Wenn der Ausnahmezustand eintritt

Studie zur Katastrophenbewältigung in Neukölln

Hitzewellen, Starkregen, Stromausfall oder akute Wirtschaftskrisen – Szenarien, die die Gesellschaft auf die Probe stellen. Das interdisziplinäre Forschungszentrum der Freien Universität Berlin (FU) widmet sich dem Umgang der Bevölkerung mit solchen Situationen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt »Involve« untersucht Katastrophenmanagement und freiwilliges Engagement kulturvergleichend in Deutschland und Indien. Dazu werden in drei Regionen Deutschlands Befragungen durchgeführt, darunter in Neukölln.

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Auch bei Sturmkatastrophen ist das THW im Einsatz.                                                Foto: THW/Peter Gaser

Vulnerabilitäts- und Resilienzforschung wird dieser Bereich genannt, in dem Soziologen, Geo­graphen und Philosophen zusammenarbeiten um herauszufinden, wie Menschen heutzutage auf eine Katastrophe reagieren würden. Stefanie Reiter ist Teil des Projektteams der FU. »Das wissenschaftliche Interesse an dieser Erhebung ist das Bild und die Erwartungen, die die verschiedenen Akteure von solchen Szenarien haben«, erklärt die Geographin. Der Fragebogen reicht von Fragen zum sozialen Umfeld und zur persönlichen Zufriedenheit bis zur Einschätzung politischer Institutionen und dem Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird. Außerdem wird die Hilfsbereitschaft in Notsituationen erfragt. Dennoch gehe es hier nicht um den Gehorsam der Bevölkerung in Ausnahmezuständen, so Reiter, die Studie sei rein wissenschaftlich und die Ergebnisse dienten darüber hinaus lediglich der Katastrophenvorsorge.
Die starke Betonung des Ehrenamtes auf der Internetseite des Projekts wirkt fast, als seien hier indirekt Freiwillige gesucht. Dies ist laut Reiter nicht der Fall, dennoch könnten die gewonnen Informationen in einem zweiten Schritt dabei helfen, Ehrenamtliche besser auszubilden. Dass das Ehrenamt im Katastrophenschutz eine so wichtige Rolle spiele, sei das Ergebnis eines historisch gewachsenen Prozesses. »Diese Rolle kann hinterfragt und diskutiert werden. Die Aufgabenverteilung zwischen Staat und Ehrenamt wird ständig neu ausgehandelt«, sagt die Wissenschaftlerin», und man kann sich nicht immer auf den Staat verlassen.« Auch Monika Fritsch-Behrens vom »Netzwerk Ehrenamt Neukölln« sieht eine gewisse Eigenverantwortlichkeit bei den Menschen. Der Staat müsse allerdings die Rahmenbedingungen schaffen. Bleibt nur die Frage, wieso so überlebenswichtige Arbeit nicht bezahlt wird. »Das geben wohl die Finanztöpfe nicht her«, meint die hauptamtliche Sozialarbeiterin.

jt
Teilnahme an der Befragung bis 31.12. online unter www.involve-project.com/befragung/ oder im Bezirksamt.
Wer sich direkt engagiern möchte, findet hier Informatioen zum THW Neukölln:
https://ov-neukoelln.thw.de/