Immer knapp vorbei

Fußball-Legende »SV Tasmania« in der 6. Liga

Ein Sonntag Ende Mai: während auf dem Tempelhofer Feld wieder mal Tausende den verschiedensten Freizeitbeschäftigungen nachgehen, findet am Neuköllner Rand des Geländes beinahe unbemerkt das Spitzenspiel der Berlin-Liga zwischen dem »SV Tasmania« und Tabellenführer »SC Staaken« statt. Die Partie hätte jedenfalls sicher mehr als die erschienenen 160 Besucher verdient.

Unverwüstliche Fans.                                                                                                                                                                 Foto: pr

Der »Werner-Seelenbinder-Sportpark« liegt ein Stück von der Oderstraße zurückversetzt, kein Schild weist an der Einfahrt auf die sportliche Heimat des Neuköllner Traditionsvereins hin. Ein Grund von sicher vielen, warum der Klub seit Längerem in der Sechstklassigkeit im Dornröschenschlaf liegt.
Die erfolgreichste Zeit erlebte »Tasmania« in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als der Club zur Nummer eins in Berlin wurde. Es folgte das wohl bekannteste Kapitel der Vereinsgeschichte: die Bundesliga-Saison 1965/66, die der Verein als bis heute schlechtester Bundesligaclub aller Zeiten abschloss. Die Bilanz von 108 Gegentoren und zehn Punkten (nach heutiger Rechenart) spricht Bände – und wurde zur Legende. Fluch und Segen – selbst konnte sich der Verein aber nur wenig davon kaufen.
Nach dem Bankrott und der Neugründung als »SV Tasmania« 1973 war die 3. Liga das Höchste der Gefühle. Zwischendurch ging es aber auch schon mal in die Bezirksliga runter. Seit fünf Jahren spielt »Tasmania« nun in der Berlin-Liga, verpasste den Aufstieg dabei zweimal lediglich um einen Platz. Auch im Berliner Pokalfinale unterlag der Verein zweimal als Außenseiter und verpasste so die Teilnahme am DFB-Pokal nur ganz knapp. So wird das Scheitern langsam zum Markenzeichen des Traditionsclubs.
Auch diese Saison wird es nichts mit den Blau-Weiß-Roten und dem Aufstieg werden: »Tasmania« verliert das Topspiel am Ende mit 0:1 und bleibt auch nächstes Jahr sechstklassig.
Nach dem Spiel sitzen die Fans auf den Bänken in der Sonne und trinken noch ein Bier – Mitglieder des Fanclubs »Tasmanische Teufel« ebenso wie Rentner, die von den goldenen Zeiten erzählen.
Es stellt sich dieses unbestimmte Gefühl ein: Sommer, Sonne, Grillduft. Der große Fußball mit all seinen Erfolgen und Events scheint meilenweit entfernt – und das ist auch gut so.

Hagen Nickelé
Letztes Saison-Heimspiel: SV Tasmania – TuS Makkabi, 05. Juni, 11 Uhr, Oderstraße 182
www.tasmania-berlin.de