Young Newköllner Abgeordnete

Derya Çağlar, Anne Helm und Georg Kössler im Gespräch

Die Kiez und Kneipe traf sich mit den drei frisch gebackenen Abgeordneten der Koalition Rot/Rot/Grün (R2G) in einem Neuköllner Café. Anne Helm (Die Linke), Jahrgang 1986, Derya Çağlar (SPD), Jahrgang 1982 und Georg Kössler (Grüne), Jahrgang 1984 leben Koalition wie sie sich jeder Wähler vorstellt. Da gibt es keine parteilichen Vorbehalte gegeneinander, sie haben gemeinsame Interessen, die gleichen Schwierigkeiten, arbeiten zusammen und mögen sich.

Georg Kössler, Anne Helm und Derya Çağlar.                                                                               Foto: Simon Straub

Die größte Schwierigkeit, die sie haben, ist, sich in den politischen Betrieb einzuarbeiten. Wie werden Anfragen im Parlament gestellt, wie ist der Verwaltungsvorgang, und wer muss das alles absegnen? Nun verstehen sie, warum Entscheidungen so lange brauchen. Alle drei haben noch eins gemeinsam: sie brennen für ihre Tätigkeit im Berliner Abgeordnetenhaus.Zu Derya Çağlars Schwerpunkten gehört die Sicherheit. Sie fordert: »Nach den jüngsten Gewalttaten in Neukölln müssen Maßnahmen getroffen werden, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger überall sicher fühlen. Wir müssen die Angsträume identifizieren und im Einzelfall geeignete Maßnahmen umsetzen. Sei es eine bessere Beleuchtung von »dunklen Ecken« oder erhöhte Präsenz von Polizei oder Sicherheitspersonal, beispielsweise in U-Bahnhöfen.«
Eines ihrer großen Anliegen ist der Einsatz gegen Gewalt von Rechts. »Neukölln ist Vielfalt. Diese Vielfalt darf nicht durch rechte Gewalt gefährdet werden. Die Angriffe auf Demokratinnen und Demokraten und deren Eigentum zeigt, dass wir ein rechtes Gewaltproblem in Neukölln haben. Die Einsatzgruppen der Polizei gegen Rechtsextremismus sind ein erster Schritt des SPD-Innensenators Andreas Geisel zu zeigen, dass sich Neukölln nicht von rechter Gewalt einschüchtern lässt und sich entschieden dagegen stellt. Dies zeigen auch die vielen bürgerlichen Initiativen gegen Rechts, die ich gerne unterstütze.«
Daneben beschäftigt sie sich mit der Grundwasserthematik im Blumenviertel. Hier müsse auf Senatsebene eine Entscheidung getroffen werden, die nicht nur die wirtschaftlichen Interessen berücksichtigt, sondern besonders für die Anwohner Klarheit schafft.
Georg Kösslers Schwerpunkte sind Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, insbesondere die »Umweltgerechtigkeit«. »Gerade arme Menschen leiden besonders unter Lärm, schlechter Luft oder haben zu wenige Grünflächen in ihrer Gegend. Je ärmer man in Berlin ist, desto eher leidet man auch unter Umweltstress. In Nordneukölln ist das besonders sichtbar.«
Zudem möchte er ein Feinstaub-Alarmsystem in Berlin etablieren, damit alle wissen, wann es besonders giftig auf den Straßen ist. Die drei Messanlagen in Nordneukölln zeigen regelmäßig überhöhte Werte an. Wichtig ist ihm auch der Klimaschutz. »Wenn wir Häuser sanieren und dabei auf Maß und Mittel achten, dann haben die BewohnerInnen auch was von gesunkenen Heizkosten. Und wenn wir endlich mit »Mieterstrom« anfangen, dann können Menschen in Mietshäusern billigen Strom vom eigenen Dach beziehen.«
Zudem kämpft er dafür, dass das »Eine-Welt-Haus« auf dem Kindl-Gelände vom Senat mit finanziert wird, damit die Entwicklungsorganisationen endlich eine feste Heimat bekommen. »Wo wäre das besser, als in Neukölln?«
Anne Helm hat sich seit Beginn der Flüchtlingswelle lautstark und sehr engagiert für deren Interessen eingesetzt und wird es weiterhin tun. Zudem fordert sie eine bessere Ausstattung der Polizei, um die Bevölkerung besser zu schützen. Besonders hat sie rechte Übergriffe im Auge. Darunter haben die Neuköllner in jüngster Vergangenheit sehr gelitten. Außerdem befasst sie sich mit der Entwicklung von Strategien gegen Rechts und hat damit einen ausgemachten Feind: die AfD. Sie wird über die sozialen Medien heftig angegriffen. »Ich sehe mir das gar nicht mehr an. Meine Mitarbeiter legen mir nur ausgewählte Kommentare vor.«

ro