Vom Underdog zum Überflieger

Der Neuköllner Hausklub »Griessmühle« feiert seinen sechsten Geburtstag

Mit einem Biertisch, zwei Plattentellern und ein paar mittelmäßigen Boxen hat alles angefangen, im Garten der Sonnenallee 221. Sechs Jahre später ist die »Griessmühle« ein ausgewachsener Nachtklub mit einem Booking, das mit dem Niveau von legendären Läden wie »Tresor« oder »Berghain« locker mithalten kann.

Mucke, Gries und Futter.                                                                                                                                                          Foto: pr

Dadurch hat sich natürlich einiges verändert. Jedes Wochenende warten nun Menschen bis zu 30 Minuten in der Schlange vor dem Bretterverschlag, der die Grenze zwischen »draußen« und »drinnen« markiert. Das Publikum ist deutlich internationaler geworden, an der Tür muss jetzt selektiert werden. »Wir haben aber keine Attitude, wie die Leute aussehen müssen«, betont Geschäftsführer David »wer aber aggressiv ist oder schaut wie eine Eule, hat schlechte Chancen«.Fast täglich finden in der »Griessmühle« unterschiedlichste Veranstaltungen statt. Für David heißt das »sechs Tage schlafen, sieben Tage arbeiten«. Mit mittlerweile 50 Angestellten und nochmal halb so vielen Freelancern schmeißt er Neuköllns bekanntesten Club. Die Zusammenarbeit klappt gut, jeder kann selbstständig arbeiten: »Ich kann hier genau das machen, was ich möchte«, sagt Christopher, einer der Booker. »Griessmühle heißt für mich, frei und kreativ zu denken«.
Das Griessmühlenteam hat auch noch Lust auf mehr. Geplant ist eine Kantine direkt neben der Griessmühle, die dem angrenzenden Coworkingspace »Sonneninsel« und den Griessmühlenmitarbeiterinnen ein gutes und preiswertes Mittagessen bieten soll. Die Genehmigung ist schon da, demnächst soll es losgehen.
Den Traum vom alternativen Raum haben David und sein Team trotz Etablierung in der anerkannten Partylandschaft Berlins nicht aufgegeben. Auch dafür soll die neue Kantine genutzt werden: Veranstaltungen, die im normalen Club wegen des Kostenapparats keinen Platz finden, können hierhin ausweichen.
Aber auch Neukölln ist in den letzten sechs Jahren nicht stehen geblieben. Das Nachtleben floriert, eine Clubdichte wie in Friedrichshain oder Kreuzberg gibt es jedoch (zum Glück) immer noch nicht. Hier war die Gentrifizierung schneller, meint Christopher, dadurch sei jetzt kein Platz mehr für neue Clubs, weil dann die Anwohner sofort meckern würden.
Dass in Südneukölln neue Clubs entstehen könnten, bezweifelt auch David. In der »Griessmühle« aber wolle er auf jeden Fall weiterhin »schöne und wilde Veranstaltungen« machen. 

jt
Programm unter www.griessmuehle.de
Sonnenallee 221