Petras Tagebuch

Es regnet, es regnet…

Jeder Berliner kann seine Geschichte zu den Regenfällen am Donnerstag, den 29. Juni erzählen. Ich auch.
Abgesehen davon, dass an diesem Tag das Fahrradfahren nur möglich war in dem festen Glauben daran, dass die Autofahrer berücksichtigen, dass ich Brillenträgerin und blind bei Regen bin. Das haben alle erkannt, ich kam lebendig in der Redaktion an.
Als ich mich auf den Weg in die Genezarethkirche machte, in der Pfarrerin Elisabeth Kruse im Rahmen eines Gottesdienstes ihren Abschied feierte, wurde ich mit der nassen Realität konfrontiert. Beim Verlassen der Redaktion watete ich im Hof bis zu den Waden im Wasser. Glücklicherweise hatte ich keine Pumps an, und die Schuhe, die ich an diesem Tag trug, waren zwar durchnässt, haben aber die Nässe vertragen.
Zwangsläufig führte mich mein Weg über den Herrfurthplatz. Dort findet seit April immer donnerstags der Schillermarkt statt. Der Markt bot einen absonderlichen Eindruck: ein Gemüsestand, verborgen hinter Regenschutz, ein Kaffestand und zwei Käsestände trotzten dem Wetter. Bei dieser mageren Besetzung bot der Markt ein Angebot an Käse, das seinesgleichen sucht. Die beiden besten Käsehändler Berlins »Peppikäse« und »Knippenberg« hatten ihre Stände nebeneinander und ließen sich weder von Wind noch Regen beeindrucken. Kunden gab es nicht, denn bei dem Wetter ging keiner freiwillig vor die Tür.
Angekommen in der Kirche ergatterte ich einen Stuhl, unter dem durch das Abtropfen bald eine große Pfütze entstand.
Elisabeth Kruse, die zukünftig eine evangelische Gemeinde in Genua betreut, wurde in allen Ehren in einer vollen Kirche verabschiedet.
Die Pfarrerin geht, die Neuköllner sind darüber traurig, und der Himmel weint, was das Zeug hält.