»Fass-zination« Steelband

Der Karibik ganz nah

War es nur die Sehnsucht nach vertrauten Rhythmen, die mit zur Gründung der ersten Steelband in Deutschland führte? Ein Gründungsmitglied jedenfalls, Lehrer an der Clay Oberschule in Britz, kam aus den USA und wollte auch in Berlin seiner Leidenschaft nachgehen. Vor 40 Jahren, im Herbst 1977, wurde dann die »Tin Pan Alley Steelband« gebildet, die inzwischen zur Neuköllner Musikschule Paul Hindemith gehört.

Sommergefühle im Keller.                                                                                                                                                        Foto: rr

Das tragende Instrument, das den unvergleichlichen Sound ausmacht, wird Steelpan (Stahlpfanne), auch Steeldrum (Stahltrommel) genannt. Traditionell wird es aus einem alten Ölfass hergestellt. Zwei Bambus- oder Aluminiumklöppel mit einem Gummikopf entlocken den kunstvoll gestimmten Klangfeldern auf den Ölfassböden jene chrakteristischenTöne, die nicht nur hierzulande das »karibische Gefühl« erzeugen. Auf dem Weg zum Interview war der typische Steelband Klang schon von weitem aus dem Probenkeller zu hören. Die winterliche Tristesse der Neuköllner Donaustraße, dazu noch Dunkelheit, Kälte und Regen blendeten sich aus, und selbst die nüchternen Kellerräume mit ihren kalten, grellen Neonröhren konnten die Stimmung, in der Wärme, am Meer und im Urlaub zu sein, nicht mehr wegdrücken. Hinzu kam die Heiterkeit in den Gesichtern der Bandmitglieder und der flotte Rhythmus ihres Spieles, der sofort in die Glieder ging.
Die Entstehung der Steelpan ist reichlich sagenumwoben. Sicher ist, dass sie Anfang der 1930er Jahre auf den Karibikinseln Trinidad und Tobago entstand. Plausibel scheint, dass ein Verbot britischer Kolonialherren, das den Einheimischen das Trommeln auf afrikanischen Instrumenten untersagte, ihre Entwicklung begünstigte. Weil das Spielen auf ausrangierten Ölfässern nicht unter das Verbot fiel, wurden diese Fässer kontinuierlich zu immer edleren Klangkörpern verfeinert.
Aktuell hat die Band 17 Orchestermitglieder. Ihr Name »Tin Pan Alley« ist jener Straße in New Yorks Stadtteil Manhattan entlehnt, in der früher berühmte amerikanische Musikverlage residierten. Anfangs glaubte das Ensemble noch, selber ihre Instrumente herstellen zu können, aber für den echten Karibiksound genügten die nie. Heute ist die Band froh, geeignete Instrumente vor Ort beziehen zu können. Auch das regelmäßige Stimmen erledigt inzwischen ein Berliner.
Wer selbst gerne mitspielen oder nur das karibische Gefühl bei einem ihrer Auftritte erfahren möchte, findet passende Hinweise dazu auf ihrer Homepage: www.tpa-steelband.de. Dieses karibische Gefühl bleibt »unFassbar«.

rr