflügerstraße. Im Bereich zwischen Pannierstraße und Treptower Straße haben Radfahrer künftig überwiegend Vorfahrt und können nebeneinander fahren. Autofahrer müssen ihre Geschwindigkeit den Radfahrern anpassen.
Für Bezirksbürgermeister Martin Hikel ist die Fahrradstraße ein Mehrgewinn für den Norden des Bezirks: »Die neue Fahrradstraße ist eine Win-Win-Situation für Nord-Neukölln: Radfahren wird sicherer und dadurch attraktiver für viele Bürgerinnen und Bürger – und das ohne große Einschnitte für den Autoverkehr. Die Fahrradstraße Weigand­ufer ist ein wichtiger Schritt für mehr Lebensqualität im Bezirk und hat hoffentlich Signalwirkung für die ganze Stadt.« Vorfahrt für Zweiräder weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 266 – Sonntag, 10. November 1918
Eine Extraausgabe des »Vorwärts« meldet: Generalstreik! Der Arbeiter= und Soldatenrat von Berlin hat den Generalstreik beschlossen. Alle Betriebe stehen still. Die notwendige Versorgung der Bevölkerung wird aufrecht erhalten. Ein großer Teil der Garnison hat sich in geschlossenen Truppenkörpern mit Maschinengewehren und Geschützen dem Arbeiter= und Soldatenrat zur Verfügung gestellt. Die Bewegung wird gemeinschaftlich geleitet von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Unabhängigen sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Arbeiter, Soldaten, sorgt für Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. Es lebe die soziale Republik! Der Arbeiter= und Soldatenrat. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Willkommen im Waschhaus

Klönen und mangeln

Die Gropiusstadt entstand nach der Teilung Berlins im Süden Neuköllns zwischen 1962 bis 1975 auf Ackerflächen von Britz, Buckow und Rudow. Berlins erste Trabantenstadt hat 18.500 Wohnungen und wurde damals komplett ohne private Investoren finanziert. Deshalb waren 90 Prozent davon Sozialwohnungen. Der Mangel an ausreichend Baugrund zu Mauerzeiten wurde kompensiert, indem dichter und in die Höhe gebaut wurde. Vom ursprünglichen Konzept von Walter Gropius blieb wenig, dafür aber sein Name.

Reinschnuppern und rein waschen.                                                                                                                Foto: rr

Es rächte sich, nicht alle seine Vorgaben umgesetzt zu haben. Den öffentlichen Bereichen fehlte die Aufenthaltsqualität. Kieze entwickelten sich keine. Wohnungsbaugesellschaften bauen nur Wohnraum, kein Gewerbe. Dazu konzentrierte eine falsche soziale Bewirtschaftung in weiten Teilen der Gropiusstadt, besonders nach der Wiedervereinigung, den Anteil prekärer wie ausländischer Mieter. Mit erheblichen Wohnumfeldverbesserungen und einer Aufhebung der sozialen Wohnraumvergabe versuchte die Politik, präventiv dagegen anzusteuern. Seit 2006 ist deshalb ein Teil der Gropiusstadt Quartiersmanagementgebiet. Willkommen im Waschhaus weiterlesen

Weniger Zucker im Café

Zeitgeistig gesünderes Genießen in der Donaustraße

»Das Café« – ein unprätentiös schlichter, cleverer und überraschend eindeutiger Name. Doch so klein, nett, freundlich und normal dieses seit Januar sich hinterm Rathaus etabliert habende Café wirkt und ist: Es achtet mehr auf Gesundheit und Wohlbefinden als andere.

VORN Café, hinten Büro.                                                                                                                                 Foto: hlb

Alle wissen um den heutigen Zuckerwahnsinn, all die Zusatzstoffe und Allergieförderer, viele essen lieber bewusster und vorsichtiger. Dass das selbstverständlich und genussvoll funktionieren kann, beweisen Nadin Eberlein und ihr Team. Mit undogmatischem, geschmackvoll gepflegtem Einrichtungsambiente samt buntem Möbelmix von IKEA & Co. auf hellem Parkett und vor allem einer ordentlichen und ordentlich gefüllten Vitrine ist »Das Café« die Großstadtoase, die sie sein will. Weniger Zucker im Café weiterlesen

Kiez und Kneipe feiert im Sandmann

DAS KAPiTAL feiert auch

Die Anfänge der Kiez und Kneipe Neukölln waren mit 16 Seiten eher bescheiden. Aber das Klima in Neukölln ließ uns hoffen, dass eine lokale Zeitung ihre Leserschaft finden würde. Wir haben Recht behalten. Inzwischen ist die Zeitung 20 Seiten stark. Die Druckkosten und die Miete für die Redaktionsräume werden über Anzeigen finanziert. Darauf sind wir stolz und den Anzeigenkunden dankbar. Wir freuen uns über eine Stammleserschaft, die sich durch alle Generationen und sozialen Milieus zieht.
Mit Ihnen allen, den Lesern, den Anzeigenkunden und den Freunden der Kiez und Kneipe möchten wir am 10. November ab 19 Uhr unseren achten Geburtstag im »Sandmann« feiern. Für Essen ist gesorgt, Getränke müssen selbst bezahlt werden.
Ebenfalls am 10. November feiert DAS KAPiTAL seinen vierten Geburtstag. Der Inhaber Ismael Duà hat das Konzept mit seinem Kulturkiosk mit Kneipenbetrieb, in dem mit wissenschaftlicher Neugier Fragen gestellt werden, erfolgreich umgesetzt. Alle Freunde des KAPiTALS sind herzlich zum Ball eingeladen.

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Sandmann: Reuterstr. 7
DAS KAPiTAL: Karl-Marx-Platz 18