Das Problem der Zeit

Vortrag im »KINDL-Zentrum«

Die Ausstellung »How Long is Now?« ist eine der beiden Ausstellungen, mit denen das Maschinenhaus des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst« Ende Oktober nach langer Wartezeit endlich eröffnet wurde. Die sehenswerte Gruppenaustellung, die den unteren Bereich des Maschinenhauses (M0) einnimmt, beschäftigt sich mit dem Thema der Zeitgenossenschaft und der Schwierigkeit des Künstlers, die Zeit, in der er selbst lebt, kritisch zu reflektieren.
Der Medientheoretiker Knut Ebeling, Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, versuchte in seinem einstündigen Vortrag »How Deep is now? Eine Archäologie des Zeitgenössischen«, den er am 24.November in den Räumen der Ausstellung vor einem interessierten Publikum hielt, sich dem Thema theoretisch zu nähern. Am Beispiel eines Bildes aus der Ausstellung, das einen Wassertropfen zeigt, kurz bevor er zu Boden fällt, führt Ebeling aus, dass die Gegenwart für uns nicht fassbar ist, sie entrinnt uns ständig bei dem Versuch, sie festzuhalten. Die Zeit ist flüchtig, jeder Moment bereits vergangen, wenn man sich seiner bewusst wird. Dies macht es auch so schwierig, zeitgenössische Kunst zu bewerten und einzuordnen. Der reflektorische Blick ist für das Zeitgenössische ungeeignet. Indem wir es verstehen wollen, verstellen wir uns selbst den Blick. Da die in der Kunstgeschichte und den Geschichtswissenschaften verwendeten Theorien und Methoden auf den zeitgenössischen Diskurs nicht anwendbar sind, schlägt Ebeling eine »Archäologie des Zeitgenössischen« vor, da die Archäologie sich im Gegensatz zur Geschichtswissenschaft nicht mit Texten, sondern mit den Dingen selbst, also mit dem Materiellen beschäftigt. Eine schlüssige Erklärung, warum der materielle Ansatz das Problem der Flüchtigkeit des Zeitgenössischen auflösen könne, wird wohl in der Fortsetzung des Vortrags geliefert werden.

rb
How Long is Now? Ausstellung im Maschinenhaus M0 des »KINDL«