Flüchtling, kommst du nach MeckPomm

Ein Roman mit Witz und Ernst


Wie Flüchtlinge aus verödenden Landstrichen in Ostdeutschland blühende Landschaften machen könnten, erzählt Peter S. Kaspar in seinem ersten Roman »Der gute Mensch von Assuan« auf höchst unterhaltsame Weise.
Bei einem Besuch in Berlin lernt der ägyptische Milliardär Mansur Ghali einen Flüchtling kennen, der ihm von seiner Flucht und von den ernüchternden Erfahrungen des Lebens als Asylbewerber in Deutschland berichtet. Dem Unternehmer, der sein Geld mit dem Bau ganzer Städte gemacht hat, ist es völlig unverständlich, dass diesen Menschen verboten wird zu arbeiten, statt sich ihres Potentials zu bedienen. Denn wer die Flucht mit all ihren Gefahren heil überstanden habe, könne ja so dumm nicht sein, meint er.
Aber er hat eine Idee. Er sucht sich ein heruntergekommenes Dorf in Meck­lenburg-Vorpommern und lädt Flüchtlinge aus Berliner Unterkünften ein, sich dort niederzulassen. Gemeinsam mit ihnen baut er eine Mischung aus Wohnprojekt und Bildungsstätte auf und bietet ihnen damit die Möglichkeit, sich für den deutschen Arbeitsmarkt zu qualifizieren.Das Projekt ist nur bedingt legal, aber es ist amüsant zu lesen, wie phantasievoll Mansur Ghali die Gesetze unterläuft oder sich deren Lücken zunutze macht, wobei ihm die Kreuzberger Bürgermeisterin eine hilfreiche Verbündete ist. Dabei spart Kaspar nicht mit Seitenhieben auf die Berliner und besonders die Kreuzberger Politik und ihre Intrigen, die er bestens kennt, lebt und arbeitet er doch seit Jahren in diesem Bezirk.
Doch das ambitionierte Projekt sorgt nicht nur für einigen Wirbel in der Berliner Lokalpolitik, sondern stößt auch auf Widerstand bei der örtlichen Blut und Boden Fraktion, die ihre »national befreite Zone« verteidigen will, was dann auch noch zu einigem Mord und Totschlag führt, aber auch zu interessanten Begegnungen.
Neben dem Unterhaltungswert bietet der Roman viel Stoff zum Nachdenken und ist ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit im Umgang mit den Neuankömmlingen. Kaspar lässt Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten, zu Wort kommen. Der Leser erfährt, dass auf ihren Schultern oftmals die Existenz eines ganzen Familienclans ruht und dass ein Scheitern möglicherweise den Tod bedeutet. Es sind grausame Geschichten, durch die das Wort »Wirtschaftsflüchtling« eine ganz andere Bedeutung bekommt.
Auch wenn die Lösung des Problems, Zuwanderern Perspektiven zu bieten und gleichzeitig sterbenden Städten neues Leben einzuhauchen, auf den ersten Blick utopisch erscheint, bedenkenswert ist sie allemal. 

mr
Buchpremiere in Kooperation mit der Buchhandlung Leseglück:
18. Mai – 19:00 im Theater Expedition Metropolis, Ohlauer Str. 41, Eintritt 5 €.
Lesung im Rahmen der Langen Nacht des Strickens:
20. Mai – 20:00 in der »Wolllust«, Mittenwalder Str. 49,
Eintritt frei.