Ehrenamtliche Helfer in Blau

Unverzichtbar im Einsatz: das Technische Hilfswerk in Britz

In Britz, an der Haarlemerstraße, hat der Ortsverband des Technischen Hilfswerks Neukölln (THW), seit 1987 sein Domizil. Strategisch günstig befindet es sich in der Nähe der Stadtautobahn und nur wenige Meter vom Teltowkanal entfernt. Die Pressesprecherin Anja Villwock gewährte der Kiez und Kneipe einen interessanten Einblick. Es gibt hier 130 aktive, nur ehrenamtliche Helfer. Darunter sind 16 weiblich. Ebenfalls existiert eine gemischte Jugendgruppe. Jeder Donnerstagabend ist hier Trainingstag. Übende, auf die gerade herrschende klirrende Kälte angesprochen, antworteten gelassen, dass sie sich schließlich das Wetter bei realen Einsätzen auch nicht aussuchen könnten.

Hebekissen.                                                                                                                                                    Foto: Wolfgang Daube

Das THW wurde 1950 gegründet. Ein Jahr später entstand dieser Ortsverband, damals noch zusammen mit Kreuzberg. Er ist, wie alle anderen auch, eine Bevölkerungs- und Katastrophenschutzorganisation und untersteht dem Minister des Innern. Bundesweit ist die Farbe ultramarin Blau einheitlich für Mannschaftskleidung und Lackierung aller Fahrzeuge. Kurioserweise war diese durchgängige Kennfarbe damals auch eine Voraussetzung für eine Kfz-Steuerbefreiung aller Fahrzeuge. Bundesweit hat das THW nur 800 fest Angestellte. Ehrenamtlich dagegen engagieren sich in 668 Ortsverbänden 80.000 THW-Angehörige, von ihnen sind 10.000 weiblich. Aktiv sind 42.000 Einsatzkräfte. Doch die opferten allein 2015 für Hilfseinsätze unentgeltlich mehr als 1,3 Millionen Stunden ihrer Freizeit.
Der gesetzliche Auftrag des THW besteht vorrangig in technischer Hilfe bei örtlicher Gefahrenabwehr. Den THW anfordern darf die Feuerwehr, Polizei oder kommunale Sicherheitsbehörden. Daneben gibt es den bundesweiten Bevölkerungsschutz, aber auch weltweite technische Hilfseinsätze im Auftrag der Bundesregierung.
Kurz vor meinem Besuch halfen Neuköllner THWler, eine Einsatzstelle der Feuerwehr, der frühen Dunkelheit wegen, auszuleuchten. Vorbereitet sind sie auf Orten, Retten, Bergen, Abstützen, Räumen, Sprengen, Bekämpfen von Überschwemmungen, Brückenbau, Trinkwasser- und Elektroversorgung und vieles mehr. Nicht alle Einsätze sind dabei so publicityträchtige Aktionen wie das Abstützen der ehemals einsturzgefährdeten Berliner Kongresshalle oder nach dem Anschlag auf dem Breitscheidtplatz die nachträgliche Sicherung der großen Berliner Weihnachtsmärk­te durch Poller. Zu den angenehmen Einsätzen zählt das jährliche Verkabeln und Beleuchten des Rixdorfer Weihnachtsmarktes.
Dass auf dem Freigelände in Britz der Umgang mit Werkzeugen und Geräten realistisch geprobt werden kann, ermög­licht ein Übungsareal mit Graben, Kriechgang, einer Trümmerstrecke und einem Übungsturm. Alles unmittelbar neben den Wartungs-, Werkzeug-, Lager- und Fahrzeughallen. Leider vermisst ihre Sondereinsatzeinheit Wasser noch immer den lange geplanten eigenen Bootsanleger. Dennoch sind hier die ehrenamtlichen Helfer in Blau hoch motiviert, bestens geschult und ausgerüstet. Hoffen wir, dass sie mehrheitlich nur zum Üben ausrücken müssen.

rr